Düsseldorf Misshandlung in der Räuberhöhle - Angeklagte wollen sich nicht äußern

Prozess gegen fünf ehemalige Educon-Mitarbeiter beginnt nach fünf Jahren. 200 Stunden Videomaterial ausgewertet.

Düsseldorf: Misshandlung in der Räuberhöhle - Angeklagte wollen sich nicht äußern
Foto: dpa

Düsseldorf. Mehr als fünf Jahre hat die Staatsanwaltschaft gegen ehemalige Mitarbeiter der gemeinnützigen Educon GmbH ermittelt. In der Einrichtung sollen systematisch Kinder im Alter von 9 bis 15 Jahren misshandelt und gequält worden sein. Am Donnerstag hat der Prozess gegen die Angeklagten begonnen. Keiner der ehemaligen Mitarbeiter wollte sich bisher vor Gericht zu den Vorwürfen äußern.

Problematisch ist das Verfahren aus mehreren Gründen. Denn die angeklagten Taten liegen zum Teil schon zehn Jahre zurück. Zwischen 2006 und 2008 unterhielt die Educon zwei Wohngruppen in Hilden, die „Räuberhöhle“ und das „Lernfenster“. Hier wurden Kinder mit geistig und körperlicher Behinderung mit der so genannten Festhaltetherapie behandelt. Zu dieser umstrittenen Methode gehört auch, das Kinder gegen ihren Willen festgehalten werden. Diese Therapie soll allerdings völlig aus dem Ruder gelaufen sein.

200 Stunden Videomaterial hat die Staatsanwaltschaft ausgewertet. Darauf sollen so genannte „Teppichrunden“ gefilmt worden sein. Kinder, die auf einem Stuhl saßen, seien immer wieder umgeworfen worden. Danach mussten die Jungen und Mädchen den Stuhl selbst wieder aufstellen. Das soll sich bis zur völligen Erschöpfung der Opfer wiederholt haben.

Ein Geschädigter soll tagelang eingesperrt worden sein, andere wurden angeblich festgebunden. Außerdem soll Kindern und Jugendlichen das Essen verweigert worden sein wenn sie nicht gehorchten. „Es war alles darauf angelegt, den Willen der Kinder zu brechen“, hatte eine betroffene Mutter der WZ damals berichtet. Sie hatte mit ihrem Sohn selbst an einem Seminar zur Festhalte-Therapie teilgenommen, die zunächst auch gut angeschlagen habe. Doch in der „Räuberhöhle“ habe ihr Sohn „Rotz und Wasser“ geheult: „Es ist ein Unterschied, wenn eine Mutter das tut. Aber das waren Fremde.“

Ein anderer ehemaliger Schützling der Graf-Recke-Stiftung berichtete, dass es schon in den achtziger Jahren Misshandlungen im damaligen Kinderheim Neu-Düsselthal gegeben haben soll. Er sei immer wieder geschlagen worden.

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