Modemesse: Designerin Annette Görtz setzt ein Zeichen für Düsseldorf

Mitten in der Diskussion um die Zukunft der Modestadt eröffnet Annette Görtz ihren neuen Showroom hier – ganz bewusst.

Düsseldorf. Das alte Parkett schwarz eingefärbt, ein massiver Holztresen aus Paris, Designer-Lüster, dazu der alte Stuck an den Wänden. Modedesignerin Annette Görtz hat sich an der Cecilienallee ein echtes Schmuckstück gesichert.

Ihr neuer Showroom in der Art-Déco-Villa eröffnet morgen pünktlich zum trubeligen Messewochenende. Dass die Marke mitten in der Diskussion um die vage Zukunft des Modestandorts kräftig in die Düsseldorfer Adresse investiert hat, ist kein Zufall. "Es ist ein bisschen Zeichen setzen", sagt Annette Görtz.

Die 50-Jährige ist selbst ein echtes Düsseldorf- und Messegewächs. Vor zwei Jahrzehnten stellte sie ihre Mode als förderungswürdige Jungdesignerin in Stockum aus.

"Die Messe war immer eine gute Startmöglichkeit", sagt Görtz. "Denn in einem Showroom wird man ja nicht entdeckt." Die Frau, die ihre Kollektionen heute in die ganze Welt verkauft, gehört zu den Verfechtern einer Modemesse in der Modestadt - damit die jungen Wilden eine Chance haben, heranzuwachsen und die Szene zu beleben.

Ob die Messe aber für immer bleiben muss, wie und wo sie ist - da ist Annette Görtz unsicher: "Es muss eine Plattform geben. Aber warum nicht in Zelten oder auf Booten auf dem Rhein?"

An Düsseldorf jedenfalls ist für Annette Görtz nicht zu rütteln. Im WZ-Center an der Kö hat sie mit "Milian" (nach ihrem Sohn Maximilian benannt) ein eigenes Geschäft, der Showroom an der Cecilienallee ist deutschland- und weltweit der einzige, den sie mit ihrem Mann zusammen selbst betreibt.

300 Orderkunden aus aller Welt hat sie zur Eröffnung morgen Abend und zur Präsentation ihrer neuen Kollektion in die Landeshauptstadt geladen. "Das geht bis nach Amerika und Russland", sagt sie. Eine handfeste Leistung für eine einzelne Marke.

Für Hans-J. Wiethoff vom Fashion Square steht fest, dass die 400 Düsseldorfer Showrooms längst die Herrschaft über den Modestandort übernommen haben. Er hat deshalb jetzt die Marke "Fashion Week Düsseldorf" (FWD) kreiert.

Sie soll den Showrooms einen Oberbegriff geben, eine Klammer. Und ein Erkennungszeichen - selbst, wenn es die CPD einmal nicht mehr geben sollte. Modenschauen, Events und Kulturprojekte sollen künftig aus den Reihen der Showroombetreiber organisiert werden.

"Wir arbeiten daran, Hauptsponsoren zu gewinnen", kündigt Wiethoff an. Und schielt damit wohl nicht zuletzt nach Berlin, wo Mercedes Benz die Zeche für den großen Star-Rummel zahlt.

"Das wäre die Lösung", kann sich auch Annette Görtz vorstellen. In ihren Augen ist wichtig, dass es in Düsseldorf einen festen Termin gibt, an den sich alle Akteure halten. "Ansonsten würde es sehr anonym. Das wäre schade." Sie befürchtet ein zerfasertes Nebeneinander-her der Showrooms - und dabei liebt sie den Trubel und das Schlag auf Schlag der Messewochenenden.

Dass die Showroombetreiber in der Lage sind, Termine zu setzen, zeigt nicht nur Annette Görtz. Auch die großen Marken aus der Halle 29 haben sich zusammengetan: Gerry Weber, Bugatti, Gardeur, Seidensticker und andere laden am Messesonntag um 19.30 Uhr zur "Fashion Night" ins Innside an der Rheinmetall-Allee. Hotel und Villa gegen Messehalle - oder neben Messehalle? Dieses Wochenende bietet mehr Anreize denn je für die Zukunft der Modestadt.

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