Leichtathletik-„Länderkampf“: Angestaubter Name, großer Sport

Der gute, alte „Länderkampf“ ist zurück in Düsseldorf. Am Wochenende messen sich Deutschland und die USA im Mehrkampf.

Leichtathletik-„Länderkampf“: Angestaubter Name, großer Sport
Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Am Wochenende geschieht Historisches im Rather Waldstadion. Das verspricht allein der leicht angestaubte Name der Veranstaltung: 29 Jahre ist es her, dass es zum bislang letzten Mal einen Leichtathletik-„Länderkampf“ in Düsseldorf gab. Nun kommt es zur Neuauflage, wenn der Thorpe-Cup die besten Zehnkämpfer sowie die besten Siebenkämpferinnen aus Deutschland und den USA vereint.

Das Event fiel Düsseldorf im April ebenso unerwartet wie überraschend zu. Nach Ansicht der Stadt passt es natürlich besonders gut ins „Super-Sportjahr“ mit Tischtennis-WM, Triathlon-EM und Tour-de-France-Start. Die Wahrheit sieht aber anders aus: So recht wollte keine andere Stadt in Deutschland den Vergleich der Mehrkämpfer veranstalten.

Nun gibt es reichlich Aufklärungsbedarf über die Veranstaltung. Schon der Name „Thorpe“ zwingt den Sportfreund, bei Wikipedia nachzulesen. Dort findet er heraus, dass es sich bei Jim Thorpe um den Olympiasieger im Zehnkampf von 1912 in Stockholm handelt. Der gilt bis heute als sportlicher Alleskönner, spielte der doch nicht nur professionell Baseball und Football, an seinem College gehörte er auch zu den besten Leichtathleten. Zur Legende wurde Thorpe aber, weil ihm seine Goldmedaillen wegen der parallelen Profi-Karriere in den anderen Sportarten erst aberkannt, 30 Jahre nach seinem Tod aber wieder zuerkannt wurden. 1983 überreichte der skandalumwitterte IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch Thorpes Kindern Nachbildungen der historischen Medaillen im Zehn- und Fünfkampf.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten war der Zehnkampf bereits damals das, was er heute ist: ein Wettbewerb für Alleskönner. An zwei Wettkampf-Tagen tragen die Athleten (beginnend mit dem 100-Meter-Lauf) ihre zehn Wettbewerbe nach einer Punktetabelle aus, am Ende steht der ungeliebte 1500-Meter-Lauf, bei dem die Teilnehmer hinter dem Zielstrich total erschöpft hinklatschen und nichts von der ihnen zugedachten „königlichen Würde“ erkennen lassen. Zehnkämpfer haben seit Jim Thorpe den Zusatz „Könige der Leichtathletik“, Spötter hingegen sagen, dass sie zwar alles können, dafür aber nichts richtig.

Wie dem auch sei, die Besten der USA und Deutschland treffen sich doch tatsächlich im idyllischen Rather Waldstadion zwei Tage lang und kämpfen um Tausende Punkte. Selbst Topstars wie Weltmeister Trey Hardee, die in der Woche darauf um die WM-Titel in London antreten, sind dabei. In Rath starten die aber nur in ausgewählten Disziplinen.

Nicht nur deswegen waren sie beim ART höchst erstaunt, dass die Stadt Düsseldorf sich die Ausrichtung des „Thorpe-Cups“ gesichert hatte, steht dem Verein aus Rath wegen der Sommerferien doch längst nicht die Zahl der Helfer zur Verfügung, die man für ein solches Top-Event unbedingt braucht. Auch weiß man nicht, wie man mit den extrem knappen finanziellen Ressourcen über die Runden kommen soll. Jochen Grundmann, seit Jahren Chef der ART-Leichtathletenk, hatte für gestern Abend die letzte Orga-Konferenz angesetzt. Da sollten die letzten offenen Aufgaben verteilt werden, die ein solches Groß-Ereignis nun mal mit sich bringt.

Grundsätzlich wissen die heimischen Leichtathleten natürlich schon, wie so etwas auf die Beine gestellt wird. In Düsseldorf haben Leichtathletik-Länderkämpfe schließlich eine besondere Tradition, die bis in die Vorkriegszeit zurückreicht. Aber auch danach lockten sie die Massen an. Noch heute denken die Älteren unter den vielen Fans gerne an den Länderkampf gegen die USA am 16. und 17. August 1967 unter Flutlicht im alten Rheinstadion (Umbau 1969) zurück, als trotz der Liveübertragung im Fernsehen fast 80 000 Zuschauer kamen, um die späteren Olympiasieger von 1968 zu bestaunen. Dass Deutschland den Länderkampf mit 100:132 verlor, störte niemaden.

Dasselbe galt für den bislang letzten Länderkampf am 19. und 20. Juni 1988 im Rheinstadion, zudem nur noch knapp 20 000 Fans kamen, und bei dem es wenige Monate vor den Olympischen Spielen von Seoul fürchterlich nach Stasi und Doping gestunken hatte. Damals gewann die DDR gegen den Klassenfeind aus der BRD.

Nun wird alles gemütlicher. ART und die Stadt wollen einen ebenso schönen wie sehenswerten Länderkampf im Zehnkampf veranstalten und hoffen, etwas vom Glanz der WM in London abzubekommen.

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