Arena Mitsingen beim Weihnachtssingen: Macher kündigen neues Konzept an

Düsseldorf · Mitorganisator Hans-Jürgen Tüllmann räumt Fehler ein. Er sagt: „Wir mussten Lehrgeld zahlen.“

 Blick in die Arena beim ersten großen Weihnachtssingen mit 30 000 Besuchern.

Blick in die Arena beim ersten großen Weihnachtssingen mit 30 000 Besuchern.

Foto: obs/Das grosse Weihnachtssingen

Am Mittwoch trafen sich die Veranstalter des Großen Weihnachtssingens – Jochen Gasser, Hans-Jürgen Tüllman und Stefan Kleinehr –, um Resümee zu ziehen und neue Impulse für das diesjährige Event in der Arena am 15. Dezember zu diskutieren. CC-Geschäftsführer Tüllman nahm sich trotz Session Zeit und stellte sich unseren Fragen.

Herr Tüllmann, Sie haben sich mit Ihren Mitveranstaltern getroffen, um ein Fazit des ersten großen Weihnachtssingens in der Arena zu ziehen. Wie war die Stimmung?

Hans-Jürgen Tüllmann: Es war ein absolut konstruktives und gutes Gespräch, in dem wir die Vor- und Nachteile der Veranstaltung durchgesprochen haben. Es gibt viele Dinge, die sind absolut verbesserungswürdig und wir nehmen die Kritik der Besucher sehr ernst. Wir haben eine große, gute Show abgeliefert, sind aber an dem Hauptthema – dem gemeinsamen Singen – ein wenig vorbeigeschlittert. Das ist der Kernpunkt der ganzen Geschichte. Es gab manche technische Belange, die uns nicht ganz geglückt sind, doch die werden wir rigoros beim nächsten Weihnachtssingen ändern.

Es gab im Nachklang durchaus gemischte Rückmeldungen, gerade was das Mitsingen anging. Aber ist das Problem nicht schon automatisch in so einer Art von Veranstaltung angelegt?

Tüllmann: Nein. Wir haben den Fehler gemacht, dass wir eine unglückliche Mischung hatten. Wer soll bei Paul Potts mitsingen können? Das ist ein Show-Act, da kann man zuhören, wenn er seine Lieder singt. Gleiches galt auch für Patricia Kelly, auch wenn sie versucht hat, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Sie hatte eine Eigendynamik in ihren Liedern und das erschwert das Mitsingen sehr.

War diese Art der Interpretation abgesprochen mit den Künstlern?

Tüllmann: Paul Potts war in der Tat als Show-Act geplant. Der Fehler lag bei uns. Wir hätten den Künstlern viel strikter sagen müssen, worauf es bei diesem Event ankommt. Aufs Singen.

Lassen Sie uns in die Zukunft schauen. Was soll sich ändern?

Tüllmann: Wir werden nur noch die ganz klassischen Weihnachtslieder in das Programm nehmen. Diese sollen auch klassisch gesungen werden, ohne ausladende Verzierungen. „O Tannenbaum“ beispielsweise wird so gesungen, wie es jeder kennt und singen kann. Dafür suchen wir uns die wichtigsten 20 Weihnachtslieder aus. So können wir der Veranstaltung ein stimmigeres Profil geben als es jetzt war. Ich empfand den Abend aber grundsätzlich nicht als schlecht – man zahlt 20 Euro, kann dafür Paul Potts, Brinks oder Kelly erleben. Von der Qualität her war das sehr gut, aber das Singen ist zu kurz gekommen. Wir planen zudem die Texte der Lieder noch besser auf den Screens der Arena für das Mitsingen zu gestalten. Es waren aber auch einige Lieder dabei, die so oder so schwer zum Mitsingen waren. Wir wollen zukünftig daher ganz klar vorgeben, welche Lieder gesungen werden.

Das Konzept ändert sich von Grund auf?

Tüllmann: Nicht von Grund auf. Wir überlegen, ob wir ein Show-Act wie Paul Potts immer noch in der Form haben werden, aber das wird dann als ein Programmpunkt anmoderiert. Aber 70 bis 80 Prozent der gesamten Veranstaltung soll sich zukünftig dem klassischen Singen von Liedern widmen. Aus dem Grunde werden wir die Acts sehr reduzieren. Lokale Künstler spielen in Zukunft dann eine tragende Rolle.

Also mehr Begleitung für das gemeinsame Singen, als Künstler, die sich präsentieren?

Tüllmann: Das Orchester werden wir wieder haben – das war sensationell unter der Leitung von Michael Kuhl. Dann arbeiten wir noch an der Akustik.

Die dürfte aber grundsätzlich schwierig sein in der Arena.

Tüllmann: Wir haben alles versucht, aber in den Ecken war die Akustik für manche Teile des Publikums sehr schlecht. Doch jetzt wissen wir das. Wenn wir diese Punkte alle gelöst bekommen, denke ich, dass das Thema auf einen guten Weg gebracht ist. Durch das neue Konzept wird auch weniger moderiert als beim letzten Mal; zudem planen wir nur noch eine Bühne in der Mitte.

Gibt es denn schon Künstler, die man ankündigen könnte?

Tüllmann: Ich möchte natürlich nicht allzu sehr vorgreifen. Wir müssen mit den Künstlern erst einmal die Details besprechen. Wir hatten am Mittwoch unser erstes Treffen nach dem Weihnachtssingen und fangen jetzt an, die Planungen festzuzurren.

Eine andere Sache. Sie hatten um die 30 000 Besucher. Es stand im Raum, man möchte einen neuen Rekord aufstellen. Ist Ihnen sowas wichtig?

Tüllmann: Nein, überhaupt nicht. Das hatte man uns in gewisser Weise in den Mund gelegt. Wenn man uns sagt, der Rekord liegt bei der oder der Menge an Zuschauern und fragt, ob man Ambitionen hätte, diesen zu knacken, da sagt man natürlich Ja. Aber wir sind so froh über die 30 000 Besucher für diese erste Veranstaltung. Das ist doch sensationell. Auch der Hintergrund, dass die Bürgerstiftung von jeder Karte einen Euro erhielt. Es sollte ja auch so etwas wie die Abschlussveranstaltung von „Düsseldorf setzt ein Zeichen – für Mitmenschlichkeit und gegen Ausgrenzung“ sein.

Dennoch die Frage: Wie passt so eine Veranstaltung von solchen Ausmaßen zu Weihnachten? Können Sie verstehen, wenn es Menschen gibt, die das als Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes betrachten?

Tüllmann: Eine so große Veranstaltung ist mit immensen Kosten verbunden. Die Arena muss angemietet werden, die Künstler, die Technik, Security usw. muss bezahlt werden. Um nur einiges zu nennen. Wenn man so möchte, ist alles Kommerz. Auch die Menschen, die eine solche Veranstaltung machen, müssen abgesichert und hinterher dafür entlohnt werden. Man muss erst einmal sowas auf die Beine stellen. Zu erleben wie 30 000 Menschen singen, ist schon ein sehr schönes Gefühl. Das Schöne an dieser Arena ist, dass man – vor allem, weil sie überdacht ist – eine ganz wunderbare Weihnachtsatmosphäre aufkommen lassen kann. Für viele Menschen bedeutet Weihnachten zusammen zu singen.

Lassen Sie uns zum Schluss über Ihr finanzielles Fazit sprechen.

Tüllmann: Wir müssen ein bisschen Lehrgeld zahlen, aber es ist in Ordnung. Zahlen möchte ich jetzt nicht nennen.

Hat es Konsequenzen für die wirtschaftliche Planung?

Tüllmann: Wir werden verschiedene Kosten die wir hatten, dieses Jahr nicht mehr aufwenden müssen, weil einiges überflüssig geworden ist. Wenn man eine Veranstaltung zum ersten Mal macht, gibt es auch Kosten, die man beim zweiten Mal nicht mehr hat.

Sie haben doch vorher durchgerechnet?

Tüllmann: Ja, wenn das alles wunderbar gelaufen wäre und 50 000 Menschen gekommen wären, hätten wir über dieses Thema nicht reden müssen. Aber wir haben wirklich gute Stellschrauben, um das Finanzielle im Rahmen zu halten.

Werden die Preise angepasst?

Tüllmann: Am Kartenpreis wird nichts geändert. Es soll für jeden erschwinglich sein. Ich fand unsere Preise für das, was wir geboten haben, absolut in Ordnung. Da gab es auch nur positive Rückmeldungen von allen Seiten.

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