Corona trifft die Wirtschaft Weitere fünf Messen um Monate verschoben

Düsseldorf · Seit Beginn der Pandemie hat es die Messen Beauty, Top Hair, Pro Wein, Wire und Tube nicht mehr gegeben. Die Hoffnung liegt nun auf neuen Terminen in Mai und Juni. Vorher geht das Unternehmen erneut in Kurzarbeit.

 Star-Friseurin Marlies Möller (l.) bei der letzten Messe Top Hair in Düsseldorf im Jahr 2019.

Star-Friseurin Marlies Möller (l.) bei der letzten Messe Top Hair in Düsseldorf im Jahr 2019.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Start ins Jahr entwickelt sich für die Messe immer mehr zum Fehlstart. Das Geschäft will einfach nicht ins Laufen kommen. Am Donnerstag sind weitere fünf Messen um Monate auf Mai und Juni verschoben worden: Beauty, Top Hair, Pro Wein sowie Wire und Tube. Ende vergangenen Jahres war die Boot aufgrund der verschärften Coronaschutzverordnung abgesagt worden. Eigentlich hätte sie ab Samstag zum Publikumsmagneten werden sollen. Die Eurocis war vor einer Woche von Februar auf Ende Mai verschoben worden. Alle genannten Messen sind seit Beginn der Pandemie in Deutschland nicht mehr durchgeführt worden, zum Teil sind die letzten Termine fast drei Jahre her.

Die Messe begründet ihren neu sortierten Veranstaltungskalender in einer Pressemitteilung mit dem „aktuell hohen Infektionsgeschehen und der sich schnell ausbreitenden Omikron-Variante“. Nun gebe es mehr Planungssicherheit, die in besonderem Maße für die Wire und Tube nötig sei. Sie rutscht von Mitte Mai auf 20. bis 24. Juni. Die Messe teilt mit, dass „insbesondere die beteiligten Maschinenbauunternehmen“ der internationalen Leitfachmessen für die Draht-, Kabel- und Rohrindustrien mit Fachbesuchern aus normalerweise mehr als 80 Ländern lange Vorlaufzeiten benötigen würden.

Stephan Keller, Oberbürgermeister und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Messe, begrüßte die Entscheidung: „Alle Seiten – die teilnehmenden Unternehmen und die Wirtschaft am Standort – sind an möglichst sicheren und erfolgreichen Leitmessen interessiert. Die aktuell verschärfte Pandemielage lässt derzeit keine hinreichende Planungssicherheit zu. Die Messeverschiebungen in den Frühsommer sind daher für alle Beteiligten am sinnvollsten.“ Die Erfahrungen der vergangenen beiden Pandemiejahre sowie die Einschätzungen von Virologen legten den Schluss nahe, dass sich die Lage dann deutlich gebessert haben werde und „die Messen ihre positive Wirkung viel stärker entfalten können“.

Messechef Wolfram Diener hebt den großen Rückhalt in den Branchen für die Verschiebungen hervor: „Der Tenor unserer Ausstellerinnen und Aussteller ist: Wir wollen und brauchen die Düsseldorfer Leitmessen – und zwar zu einem Zeitpunkt, der die größtmöglichen Erfolgsaussichten verspricht.“ Auch die Messe rechne für Mai mit einem abgeschwächten Infektionsgeschehen und mit „mehr Personen, die einreisen und teilnehmen können“.

Die Messe blickt offenbar positiver in die nahe Zukunft, als etwa vor einem Jahr. Da waren Pro Wein und Eurocis bereits längst abgesagt. „Die neuen Messetermine versprechen angesichts der aktuellen Coronalage deutlich höhere Erfolgsaussichten“, sagt Diener.

Messe arbeitet an Ausgliederung des technischen Personals

Dennoch, es sind harte Zeiten für die Messe Düsseldorf. Für das abgelaufene Geschäftsjahr lag die Prognose bei einem Verlust von 77 Millionen Euro (nach einem Minus von 43,5 Millionen Euro 2020). Immerhin soll es etwas besser kommen, sagt Diener. Die Aussichten für dieses Jahr kommuniziert die Messe noch nicht. Die aktuellen Verschiebungen sollen aber nicht zu weiteren Verlusten führen. Für die Absage der Boot hofft die Messe auf eine Erstattung des Schadens über einen Sonderfonds des Bundes.

Um die wirtschaftlich schlechten Zeiten besser zu überstehen, setzte das Unternehmen unter anderem auf Kurzarbeit. Nach den aktuellen Verschiebungen will die Messe laut Diener in Februar und März erneut darzurückgreifen, „um das Unternehmen finanziell zu entlasten“. Das geschah auch, indem der Personalstamm reduziert wurde. Die Zahl der Beschäftigten sank durchschnittlich von 715 im Jahr 2019 auf 655 im Jahr 2021. „Neueinstellungen und Nachbesetzungen haben wir auf ein Minimum reduziert, befristete Verträge liefen aus, langfristig wirksame Altersteilzeitmodelle wurden angeboten“, sagt Diener. Zudem arbeitet die Messe an der Ausgliederung des technischen Personals, um sich personell effizienter aufzustellen, wie es heißt.

Dieners Ausblick ist positiv: „Unsere strategische Neuausrichtung, Gegenmaßnahmen wie Einsparungen und Kurzarbeit und unser national und international wieder gestartetes Messegeschäft stimmen uns zuversichtlich, dass mittel- bis langfristig wieder die Profitabilität und wirtschaftliche Stärke vor der Krise erreicht werden kann.“

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