Methadon: Versorgung von Süchtigen - Arztpraxen in der Kritik

Polizei und Ordnungsamt müssen im Umfeld dreier Arztpraxen verstärkt kontrollieren.

Düsseldorf. Für Polizei und OSD ist es eine unangenehme Routinesache. Bis zu dreimal täglich kontrollieren sie die Umgebung dreier Arztpraxen, in denen suchtkranke Menschen mit der Ersatzdroge Methadon versorgt werden.

Die meisten haben jahrelang Heroin gespritzt, viele leben auf der Straße, sind gesundheitlich schwer angeschlagen. Ihre sozialen Fähigkeiten haben unter der Last des Elends gelitten.

Als laut und zugedröhnt müssen Normalbürger sie wahrnehmen. Zumal, wenn sie morgens in großen Gruppen zur Praxis kommen, um sich ihre tägliche Methadonration abzuholen.

Immer wieder beklagen sich Anwohner über die schwierige Klientel, kritisieren Vertreter der Drogenhilfe (Stadt, Verein Drogenhilfe, Sozialdienst katholischer Männer und Frauen, Diakonie), die Patienten würden nicht adäquat versorgt. Jetzt hat die Politik reagiert. Wie die Westdeutsche Zeitung erfuhr, will das Gesundheitsamt Mediziner und Träger an einen Tisch holen.

In Düsseldorf haben 18 Ärzte die Erlaubnis, Heroinabhängigen Methadon zu verabreichen. Darunter sind die drei so genannten Schwerpunktpraxen Roßstraße, Kamper Acker und Bismarckstraße. Sie versorgen den Großteil der insgesamt 1300 Methadonpatienten und werden entsprechend stark frequentiert.

Das stört die Anwohner, weswegen Ordnungsamt und Polizei an den genannten Standorten regelmäßig im Einsatz sind. "Wir kontrollieren dort seit mehreren Jahren", bestätigt Herbert Windhövel, Referent im Ordnungs- und Verkehrsdezernat.

Auch bei der Polizei ist das Problem bekannt. "Die Süchtigen müssen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wierich.

"Das verursacht Unruhe." Wegen der Anhäufung der Vorkommnisse geht die Polizei am Kamper Acker mittlerweile mit dem OSD auf Streife. Andere Anlaufstellen machen weniger Ärger. "Von der Methadonambulanz an der Flurstraße hören wir nichts", sagt Wierich.

Die Methadon-Versorgung ist in Düsseldorf ein altes Streitthema. Dabei sind Klagen über Pöbeleien eine, ist die Kritik der Drogenhilfe-Träger, die Ärzte in den Schwerpunktpraxen machten ihre Arbeit nicht ordentlich, eine andere Sache. Patienten würden mit der Ersatzdroge "abgetankt", die vorgeschriebene psychosoziale Betreuung erfolge in Minimalversion.

Den Ärzten gehe es ums Geldverdienen, und das sei mit rund 1500 Euro pro Quartal und Patient lukrativ. Heftige Vorwürfe, die aber nur hinter vorgehaltener Hand geäußert werden.

Zu groß ist wohl die Sorge, von der Kassenärztlichen Vereinigung "bestraft" zu werden. Schließlich versorgen auch Stadt und freie Träger Süchtige - eine Leistung, welche die KV finanziert.

Zudem gab es in der Vergangenheit einen unschönen Vorfall. Der Sozialpolitiker Wolfgang Janetzki (CDU) hatte öffentlich Anstoß an der Arbeit einer Ärztin genommen. Diese erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die Äußerung, und die Sache landete vor Gericht.

Am Ende musste Janetzki schweigen und alle Kosten übernehmen. Seine Haltung hat er nicht geändert. "Ich bin bis heute der Meinung, dass die Versorgung beim Gesundheitsamt in den richtigen Händen ist."

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