Marti ist ein Magnet für die Tonhalle

Das junge Publikum fliegt auf den Internet-Star Marti Fischer und folgt ihm zum Konzert aus der Reihe „Ignition“.

Marti ist ein Magnet für die Tonhalle
Foto: Diesner

Düsseldorf. In der Pause und nach dem Konzert kommt der Ansturm. Musiker Marti Fischer (24) wurde durch das Internet und seine genial verrückten Musikvideos auf dem Video-Kanal Youtube bei Jugendlichen berühmt. Jetzt zieht er junges Publikum in die Tonhalle — als Moderator und Künstler der Reihe „Ignition“.

Marti ist ein Magnet für die Tonhalle
Foto: Diesner

An der Foto-Wand im Foyer stellt er sich für Selfies zur Verfügung — eine neue und beliebte Form des Autogramms. Um Marti bildet sich eine Menschentraube — zahlreiche Jungen und Mädchen wollen ein Foto mit Marti.

Über Düsseldorf hinaus schlägt die neu konzipierte Form von Klassik-Konzerten Wellen. Über Facebook und Twitter bedauern Jugendliche aus München oder Hamburg, dass es eine vergleichbare Reihe in den dortigen Konzertsälen nicht gebe. Kein Wunder, dass nicht nur Düsseldorfer in die Tonhalle kamen. Sie komme aus Aachen, sagt Vanessa, die es nun schon zum zweiten Mal geschafft hat, ein Foto mit Marti Fischer zu ergattern. „Ich mag seine Art sehr gerne“, sagt die 19-Jährige. „Die Musikvideos sind so lustig.“ Sie spiele selbst Flöte, gehe aber nicht so häufig in klassische Konzerte. Doch die „Ignition“ treffe ganz ihren Geschmack.

„Ich mag einfach den Loop“, erklärt der zwölfjährige Leander, der es auch aufs Foto geschafft hat. Unter Loop versteht man eine Technik, bei der kurze Musikelemente zu einer Endlosschleife kopiert und übereinander gelegt werden. Und für Kunststückchen an der digitalen Loop-Station ist Marti Fischer, bekannt auch unter dem Namen „The Clavinover“, eine Internet-Berühmtheit.

„Wie geht eigentlich Klassik?“ — mit dieser Frage hat sich Marti beim ersten Konzert Ende vergangenen Jahres auf die Reise nach Düsseldorf gemacht. Als musikalischen Sachverständigen fand er den jungen, aber bereits sehr gesetzt und professoral wirkenden Dirigenten Jesko Sirvend. Die Beiden geben sich auch jetzt wieder einen kleinen Schlagabtausch: Marti ist der freche kleine, ständig Faxen machende Rebell à la Charlie Chaplin. Und Jesko macht auf mächtigen Maestro, der dem Pop-Künstler sagt, wo es in der Klassik langgeht. Das funktioniert wunderbar und führt zu den witzigsten Dissonanzen.

Nachdem Marti seine Loops mit viel Rhythmus und Hopsen präsentierte, gab Jesko die Antwort mit Minimalmusic von John Adams und — man höre und staune — mit dem Zweiten Satz aus Ludwig van Beethovens Siebter Symphonie. „Auch Beethoven komponierte Loops. Nur eben genialere“, sagte der Dirigent. Und schon hob er den Taktstock und gab den Düsseldorfer Symphonikern, den Einsatz.

Martis Versuch daraufhin Beethovens Satz mit digitalen Mitteln nachzuahmen musste allerdings scheitern. Denn der große Klassiker modifiziert die Harmonik — das Aus für jede Form der Überlagerung. Es entstehen unweigerlich Missklänge. „Beethoven war eben besser als diese Technik“, triumphiert Jesko. Das lässt Marti natürlich nicht auf sich sitzen und demonstriert virtuos, welche tollen Symphonien er mit seinem Looper improvisieren kann — auch zusammen mit dem Orchester. Und heraus kam etwas ganz Neues für Klavier, Orchester und Loops — zur Freude des jubelnden Publikums.

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