Michaela Schaffraths Weg vom Pornofilm zum Theater: "Ich bereue nichts"

Michaela Schaffrath gastiert als Schauspielerin mit „Zärtliche Machos“ im Theater an der Kö. Früher spielte sie in Pornos.

Düsseldorf. Kurz vor Ferienende und vor Beginn der neuen Theatersaison soll’s noch mal krachen, zumindest zum Brüllen komisch soll’s werden — im Theater an der Kö. „Zärtliche Machos“ heißt der Boulevard-Knüller über eine Männer-Wohngemeinschaft mit Opa, Vater und Enkel. Inszeniert von Hausherr René Heinersdorff, gespielt von illustren Gästen wie Hans-Jürgen Bäumler und Michaela Schaffrath, die als temperamentvolle Cecilia die eingeschworene WG aufmischt. Bekannt wurde Schaffrath, Jahrgang 1970, weil sie einen ungewöhnlichen Sprung geschafft hat — von einer Pornodarstellerin hin zu einer anerkannten Schauspielerin auf Bühne und Mattscheibe.

Frau Schaffrath, wie sind Sie zur Schauspielerin geworden?

Michaela Schaffrath: Ich hab mich 2000 bewusst von der Erotikbranche verabschiedet und habe als Selfmade-Frau begonnen. Die Schauspielerei hat sich zufällig ergeben, ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Ich habe Workshops belegt, aber nie eine Schauspielschule besucht, sondern von fantastischen Fernsehkollegen am Set gelernt, besonders von Dieter Pfaff.

Hat Ihnen die Popularität als Erotik-Darstellerin beim Einstieg in den Theater- und TV-Betrieb geholfen?

Schaffrath: Ja, weil mein Name bekannt war. Aber danach musste ich kämpfen, wie alle. Ich habe mir neben der Schauspielerei ein zweites Standbein als Moderatorin aufgebaut. Das war mühsam, mir wurde nichts geschenkt. Erst seit 2010 kann ich vom Theaterspielen leben. Vorher hatte ich häufig Existenzängste.

Worauf sind Sie stolz?

Schaffrath: Auf mein Leben wie ich es jetzt lebe, und was ich in den letzten Jahren beruflich erreicht habe. Heute ernte ich endlich das, was ich gesät habe.

Sie haben über die Zeit als Pornodarstellerin sogar ein Buch geschrieben. Heute distanzieren Sie sich rigoros von der Branche. Warum?

Schaffrath: Was ich vor 15 Jahren getan habe, bereue und verleugne ich nicht. Das war damals. Heute ist das Kapitel ein Teil meines Lebens — nicht mehr und nicht weniger. Für mich ist das Thema heute abgeschlossen.

Geht das so einfach?

Schaffrath: Leider nicht, es gibt immer wieder Leute, die mich auf diese zwei Jahre reduzieren wollen. Früher habe ich mich darüber aufgeregt, mittlerweile gehe ich damit aber recht gelassen um, wie sagt man im Rheinland so schön — et is wie et is.

Wie kamen Sie ins Theater an der Kö?

Schaffrath: Ich wollte immer schon bei Robby Heinersdorff spielen. Wir kennen uns seit zehn Jahren. Ich habe immer bei ihm angefragt. Vor drei Jahren gab er mir endlich eine Rolle, die Cecilia in „Zärtliche Machos“. 330 Vorstellungen haben wir das Stück schon an deutschen Theatern gespielt.

Hat die Rolle Cecilia mit Ihnen zu tun?

Schaffrath: Ja, denn auch sie ist temperamentvoll und willensstark — hat aber das Herz am rechten Fleck! Und wirbelt mit ihrer lebensfrohen Art das Leben der Männer ganz schön durcheinander.

Sie erscheinen heute häufig bei Partys oder Festspielen, lieben Sie das Spiel auf dem Roten Teppich?

Schaffrath: Das gehört zu meinem Geschäft. Man muss sich sehen lassen. Große Events, wie Fernsehpreis und Berlinale, sind wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Aber ich bin keine Party-Maus, die bis in die Puppen feiert. Ich trinke kaum Alkohol und lebe sehr diszipliniert. Doch wichtiger als der Rote Teppich ist für mich heute die Bühne. Dafür sage ich auch Einladungen zu medienwirksamen Events ab.

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