Mit „Stacheln“ gegen Diskriminierung

Sabra nennt sich eine neue Servicestelle der Jüdischen Gemeinde für Antidiskriminierungsarbeit.

Mit „Stacheln“ gegen Diskriminierung
Foto: Gstettenbauer

Düsseldorf. Die Abkürzung für die neue Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus lautet „Sabra“. Im Hebräischen gibt es dieses Wort, und es bedeutet „Kaktus“. Man wolle auch etwas unbequem sein, sagt Initiatorin Olga Rosow, Leiterin der Sozialabteilung bei der Integrationsagentur des Jüdischen Landesverbandes. Gemeinsam mit dem NRW-Familienministerium und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ist das Zentrum an der Bankstraße 57 ins Leben gerufen worden.

„Für unsere Klienten wollen wir auch schon mal Stacheln zeigen“, sagt Rosow. Denn schon lange beschäftige sie die Tatsache, dass sich immer wieder Menschen bei ihr melden würden, die unter Diskriminierung leiden. „Man geht dann nicht gleich zur Polizei, aber das ungute Gefühl ist nun mal da.“ Und an dieser Stelle werde in der Sabra angesetzt.

„Ich finde, es war höchste Zeit dafür“, sagt Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. „Sogar unsere Kinder in Kindergärten und Schulen sind Pöbeleien ausgesetzt und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.“

Für ihn stelle sich manchmal die Frage, ob man in diesem Land überhaupt noch leben wolle. Dann wird Horowitz wieder versöhnlicher. Zum Wort „Sabra“ ergänzt er noch, es sei auch der Name für einen gebürtigen Israeli. Der habe nämlich oft eine raue, stachelige Schale, aber einen weichen, süßen Kern.

Zwei Fachkräfte, Riccarda Blaeser und Sophie Brüss, sind für die Aufgabe gewonnen worden und teilen sich eine Stelle. „Wir sind montags bis freitags vormittags für die Betroffenen da, donnerstags ganztägig“, sagt Blaeser. Man kümmere sich um alle möglichen Betroffenen, vermittle sie aber auch gegebenenfalls an andere Stellen.

Die Beratungsstelle steht allen Menschen mit Diskriminierungserfahrung und deren Angehörigen offen. Das besondere Augenmerk soll auf der Beratung derer liegen, die von Antisemitismus und Judenfeindlichkeit betroffen sind. In der Präventionsarbeit unterstützt Sabra Institutionen, die sich mit dem Thema Rassismus und Antisemitismus auseinandersetzen. Zur Beratung gehört die Begleitung durch den Lösungsprozess und bei Bedarf eine qualifizierte Vermittlung an andere zuständige Einrichtungen, Dienste und Ämter. Es sollen im Sinne der Prävention unter anderem sensibilisierende Workshops für Schulen, Unternehmen und Behörden veranstaltet werden.

Bei der Eröffnung gab es ein religiöses Ritual: Rabbiner Kaplan blies ein archaisches Tierhorn, was symbolisch ist für „Reden statt kämpfen“. An der Türzarge zur neuen Servicestelle wurde noch ein kleines Kästchen mit einer Gebetsrolle angebracht, auf der steht: „Es gibt nur einen Gott“. Solche Vorkehrungen sollen jeder Stätte nach altem Brauch Schutz gewähren. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 94 19 59 88. Die Webseite ist noch nicht ganz aktiv. Mailen kann man aber schon heute an [email protected]

www.sabra-jgdus.de

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