Leichtathletik-Interview „Nur für Olympia-Kandidaten gibt’s eine Ausnahme“

Düsseldorf · Peter Wastl, der Präsident des Leichtathletik Verbandes Nordrhein, glaubt nicht an den regulären Start der Freiluft-Saison. Trainingslager (fast) alle gestrichen.

 Ob der Marathon 2020 am 29. April in Düsseldorf stattfindet, ist noch völlig offen.

Ob der Marathon 2020 am 29. April in Düsseldorf stattfindet, ist noch völlig offen.

Foto: homü/HORSTMUELLER GmbH

Auch in der Leichtathletik ist eine Art völliger Stillstand eingetreten. Wir sprachen mit Peter Wastl, dem Präsidenten des Leichtathletik Verbandes Nordrhein über die Auswirkungen.

Herr Wastl, was bewegt sich in der Leichtathletik in unserer Region noch?

Peter Wastl: Eigentlich ist so ziemlich alles eingestellt. Wir haben am Donnerstagabend auf der Präsidiumssitzung den Entschluss gefasst, alles zu canceln. Angefangen von unserem Verbandstag am 25. April, den wir jetzt schon abgesagt haben, weil wir nicht wissen, wohin wir das verschieben müssten – obwohl satzungsgemäß das erste Viertel des Jahres als Termin vorgegeben ist. Erst wenn das öffentliche Leben wieder normal läuft, sieht das anders aus. Wir geben auch sonst keine Ausweichtermine an, weil das keinen Sinn ergibt. Alle Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sind abgesagt für die nächste Zeit. Alle Wettkämpfe sind ausgesetzt, und die Kadermaßnahmen entfallen. Die Geschäftsstellenmitarbeiter arbeiten im Home-Office. Und bis auf weiteres erteilen wir keine Genehmigungen für Veranstaltungen.

 Peter Wastl erlaubt nur Olympia-Kandidaten normales Training.

Peter Wastl erlaubt nur Olympia-Kandidaten normales Training.

Foto: LVN

Was ist mit denen, die bereits eine Genehmigung erhalten haben?

Wastl: Vor allem betrifft das Laufveranstaltungen in dieser Zeit. Alle, denen wir Genehmigungen erteilt haben, weisen wir darauf hin, dass sie das so bewerten und mit den örtlichen Behörden gewissenhaft so entscheiden, ob diese Veranstaltungen stattfinden dürfen. Es kommt ja auch ein wenig auf den Zeitpunkt an. Derzeit ist das nicht erlaubt. Wir selbst können die Genehmigungen nicht zurückziehen, weil wir uns dann teilweise Regressforderungen ausgesetzt sehen würden.

Und was ist mit den einzelnen Sportlern, die gerne trainieren wollen? Die städtischen Anlagen und Hallen sind ja geschlossen.

Wastl: Eigentlich sollten die Trainingslager ja noch zu Ende geführt werden. Was angesichts der Rückreiseprobleme wohl inzwischen obsolet ist. Oder sie sollten und können nicht angetreten werden. Da sind auch Hinweise wichtig, wie mit den Stornogebühren umgegangen werden kann. Bis auf wenige Reisen, sind jetzt schon alle abgesagt, auch die in den Osterferien. Ein Training in Gruppen soll nicht mehr stattfinden. Eine Ausnahme ist, die wir Trainern gewähren, wenn sie Olympia-Kandidaten trainieren. So lange dieses Ereignis nicht abgesagt ist, müssen wir diesen deutschen Topsportlern die Möglichkeit geben, sich vorzubereiten. Da lassen wir zu, dass unter Einhaltung der inzwischen bekannten Sicherheitsvorkehrungen in Kleinstgruppen weiter trainiert werden darf, sofern Trainingsorte zur Verfügung stehen. Aber meistens sind das sowieso nur Einzelsportler.

Warum sind die Regeln so streng bei einer Individualsportart?

Wastl: Weil wir als Verband für unsere Sportler verantwortlich sind, aber auch für unsere Mitarbeiter, wie die Trainer. Die Vereine können wir nur indirekt anweisen. Aber andererseits haben wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir wollen nicht, dass unsere Sportler jemanden anstecken. Alle Verbände im Landessportbund haben übrigens konzertiert gehandelt. Solidarität ist ja jetzt gefragt.

Was ist mit den Sportlern, die unbedingt etwas machen wollen?

Wastl: Diese Sportler können nur draußen und für sich allein arbeiten. Das ist eigentlich bei den augenblicklichen Temperaturen ja auch gesund. Die Leute sollten aber darauf achten, dass sie nicht mit zu vielen Personen unterwegs sind und sie die inzwischen üblichen Regeln einhalten. Also ein richtiges Sprungtraining ist schwierig, Krafträume und Fitnesscenter haben geschlossen. Alles anderes als Joggen, Laufen und vielleicht noch Fahrrad fahren, ist tabu.

Wie lange rechnen Sie mit dieser Zwangspause?

Wastl: Wir sind jetzt glücklicherweise außerhalb der Hallen- und vor der Freiluftsaison. Leider fallen jetzt viele Laufsportveranstaltungen des Frühlings aus. Die ersten Bahnwettkämpfe sollen im Mai stattfinden, die sind offiziell auch noch nicht abgesagt. Aber große Hoffnung habe ich nicht. Für die Deutschen Meisterschaften im Juni bin ich da schon etwas optimistischer.

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