Medizin: Wenn Kinder Kopfweh haben

Immer mehr Jugendliche und Kinder leiden unter den Folgen von Stress. Die Uni-Klinik bietet jetzt in Kursen Hilfe an.

Düsseldorf. In Erich Kästners Kinderbuch "Pünktchen und Anton" ist die Migräne noch eine Damenkrankheit - Kopfschmerzen, die gar keine sind. Dieses Klischee gilt lange nicht mehr.

Inzwischen kommen laut Dr. Michael Karenfort von der Uni-Kinderklinik schon Ein- und Zweijährige mit Migräne-Symptomen zu ihm ins Krankenhaus. Bei den zwölf bis 15-jährigen Mädchen leiden sogar zwölf Prozent unter dem anfallartigen Kopfschmerz. Der große Grund heißt: Stress.

Migräne und Spannungsschmerzen sind die häufigsten Spielarten des Kopfwehs. Beide hängen laut Karenfort direkt mit verengten Gefäßen im Kopf zusammen - und die wiederum mit Anspannung.

"Da der Druck auf Schüler steigt, steigt auch die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen", sagt der Kinderneurologe. Ein Risikofaktor ist ausnahmsweise ein gehobenes Bildungsniveau: Je höher die Ansprüche an das Kind, umso eher schlägt der Schmerz zu.

Und das kann böse Auswirkungen haben: "Wer schon in der Jugend unbehandelte Kopfschmerzen hatte, bei dem können sie im Erwachsenenalter leichter chronisch werden", erklärt Andrea Schmitz, Leiterin der Schmerzambulanz an der Uni.

Ab sofort bietet die Ambulanz daher ein Kopfschmerz-Training für Kinder und Jugendliche an. In kleinen Gruppen üben die jungen Teilnehmer Wege aus dem Drücken, Pochen und Pulsieren.

Den Leistungsdruck kann Psychologin Birgitta Hoffmann nicht von den Jungen und Mädchen nehmen. Auch nicht die zerstrittenen Eltern wieder zusammenbringen oder die anderen Mädchen aus der Clique überzeugen, mit dem Mobbing aufzuhören.

Oder ändern, was sonst Auslöser für die Schmerzen sein könnte. Die 17-Jährige Nina besucht das Training in der Uni seit zwei Wochen. Vier Jahre leidet die Gymnasiastin jetzt unter ständig wiederkehrendem Kopfweh. "Woher es kommt, weiß ich bisher gar nicht", sagt sie.

Ein häufiges Problem, weiß Birgitta Hoffmann. Schließlich ist "Stress" für jeden etwas anderes. "Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre Selbstwahrnehmung schärfen, um zu erkennen, was Grund für ihre Anspannung ist."

Und im nächsten Schritt lernen, die Spannung zu lösen - oder gleich zu vermeiden. Ihren Körper zu beherrschen, die Ohnmacht gegenüber dem Schmerz zu überwinden. Die Psychologin ist sicher, dass diese Medizin ohne Chemie die beste ist: "Gedanken sind sehr, sehr mächtig."

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