Mit Wucht ins Schumann-Jahr

Der Gastdirigent Hubert Soudant brachte die Düsys auf Trab.

Düsseldorf. Die musikalische Begrüßung des Jahres 2010 war mit einem weiteren Auftakt verbunden, nämlich dem Start des Schumann-Jahrs. Anlässlich des 200. Geburtstags von Robert Schumann (1810-1856) sollen in Düsseldorf alle Werke des Komponisten erklingen. Was lag also näher, als in der Tonhalle mit Schumanns "Neujahrslied" op. 144 zu beginnen? Geleitet von dem Gastdirigenten Hubert Soudant boten die Düsseldorfer Symphoniker sowie der Chor des Städtischen Musikvereins und vier Gesangssolisten diese einst von Schumann selber in Düsseldorf uraufgeführte Rückert-Vertonung.

Der neue Generalmusikdirektor Andrey Boreyko ließ unterdessen die Gelegenheit, das erste Neujahrskonzert seiner Amtszeit selber zu dirigieren, ungenutzt. Mit Hubert Soudant fand sich aber immerhin ein Dirigent von Weltruf, der das Orchester kräftig auf Trab bringen konnte. Der Niederländer war 13 Jahre lang stilprägender Chefdirigent des Salzburger Mozarteum-Orchesters und bekleidet eine solche Position seit 2004 beim Tokyo Symphony Orchestra. Soudant holt beim Dirigieren weit aus, macht große Armbewegungen, was er unermüdlich durchzuhalten vermag. Das Dirigat entfaltet dabei viel Kraft. Schon Schumanns Neujahrslied, wo auch der Chor seinen großen Auftritt hat, besitzt enorme Wucht. Die "Träumerei" in der Orchesterfassung von Josef Strauß kurz vor der Pause machte aber eher ratlos. Das die Melodie tragende Violinsolo der Konzertmeisterin Franziska Früh kam so brav und nüchtern daher wie eine Pflichtübung.

Umso stimmungsvoller gelangen die Walzer und Polkas aus der Strauß-Dynastie. "Unter Donner und Blitz", "Frühlingsstimmenwalzer" und "An der schönen blauen Donau" machten einfach gute Laune, zumal die Symphoniker unter Soudants Anleitung Rhythmus und Melodie der beschwingten Orchesterstücke geschickt herauskitzelten. Besonders elegant glitt der Schlittschuh-Walzer des "Elsässer Johann Strauß" Emile Waldteufel dahin. Die sich stetig wiederholende Melodie wurde zum Ohrwurm. Das Neujahrspublikum klatschte begeistert Beifall - vor allem nach der Zugabe, dem unverwüstlichen "Radetzky-Marsch". Die musikalische Farbenpracht tröstete auch darüber hinweg, dass auf dem Podium nicht die Spur von festlichem Blumenschmuck zu sehen war.

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