Maskenmeisterschaft: In 90 Minuten zum Monster

Missgebildete Ungeheuer und gruselige Phantasiewesen: Beim deutschlandweiten Wettbewerb floss jede Menge Kunstblut.

Maskenmeisterschaft: In 90 Minuten zum Monster
Foto: M. Zanin

So langsam aber sicher sitzt die Maske perfekt. Der Kopf ist schneeweiß und tiefe Furchen durchziehen das Gesicht von Model Bernd Staatz. Isabell Gredig tupft aber noch ein wenig Klebstoff auf die Haut. Die Augenbrauen sind so stark aufgequollen wie bei einem Boxer, der gerade einen heftigen Fight über zwölf Runden hinter sich gebracht hat. Die Ohren sind so spitz wie bei Mr. Spock aus den Star-Trek-Filmen. Zwischendurch wird trocken gefönt, damit die Maske im Gesicht haften bleibt. Und das Blut ist natürlich auch nicht echt, es wird mit einer Spritzpistole aufgetragen.

Maskenmeisterschaft: In 90 Minuten zum Monster
Foto: Constanze Tillmann

90 Minuten hat Isabell Gredig Zeit, um beim Finale der Deutschen Meisterschaft der Auszubildenden aus Opernhäusern, Theatern und Maskenbildnerschulen, die gestern bei der Beauty Messe ausgetragen wurde, die Jury zu überzeugen. Und das bereits zum achten Mal. Organisiert werden die Titelkämpfe von Bernd Staatz. Seit 13 Jahren ist er der Chef-Maskenbildner an der Oper in Düsseldorf. Vorher hat er viele Jahre in Bonn, Nizza und Hamburg gearbeitet. „Maskenbildner zu sein ist sicherlich auch ein künstlerischer Beruf. Aber ein Künstler hat in der Regel keine Vorgaben. Aber bei uns steht fest, was am Ende rauskommen soll und es gilt, die Vorgaben so schön wie möglich umzusetzen.“ In der Jury sitzt er aber nicht. „Ich wäre befangen, weil mit Isabell ein Mädchen aus unserem Haus mitmacht.“

Dort sitzt Antje Potthast, die Chefin der Maske im Friedrichstadt-Palast in Berlin. Kritisch geht sie durch die Reihen und beäugt genau, was die sieben Maskenbildnerinnen in das Gesicht ihrer Models zaubern. „Alle Masken sehen toll aus. Aber ich achte auf die Schminktechnik, die farbliche Gestaltung, auf die Übergänge und wie die künstlichen Teile geklebt sind.“ Außerdem achtet sie darauf, dass die Masken auch zu dem Menschen passen, der sie trägt. Für die 49-Jährige ist ihr Job der Traumberuf schlechthin. „Man braucht viel Leidenschaft, aber reich wird man leider nicht.“

Viel Bewunderung bei den vielen Zuschauern bekam Jennifer Wehrli aus Waldshut. Sie hatte sich von der TV-Sendung „The Walking Dead“ inspirieren lassen und ihr Model Laura Gecaj als bluttriefende Untote geschminkt. Laura hatte aber noch 90 Minuten stillsitzen nur einen Wunsch. „Ich habe unheimlich viel Hunger.“ Sie musste sich aber noch bis nach der Siegerehrung gedulden, denn mit den falschen Zähnen lässt sich sehr schlecht beißen.

Gewonnen hat am Ende Milena Niehues vom Staatstheater Mainz. Mit ihrer Fledermaus-Interpretation überzeugte sie die Jury. Die Düsseldorferin Isabell Gredig hat es am Ende nicht unter die ersten drei geschafft.

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