Michael Hegemann: Vertrag ist kein Gnadenbrot

Bei der HSG Düsseldorf ist der 32-jährige Michael Hegemann der Hoffnungsträger.

Düsseldorf. "Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt" hieß es, als Michael Hegemann seinen Wechsel von GWD Minden zur HSG Düsseldorf bekanntgab. Nach vier Jahren, in denen der jetzt 32-Jährige beim VfL Gummersbach, dem TBV Lemgo und GWD Minden spielte, trägt der Held der vorhegen Düsseldorfer Aufstiegssaison (2005) wieder das HSG-Trikot. Der 57-fache Ex-Nationalspieler erhielt seine größte Auszeichnung, als er mit der Nationalmannschaft 2007 den WM-Titel holte. Die Westdeutsche Zeitung sprach vor dem Saisonstart der HSG Düsseldorf am Samstag gegen den VfL Gummersbach (15 Uhr/KölnArena) mit Michael Hegemann über die Saison, das Konzept der HSG und berufliche Perspektiven.

Herr Hegemann, wie haben Sie sich nach dem Wechsel aus Minden mittlerweile eingelebt?

MichaelHegemann: Sehr gut. Meine Freundin Susi und ich haben uns ein Einfamilienreihenhaus in Gladbeck gekauft. Sportlich läuft es ebenfalls. Ich bin froh, dass die Saison losgeht. Immer nur Training und Testspiele, das wird auf Dauer etwas langweilig.

Und wie sieht es mit ihrem Lehramtsstudium aus?

Hegemann: In sechs Wochen beginnt in Essen das nächste Semester. Mir fehlt noch ein Deutschkurs und das Fach Gymnastik/Tanz. Das ist eine Sache, die mir nicht liegt. Wenn ich mit Prüfungen fertig bin, folgt noch das Examen im Grundschul-Lehramt. Jetzt in Düsseldorf habe ich wieder Zeit für das Studium. Ich kann bei der HSG beides miteinander verbinden. In den vergangenen Jahren in Gummersbach, Lemgo und als Nationalspieler war Handball ein Full-Time-Job.

Aber das Karriere-Ende kündigt sich nicht etwa an?

Hegemann: Irgendwann ist es natürlich mit dem Handball Schluss, aber daran denke ich nicht. Bei der HSG habe ich einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Das soll aber nicht heißen, dass es ein Gnadenbrot für mich ist. Der Verein hat mir in meiner Karriere viel gegeben, und jetzt will ich ihm etwas davon zurückgeben. Ich will hier auch helfen, das Jugendkonzept anzuschieben. Meiner Meinung nach ist die Nachwuchsarbeit eminent wichtig für einen Club wie Düsseldorf. Mit Jens Sieberger als Jugendkoordinator hat man dafür den richtigen Mann.

Und was erwarten Sie mit der HSG Düsseldorf von dieser Saison?

Hegemann: Für uns geht es einzig und allein um den Klassenerhalt. Jeder, der etwas anderes als den Kampf gegen den Abstieg erwartet, ist realitätsfremd. Die Rivalen sind mit Hannover, Dormagen und Balingen klar. Auf Minden bin ich gespannt, die könnten auch dazu gehören.

Und wie sehen Sie ihre Rolle bei der HSG Düsseldorf?

Hegemann: Ich sehe mich nicht als Heilsbringer. Den Klassenerhalt kann ich nicht garantieren. Unsere Stärken sind sicherlich die Geschlossenheit und der Siegeswille. Dazu sind wir im Angriff doppelt besetzt.

Allerdings haben nicht allzu viele Spieler Erstliga-Erfahrung?

Hegemann: Das stimmt. Für Andrej Kogut, Fero Sulc, Valdas Novickis oder Marcel Wernicke ist die Bundesliga neu. Auch Andrej Kurtschew muss sich erst in der Liga eingewöhnen, auch wenn er dort schon gespielt hat. Darum sind erfahrene Leute wie Patrick Fölser oder Frank Berblinger besonders wichtig.

Und Torhüter Almantas Savonis? Er ist noch verletzt.

Hegemann: Ihn vermisse ich am meisten. Er ist ein positiv Verrückter, der eine Mannschaft motivieren und mitreißen kann. Er gibt dem Team viel Sicherheit. Matthias Puhle ist noch jung, aber er hat in der vergangenen Saison einen Riesensprung gemacht. Aber in der Bundesliga hat er auch noch nicht gespielt.

Sie sind schon seit über zehn Jahren Handballprofi. Haben Sie eine Lieblingsmannschaft?

Hegemann: Ja. Das Idealbild ist für mich die Aufstiegsmannschaft der HSG Düsseldorf 2004. Da war Zug ohne Ende drin, ob im Training oder im Spiel. Jeder von uns hat alles gegeben. Da müssen wir jetzt auch wieder hin kommen.

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