Millionen für digitales Kino

An der neuen Technik kommt niemand vorbei. Aber die Investitionen für die Betreiber sind hoch.

Düsseldorf. „Wir müssen den Mercedes nehmen, obwohl wir ihn gar nicht brauchen.“ Kalle Somnitz ist von der Digitalisierung der Kinos nicht sonderlich begeistert. Die großen Verleiher schreiben Kinobetreibern wie ihm vor, auf welchen Projektoren ihre Filme laufen dürfen und auf welchen nicht. Will Somnitz weiterhin Produktionen dieser Verleiher spielen, muss er in Hochleistungsgeräte für 70 000 Euro das Stück investieren.

Nicht anders sieht es bei den Multiplex-Kinos aus: Das UCI im Medienhafen bespielt bereits alle neun Säle in digitaler Qualität. Sebastian Riech vom Ufa-Palast am Hauptbahnhof beschreibt den Zeitplan für sein Kino: „Zurzeit zeigen wir in vier Sälen digital. Bis November werden wir alle zwölf Säle umgerüstet haben.“ Das kostet ihn etwa 1,2 Millionen Euro. Einen großen Teil davon wird er von den Verleihern in den nächsten Jahren erstattet bekommen. Eine freie Wahl war das dennoch nicht, das räumt auch Riech ein. Positiv für den Kinokunden: Bild und Ton sind deutlich besser als bei der bisherigen analogen Technik.

Auf 500 000 Euro belaufen sich die Investitionskosten für die sieben Säle der Düsseldorfer Filmkunstkinos. „Zum Glück sind bei uns Filmstiftung, Land, Bund und auch die EU eingestiegen“, sagt Somnitz. Zurzeit schreibt er Förderanträge und rechnet mit etwa 15 Prozent Eigenbeteiligung.

Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Kinos umgerüstet sein. Nicht eingerechnet sind die Einbaukosten: „Wir müssen für diese Trums zum Teil Türen vergrößern und Vorführräume klimatisieren. Bei 30 Grad stellen die sich nämlich ab.“

Richtig teuer wird es, wenn man auf den Stromverbrauch schaut. „Zurzeit laufen die Projektoren in den kleineren Kinos wie dem Bambi mit 500 Watt. Demnächst werden das 2000 Watt sein.“

Dass an dieser Entwicklung niemand vorbeikommt, zeigt sich schon jetzt deutlich. „Die Qualität der Kopien wird immer schlechter“, erklärt der Fachmann. Das Material der 35 Millimeter breiten Filme auf Rollen sei dünner als früher, dadurch lasse sich der Film nicht mehr so scharf stellen. Wenn er „Ben Hur“ aus den 50er Jahren einlege, sei das Bild wie gestochen. Wie gestochen bleibt es bei der digitalen Technik. Auf einer mobilen Festplatte sind die Daten gespeichert. Schon bald bieten die Verleiher nur noch digitale Kopien an.

Es ist bei weitem nicht so, als habe man sich bei den Filmkunstkinos nicht schon früh für diese technische Entwicklung interessiert. „Das Atelier hat als erstes Kino in Düsseldorf auf digital umgestellt. Noch vor dem UCI.“ Genutzt wird das Leasinggerät zurzeit vor allem für Werbung und Live-Übertragungen von Konzerten. Allerdings hat die digitale Ausstattung im Atelier dem Haus auch einen Rekord beschert: 10 000 Besucher haben sich Wim Wenders 3D-Film „Pina“ angeschaut, der nur mit digitaler Technik gezeigt werden kann. So viele Zuschauer hat noch kein Film in die fünf Düsseldorfer Arthouse-Kinos gelockt.

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