Düsseldorf Majdanek-Prozess - „Die Erinnerungen sind immer noch da“

Der Majdanek-Prozess war das aufwendigste Verfahren der deutschen Justizgeschichte. am Donnerstag kamen mit Oberstaatsanwalt Wolfgang Weber und Verteidiger Lothar Lindenau zwei Zeitzeugen ins Gericht.

Düsseldorf: Majdanek-Prozess - „Die Erinnerungen sind immer noch da“
Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Fast sechs Jahre dauerte der Majdanek-Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht. Er sollte als das aufwendigste und teuerste Verfahren in die deutsche Justizgeschichte eingehen. Am Ende wurden nur acht der 15 Angeklagten wegen ihrer Verbrechen in dem Konzentrationslager verurteilt. Am Donnerstag wurde im Landgericht an den Prozess erinnert, der am 30. Juni 1981 zu Ende gegangen war. Mit Oberstaatsanwalt Wolfgang Weber und Rechtsanwalt Lothar Lindenau schilderten zwei Zeitzeugen eindringlich, wie das Verfahren nicht nur an den Nerven zerrte, sondern sie auch körperlich belastete.

„Ich war damals 33 Jahre alt und ein junger Rechtsanwalt“, so Lindenau, der 1942 geboren wurde. Er ist bis heute noch berufstätig, allerdings nur im Zivilrecht. „Das war der schwerste Prozess meiner Karriere“, beschreibt er die 474 Verhandlungstage, „am schlimmsten waren die Grausamkeiten, die wir uns anhören mussten. Von Opfern und von Tätern. Das war eine enorme Belastung.“

Am Ende wurde nur die Aufseherin Hermine Braunstein-Ryan zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sie war als besonders brutal gegen Kinder bekannt, die sie für „überflüssige Esser“ hielt und mit der Peitsche in die Gaskammern trieb. Die anderen Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und zwölf Jahren verurteilt.

Als die Urteile verkündet wurden, gab es weltweit viel Kritik, weil sie als zu milde empfundne werden. „Ich halte sie auch im Rückblick für gerecht“, so die Einschätzung von Lothar Lindenau, „wir hatten damals eine andere Rechtsauffassung. Die bloße Anwesenheit in einem Lager reichte nicht zu einer Verurteilung.“ Also musste den Angeklagten eine konkrete Beteiligung an den Taten nachgewiesen werden. Das war schon damals wegen der vergangenen Zeit zwischen den Verbrechen und dem Prozess schwierig. 215 ehemalige Häftlinge kamen aus aller Welt als Zeugen nach Düsseldorf.

„Die Erinnerungen sind immer noch da“, sagt auch Wolfgang Weber, der damals zusammen mit dem verstorbenen Dieter Ambach die Staatsanwaltschaft vertrat. Der 66-Jährige wurde später Leiter der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Konzentrationslagern.

Eröffnet wurde gestern mit der Gedenkveranstaltung auch eine Ausstellung zum Majdanek-Prozess, die im Amts- und Landgericht an der Werdener Straße zu sehen ist (montags bis freitags, 7 bis 19 Uhr).

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