Fußball St. Pauli will das Rotlicht-Milieu der Tabelle verlassen

Die Wandlung der Kiezkicker nach der unterirdischen Hinrunde ist die Überraschung nach der Winterpause.

Fußball: St. Pauli will das Rotlicht-Milieu der Tabelle verlassen
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Düsseldorf. Es war ziemlich finster, als Trainer Ewald Lienen am Ostersonntag seine Pausen-Ansprache hielt. Weniger wegen des Spielstandes von 0:0 gegen Kickers Würzburg, vielmehr hatte ein Stromausfall die Kabine des FC St. Pauli im Millerntor-Stadion ins Dunkel getaucht. Die Erleuchtung kam Lienens Mannschaft danach zunächst beim Gang zurück auf den Rasen und vier Minuten vor dem Abpfiff dann auch in Form des so eminent wichtigen Sieg-Treffers zum 1:0 durch Christopher Buchtmann. „Die Jungs haben Ruhe bewahrt“, sagte Lienen erleichtert.

Keine Panik also auf der Reeperbahn und vom Dunkel ab ins Licht. Die Symbolik im Kampf um den Klassenerhalt ließe sich mit der Auferstehung an Ostern noch kitschiger formulieren, doch die Wandlung des FC St. Pauli ist tatsächlich erstaunlich. An Weihnachten standen aus 17 Spielen gerade mal elf Punkte auf dem Konto der Braun-Weißen, beim nächsten christlichen Fest waren es aus erst zwölf Partien mit 21 Zählern schon fast doppelt so viele. „Uns misslingen auch jetzt immer wieder einige Dinge. Aber wir kämpfen nun bis zum Schlusspfiff. Das war in der Hinrunde häufig nicht der Fall“, erklärte Christopher Buchtmann.

Eine verbesserte Mentalität als Schlüssel der Aufholjagd. Im Herbst stand Ewald Lienen nach dem Absturz auf den letzten Platz im Kreuzfeuer der Kritik und die Entlassung des 63-Jährigen kurz bevor. Die oft von großem Verletzungspech gebeutelte Mannschaft aber sprach sich für den Trainer aus, und die Vereinsführung handelte schließlich entgegen den branchenüblichen Mechanismen. „Es ging nicht darum, dass wir uns in der Rolle gefallen wollten, gegen den Strom zu schwimmen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Ewald und seinem Team war einfach völlig intakt“, sagte Geschäftsführer Andreas Rettig.

Mit etwas entspannterer Personal-Lage zahlen die Spieler das in sie gesetzte Vertrauen nun mehr und mehr zurück. Zwar sind sie im Angriff auch weiterhin stark von Aziz Bouhaddouz (zwölf Treffer, drei Torvorlagen) abhängig, dafür hat die Defensive zu alter Stärke zurückgefunden. Seit drei Spielen gab es keinen Gegentreffer mehr, in der Rückrunde überhaupt nur deren sieben - Liga-Bestwert. „Bereits in der vergangenen Saison hat es uns ausgezeichnet, dass wir hinten die Null halten konnten“, meinte Buchtmann.

Das ergibt aktuell für die Hamburger den vierten Platz in der Rückrunden-Tabelle. Doch wegen der unterirdischen Hinserie befinden sich die Kiez-Kicker immer noch im Rotlicht-Milieu der Tabelle. Der FC St. Pauli darf sich daher auch bei Fortuna Düsseldorf keinen Ausrutscher erlauben. Mit einem Sieg allerdings würde nicht nur die Stimmung erneut steigen, sondern auch die Zahl der Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt größer werden. „Es wäre super, wenn wir mit Düsseldorf gleichziehen könnten“, sagte Mittelfeldspieler Waldemar Sobota.

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