Lücken in Supermarktregalen wegen Engpässen bei Getränken

Durch Hitze und Trockenheit wird offenbar so viel mehr getrunken, dass es zu Problemen in der Logistikkette kommt.

In vielen Super- und Getränkemärkten gleicht sich mittlerweile das Bild: Einige Getränkeregale wirken wie geplündert und es gibt große Lücken, wo sich sonst Getränkekisten stapeln. Bei einem innenstadtnahen Rewe fällt das Kunden seit Wochen auf. Noch am Freitag bei einem Besuch unserer Redaktion ist in einem Wasserregal nur noch wenig zu finden, Becks oder Vittel im Kasten fehlt im Nachbargang ganz. Ein Mitarbeiter sagt auf Nachfrage: „Wir haben seit der Hitze Probleme. Wir bestellen, bekommen aber nur ein Drittel geliefert.“

Auf eine offizielle Nachfrage bei Rewe antwortet eine Sprecherin: „Richtig ist, dass aktuell mehr Getränke gekauft werden. Angesichts begrenzter Lagerkapazitäten kann es dazu kommen, dass vereinzelt Getränke in Märkten kurzfristig ausverkauft sind.“ Sie spricht allerdings von Einzelbeobachten, die „nicht zum Problem“ erhöht werden sollten.

Lücken in Supermarktregalen wegen Engpässen bei Getränken
Foto: Sergej Lepke

Was sicher stimmt: In Düsseldorf gibt es noch genügend Getränke zu kaufen. Die Auswahl schwindet allerdings in manchen — auch nicht allen — Läden spürbar. Auch bei einem Netto in Flingern fallen große Lücken im Sortiment auf. Bei unserem Besuch ist der für Coca-Cola-Kästen reservierte Platz leer. Vor allem fehlt gleich eine ganze Reihe von gestapelten Getränkekisten in der Mitte eines Ganges.

Offene Worte für die aktuelle Situation findet die Chefin des Getränkefachgroßhandels Brauckhoff, Astrid Brauckhoff. „So extrem habe ich das noch nie erlebt. Die Situation erinnert mich an das Jahr 2003. Aber in diesem Sommer ist es schlimmer. Von fünf Bestellungen kommen gerade mal zwei an.“ Einige Hersteller und Lieferanten könnten mit der extrem gestiegenen Nachfrage aufgrund der hohen Temperaturen über einen langen Zeitraum nicht mithalten. Zumal viele Mitarbeiter dort auch Urlaub hätten.

Die Wassermarke Volvic fehle Brauckhoff zurzeit ganz. Auch beim alkoholfreien Bier und beim Radler täten sich sehr große Lücken in den Regalen auf. „Generell gilt, dass sich die Industrie auf Standardprodukte konzentriert, sowohl inhaltlich als auch bei den Flaschengrößen.“ Nebenprodukte wie Wasser mit Geschmackszusatz und andere Mixgetränke fielen da zurzeit oft aus. Zudem seien Sixpacks Mangelware und auch das 0,33-Liter-Format. Manchen Herstellern von Apfelschorle mache zudem die Hitze der vergangenen Tage zu schaffen, da sie ihre Produkte zum Teil draußen lagern müssten. „Da besteht die Gefahr, dass es gärt.“

Noch einen besonders wichtigen Grund nennt Brauckhoff für die Engpässe. „Es fehlt Leergut.“ Die Kunden kauften zum Teil die doppelten Mengen an Getränken und horteten so auch die Pfandflaschen und -Kästen länger. Die fehlten wiederum, um Getränke nachzufüllen. „Manche Lieferanten müssen auf ihr zurückgebrachtes Leergut warten, um es dann befüllt wieder mitzunehmen.“

Brauckhoffs Beobachtung vor Ort passt zu einer Einschätzung des Deutsche Brauer-Bundes, der bereits von einer in diesem Jahr „besonders ausgeprägten Leergutknappheit“ berichtete. Der Bundesverband des Getränkefachgroßhandels diagnostizierte zudem eine extrem angespannte Logistik-Kette zwischen Herstellern, Getränkegroßhändlern und Einzelhandel. Mancherorts fehle es sogar schlichtweg an Fahrern.

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