Tischtennis: Borussias gefährliche Dominanz

Das Team eilt von Sieg zu Sieg. Die Konkurrenz ist machtlos.

Düsseldorf. Borussias bisherige Saison-Bilanz ist so erdrückend wie noch nie — vor allem auf nationaler Ebene. 15 Siege aus 15 Spielen in der Deutschen Tischtennis-Liga (DTTL), den Pokal Anfang Januar beinahe im Vorübergehen geholt. Der Sieg in der Champions-League-Gruppe stand schon vor dem abschließenden Spiel fest, die Tickets für das Halbfinale hat der Titelverteidiger fast gelöst.

„Wir hatten schon mit etwas mehr Gegenwehr gerechnet“, sagte Timo Boll nach dem 3:0 gegen die TTF Ochsenhausen im Pokal-Finale und drückte damit Borussias Überlegenheit aus. Seit der neue Weltranglisten-Erste bei der Borussia spielt, wissen die Düsseldorfer kaum mehr, wie sich eine Niederlage anfühlt.

In der DTTL hat die Borussia seit 2007 kein Spiel mit Boll verloren - obwohl er nur zwei Drittel aller Pflichtspiele für Düsseldorf absolvieren muss. Auf europäischer Ebene dürfte der russische Klub Orenburg mit Vladimir Samsonov und Dimitrij Ovtcharov das einzige Hindernis werden.

Den Düsseldorfern ist es zu gönnen, sie haben sich durch kluges und solides Wirtschaften eine Vormachtstellung erarbeitet und stecken in der wohl erfolgreichsten Phase ihrer Vereinsgeschichte. Was bleibt, ist aber auch die Ohnmacht einstiger Rivalen wie dem TTC Grenzau oder die Gelassenheit eines TTC Fulda, der lieber einen Jan-Ove Waldner (45) behält, als mit mutigen Verpflichtungen den Angriff zu wagen.

Töne des Widerstands kommen lediglich aus Ochsenhausen, doch gegen das Team mit Christian Süß, Patrick Baum und Janos Jakab — ob mit oder ohne Boll — hatte auch der vermeintlich härteste Konkurrent keine Chance mehr.

Aber siegt die Borussia nicht auch den Sport kaputt? Fast verzweifelt hatte die nationale Top-Szene versucht, mitzuhalten, war der Borussia-Idee gefolgt, Tischtennis an andere Orte zu bringen. Davon ist (auch bei der Borussia) ebenso kaum etwas übrig wie von der großen TV-Idee mit dem Unternehmen „Contenthouse“, das vor einigen Jahren Live-Bilder im Internet verkaufen wollte. Schon wenig später gab es die Übertragung gratis.

Im Fachmagazin „tischtennis“ forderte DTTB-Ehrenpräsident Hans-Wilhelm Gäb zuletzt auf sechs Seiten umfangreiche Regel-Änderungen — wieder einmal. Manche bisherigen machten Sinn, manche nicht, die meisten haben zur totalen Unübersichtlichkeit geführt.

Dass für internationale Mannschaftswettbewerbe jeweils unterschiedliche Spielsysteme existieren, beweist das gut. Der Düsseldorfer Erfolg bekommt dadurch noch eine ganze andere Dimension. Denn die Borussia kann noch so viel siegen — wenn sie die Konkurrenz so erdrückt, existiert sie vielleicht am Ende auf nationaler Ebene nicht mehr. Ein wahres Dilemma.

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