Profisport: Düsseldorf fällt zurück - Eine Analyse

In unserem Vergleich der großen Städte kann die Landeshauptstadt kaum noch mithalten. Sie wird nur Vorletzte.

Düsseldorf. Der Düsseldorfer Profisport gibt dieser Tage kein glückliches Bild ab. Wie berichtet, sind nicht nur die Mannschaften in der Krise, auch viele Großveranstaltungen sind verschwunden. Doch wie steht Düsseldorf im Vergleich zu anderen Großstädten da? Die Auswertung der WZ ergibt: Düsseldorf landet gerade mal auf dem vorletzten Platz.

Der Nabel der hiesigen Sportwelt ist naturgemäß die Hauptstadt Berlin. Während es in Düsseldorf nur einen Fußballverein gibt, der eine vierstellige Zahl an Zuschauern anlockt, gibt es dort in Hertha und Union zwei Proficlubs und diverse ehemals große Vereine wie den BFC Dynamo oder Tennis Borussia. Dazu sind die Eisbären der erfolgreichste Eishockey-Verein der vergangenen Jahre, die Basketballer von Alba gehören seit den 90er Jahren zur Bundesliga-Spitze, und auch die Handballer der Füchse haben sich mittlerweile unter den hiesigen Topteams etabliert.

Doch Berlin hat weit mehr zu bieten als „nur“ erfolgreiche Teams. Der Marathon ist weltbekannt, das Leichtathletik-Meeting Istaf zieht regelmäßig internationale Topstars an, und ab 2015 soll es auch wieder ein Damen-Tennis-Turnier von Weltformat geben. 2006 war das Finale der Fußball-WM im Olympiastadion, 2009 die Leichtathletik-WM, und 2015 steigt dort das Champions-League-Finale.

Auf Rang zwei steht Hamburg. Auch an der Elbe gibt es zwei große Fußballvereine (HSV und St. Pauli), die Freezers gehören mittlerweile zum festen Stamm der Deutschen Eishockey Liga, und die Handballer des HSV sind aktueller Champions-League-Sieger. In Düsseldorf ist der ehemalige Handball-Bundesligist HSG hingegen komplett verschwunden. Dazu kommen in Hamburg ein großer Marathon, das Tennis-Turnier am Rothenbaum und das Radrennen Cyclassics. Durch das maritime Flair hat Hamburg auch diverse Wassersportveranstaltungen.

Eher in Richtung Winter- und Extremsport geht das Angebot in München. Möglichst macht das vor allem der Olympiapark von 1972. Während in Düsseldorf der Ski-Langlauf am Rheinufer längst verschwunden ist, ziehen Münchener Events wie das Supercross-Motorradrennen oder den Ski-Abfahrtslauf am Olympiaberg jedes Mal mehrere zehntausend Fans an.

Dazu gibt es die BMW-Open im Tennis, den Marathon und natürlich die Spiele der großen Fußballclubs FC Bayern und 1860. Seit einigen Jahren versucht sich der FC Bayern auch erfolgreich im Basketball, während Düsseldorf sein Profiteam verloren hat. Weniger Erfolg hat die bayrische Landeshauptstadt aber im Eishockey. Nach diversen Umbenennungen gehört das Team nun Red Bull, zieht aber keine Massen an — ähnlich wie die hiesige DEG.

Natürlich haben die drei Städte gegenüber Düsseldorf den Vorteil, dass sie nicht nur um ein Vielfaches größer sind, sie haben auch keine Konkurrenz in der direkten Umgebung. Während Berlin, Hamburg und München selbst Metropolen sind, ist Düsseldorf Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr, in der sich Dutzende Vereine und Events die Zuschauer und Sponsoren untereinander streitig machen.

Ähnlich wie Düsseldorf geht es dementsprechend Köln, das aber den Vorteil hat, in Richtung Süden über hunderte Kilometer keine Konkurrenz zu haben. Dementsprechend beliebt sind die Fußballer des FC und das Eishockey-Team der Haie. Zwar sucht man Basketball und Handball auf Topniveau in der Domstadt vergeblich, die Kölner haben es aber geschafft, sich als Standort für das Champions-League-Finale im Handball zu etablieren. Und Großveranstaltungen wie der Marathon und der Radsportklassiker Rund um Köln sind auch außerhalb Kölns bekannt. Ein vergleichbares Radsportevent sucht man in Düsseldorf vergebens.

Bliebe Frankfurt in unserer Auflistung. Auch die Hessen haben zwei Profifußballvereine: Eintracht und FSV. Dazu einen Basketball-Bundesligisten und ein Eishockey-Team, das zwar nur in der Oberliga spielt, dort aber um die 2500 Fans anlockt. Dazu gibt es Radsport Rund um den Henninger Turm und im Tennis den Cup of Legends. Zumindest in dieser Sportart gibt es für Düsseldorf nun positive Signale. Das ATP-Turnier am Rochusclub hat Zukunft. Ein kleiner Hoffnungsschimmer.

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