„Meine Ernte“ vom Leihacker

Bei „Meine Ernte“ können Großstädter Tomaten und mehr selber ziehen und ernten.

Düsseldorf. Ein paar spärliche Strahlen Sommersonne fallen auf das Rhein-Panorama am Hammer Deich. Eine leichte Brise weht Musik einer Marschkapelle vom Schützenfest in Grimmlinghausen ans Düsseldorfer Rheinufer, während ein einsamer Spaziergänger die in diesem Sommer so seltenen Sonnenstrahlen genießt. Ansonsten ist hier alles ruhig.

Am Fuß des Deiches sieht man einen Garten. Kartoffeln und Zucchini sind hier gepflanzt, Kohlrabi, Rhabarber und vieles mehr. Über 20 Reihen, jede mit unterschiedlichen Gemüsesorten bepflanzt, erstreckt sich das Grün auf rund 100 Metern Länge entlang des Deichs. Zwischen den Reihen bewegt sich eine Gestalt in Gummistiefeln. Tatjana deHeer heißt sie, 47 Jahre alt, Hausfrau aus Vennhausen. 45 Quadratmeter bewirtschaftet sie hier, pflanzt und pflegt das Gemüse. Gerade hat sie ein paar Zucchini geerntet.

Das Gelände gehört Landwirt Willi Andree, der es an die Firma „Meine Ernte“ verpachtet hat. Die stellt Nutzern kleine Parzellen zur Verfügung. Die erste Aussaat wird vom Landwirt übernommen, nach der Ernte können die Nutzer aber auch selber neues Gemüse anpflanzen.

Samstagmittags ist Garten-Sprechstunde. Dann kommt ein Mitarbeiter von Landwirt Andree, um den Hobby-Gärtnern zu erklären, wie man sich richtig um das Gemüse kümmert und vor allem, wie man Unkraut von Nutzplanzen unterscheiden kann. Das fiel auch deHeer zunächst nicht leicht. „Ich komme zwar aus einer ländlichen Region, aber jede Pflanze habe ich vorher auch nicht direkt erkannt.“ So seien zum Beispiel die ersten Radieschen versehentlich mit dem Unkraut auf dem Kompost gelandet.

Die Mit-Gärtner setzen sich aus einer bunten Mischung zusammen. „Von der wohlhabenden Familie, die ihre Garten-Kleidung erst am Deich im Landrover anzieht, bis zur Studenten-WG, die sich einen Garten teilt, ist alles dabei.“ Der Umgang miteinander sei sehr freundlich, Hilfe jederzeit zu bekommen. Im Moment kümmert deHeer sich auch um die Pflanzen ihrer Nachbarn. Die sind zurzeit im Urlaub. „Im Gegenzug werden unsere Pflanzen aber auch immer gut versorgt, wenn wir mal weg sind.“

Die Betreiber werben damit, dass der Garten das Doppelte des Saison-Beitrags einbringen könnte, würde man das Gemüse verkaufen wollen. „Das funktioniert aber nur, solange man die Arbeitszeit nicht mit einrechnet“, sagt deHeer.

„Wenn es richtig heiß ist, muss ich alle zwei Tage zum Gießen kommen.“ Das Wasser kommt aus einer Pumpe hinter einer Hecke. Bis zu zehn Gießkannen pro Besuch brauche sie in trockenen Wochen für ihre Pflanzen. Derzeit müssen ein bis zwei Besuche in der Woche aber reichen. „Ich komme immer mit dem Fahrrad, bei Regen ist das schwierig.“

Den Aufwand ist ihr der Garten aber wert. Sie hat schon in ihrer Kindheit im Schwarzwald gerne viel Zeit im Garten verbracht und genießt es, im Freien zu arbeiten. „Zuhause habe ich nur einen Balkon, das ist mit dem Rhein an Sommertagen nicht zu vergleichen“, sagt sie. Natürlich gibt es auch reichlich zu ernten. Genug für sie und ihren Mann und so viel, dass genug übrig bleibt, um die halbe Nachbarschaft mit zu versorgen. Und schließlich gilt: „Selbst gezogen schmeckt es doch noch mal viel besser als gekauft.“

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