Melanie Bayer: Solomarie aus Leidenschaft

Passion: Seit acht Jahren tanzt Melanie Bayer für die Prinzengarde Rot-Weiss.

Düsseldorf. Wenn Melanie Bayer derzeit nach Hause kommt, kann die Verkäuferin aus Herzogenrath nicht wie ihre Kollegen den Feierabend genießen. Denn dann schlüpft die 23-Jährige in ihre rot-weisse Uniform und fährt eine Stunde nach Düsseldorf, um dort als Solotänzerin gemeinsam mit der Prinzengarde ihre bis zu fünf Auftritte pro Abend zu absolvieren. "Meistens verzichte ich auch auf die Mittagspause, damit abends früher wegkomme. Aber das mache ich gerne, weil ich mich den ganzen Tag auf das Tanzen freue", sagt Bayer. Ihr Einsatz für die Garde ist ehrenamtlich, nur die Fahrkosten bekommt sie ersetzt. Zum Karneval kam sie bereits mit vier Jahren. "Damals haben mich meine Eltern zu einer Sitzung mitgenommen und ich wollte sofort auf der Bühne tanzen, was ich dann auch geschafft habe." Später lernt Bayer durch einen Auftritt ihres Wegberger Vereins im rot-weissen Karneval das jecke Treiben Düsseldorfs kennen und wird direkt zur Solomarie der Kindergarde. "Das Brauchtum, das hier gefeiert wird, ist ganz anders als bei uns zuhause. Da sind die Sitzungen und Partys nur noch ein Anlass, um sich zu betrinken."

50 Auftritte in der Session und trotzdem kein Stress

Dass sie in der Session mit ihren Rot-Weissen mehr als 50 Auftritte bewältigt, empfindet Bayer, die als Einzige der Regimentstöchter keine blonde Perücke trägt, nicht als Stress. "Das ist einfach Routine. Nur nach dem Rosenmontag kommt einen Riesenloch. Da sind die Abende nur noch langweilig." Doch es dauert nicht lange, bis Tänzerin damit beginnt, ihr neues Programm vorzubereiten. "Ich mache maximal vier Wochen Pause, sonst dauert der Anlauf für das Training zu lange." Einen Trainer hat Melanie Bayer, seitdem sie mit dem Turniertanzen aufgehört hat, nicht mehr. "Ich arbeite bei mir zu Hause alleine an der neuen Kür, die ich selbst entwerfe und dann einstudiere. Erst kurz vor dem Elften im Elften tanze ich bei der Generalprobe wieder gemeinsam mit der Garde. Bis dahin muss ich mich immer wieder selbst zum Training animieren." Die einzige, die regelmäßig zu Besuch kommt, ist die Solomarie der Kindergarde, Alessandra Falen, die einmal pro Woche in Herzogenrath mit ihrem Vorbild arbeitet. Glück hat die schlanke Tänzerin, was ihre Ernährung angeht. Müssen andere hungern, um ihre Figur zu halten, sind der Herzogenratherin solche Probleme fremd. "Ich kann essen und trinken, was ich will, und nehme nie zu", verrät Bayer, die sich nach dem Auftritt genauso wie ihre Kollegen aus der Garde gerne mal ein kühles Alt gönnt. Beim uniformierten Korps der Rot-Weissen fühlt sie sich bestens aufgehoben. "In der Gemeinschaft fühlt man sich immer geschützt und geborgen. Außerdem habe ich hier mittlerweile viele Freunde gefunden, mit denen ich auch privat unterwegs bin."

Was die Liebe angeht, tanzt Bayer derzeit noch solo durchs Leben. "Ich muss noch den Richtigen finden und der muss in Sachen Karneval genauso verrückt sein wie ich. Allerdings sollte es niemand aus der Garde sein, das würde wohl nicht so gut funktionieren."

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