Klatts Kniff stellt den BHC lange vor Rätsel

Die Rhein Vikings kehren wie erwartet ohne Punkte aus Wuppertal zurück, schlugen sich aber beim Tabellenführer beim 28:34 achtbar.

21 Minuten vor der Schlusssirene schien sich für Handball-Zweitligist Rhein Vikings das befürchtete Debakel anzubahnen. Mit 16:27 lag das Team von Trainer Ceven Klatt beim souveränen Spitzenreiter Bergischer HC zurück, am Ende aber hieß es dann doch nur 28:34 (11:19). Gegen die im Gefühl des sicheren Sieges in der Konzentration nachlassenden Gastgeber konnten die „Wikinger“ die zweite Halbzeit sogar mit 17:15 für sich entscheiden. „Auch unter Berücksichtigung des Höllenlärms hier hat sich die Mannschaft gut verkauft“, sagte Vikings-Manager René Witte.

In welcher Handball-Welt die Vikings angekommen sind, wurde ihnen nach dem Spiel in der mit 2766 Zuschauern besetzten Uni-Halle von Wuppertal bewusst. Mit großen emotionalen Gesten verabschiedete der BHC seinen sportlichen Leiter Viktor Szilagyi. Der 39 Jahre alte österreichische Nationalspieler sammelte mit TuSEM Essen, dem VfL Gummersbach, dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt insgesamt sieben nationale und sechs internationale Titel. Nach fünf Jahren beim BHC wird Szilagyi nun Manager des THW Kiel.

Ob die Spieler der Vikings einmal auf eine solche Karriere zurückblicken können, ist offen — dass sie sich in der zweiten Liga aber immer besser zurecht finden, wurde in taktischer Hinsicht besonders zu Beginn der Begegnung erkennbar. Denn während die Ergebniskosmetik am Ende eher dem Nachlassen des BHC entsprang, so boten die „Wikinger“ dem Favoriten anfangs durch einen Kniff ihres Trainers doch erheblich Paroli. „Wir haben mit einer 4:2-Abwehr was Neues probiert. Damit konnten wir den BHC 20 Minuten lang überraschen“, sagte Klatt.

Eingesetzt wird eine 4:2-Abwehr eigentlich erst bei einem Rückstand gegen Spielende. Es wird versucht, dass der Gegner seine gewohnten Angriffshandlungen nicht spielen kann. Die Passwege im Rückraum werden erschwert, ein normaler Spielaufbau ist nicht mehr möglich. Die Angreifer werden daher gezwungen, von ungewohnten Positionen aus zu werfen. Bis zur 19. Minute (9:10) konnten die Vikings die Partie so offen halten, dann hatte sich der BHC auf ihr System eingestellt. Bis zur Pause legten die Bergischen einen 9:2-Lauf hin.

„Diese Phase war entscheidend“, sagte Linksaußen Christian Hoße, der gegen seinen Ex-Verein mit acht Treffern (davon fünf per Siebenmeter) erfolgreichster Vikings-Schütze war. Nach 39 Minuten hatte der BHC seinen Torhunger bei inzwischen elf Treffern Vorsprung dann offenbar gestillt und wechselte beim Personal inklusive Torwart ein wenig durch. „Leider ist auch dadurch das direkte Duell mit meinem Bruder Jan nicht zustande gekommen. Entweder war er auf der Platte oder ich, aber nie wir beide zusammen“, sagte Rechtsaußen Nils Artmann.

Die unter dem Strich verdiente wie erwartete Niederlage hakten Artmann, Hoße und Co. schnell ab, der Blick ging voraus. „Jetzt wollen wir unseren Zuschauern in den beiden letzten Heimspielen dieses Jahres zwei tolle Partien bieten, aber einfacher als heute werden sie sicher nicht“, sagte René Witte. Schließlich geht es am Freitag (20 Uhr) sowie am zweiten Weihnachtstag (17 Uhr) mit Lübeck und Bietigheim gegen den Dritten und Zweiten der Tabelle. Vielleicht aber fällt Ceven Klatt ja erneut etwas ein, um die Favoriten ein wenig zu ärgern.

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