Holzer: Das Leben eines Eishockey-Legionärs

Der ehemalige Verteidiger der DEG hofft nach seiner Zeit in Anaheim auf einen neuen Vertrag in der National Hockey League.

Holzer: Das Leben eines Eishockey-Legionärs
Foto: imago

Ein turbulentes Jahr liegt hinter Korbinian Holzer (28), dem ehemaligen Verteidiger der Düsseldorfer EG. Nach Anlaufschwierigkeiten schaffte es der Heilbrunner, in der NHL bei seinem neuen Club Anaheim Ducks Fuß zu fassen. Bei der Weltmeisterschaft in Russland sorgte er mit einem wichtigen Tor gegen die USA für Schlagzeilen. Aber auch aus anderen Gründen war es für ihn ein interessantes Jahr. Schließlich galt es, das Nomadenleben in Hotels und das Privatleben mit Freundin und der 18 Monate alter Tochter unter einen Hut zu bringen.

Wie geht es Ihnen nach der langen Saison?

Korbinian Holzer: Mittlerweile wieder ganz gut. Nach dem letzten Spiel bei der Weltmeisterschaft habe ich zwei Wochen Pause gemacht. Das war gut zum Runterfahren, mental und körperlich. Eine Weltmeisterschaft ist nicht ohne. Wir hatten acht Spiele in 13 Tagen, und ich hatte viel Eiszeit. Da ist man froh, wenn man zwei, drei Wochen Pause machen kann.

Ihr Tor zum 3:2 gegen die USA war vermutlich ihr persönliches Highlight?

Holzer: Klar, das sticht heraus. Kurz vor Schluss das Siegtor in einem für uns so wichtigen Spiel: Das war Gold wert.

Der Tiefpunkt war wohl das Foul gegen einen russischen Spieler, für das Sie nun nachträglich gesperrt wurden . . .

Holzer: Dazu möchte ich nicht viel sagen. Da verbrenne ich mir nur den Mund. Ich muss die Sperre nicht verstehen, nur akzeptieren. Bitter, aber es hätte noch schlimmer kommen können. DEB-Präsident Franz Reindl hat sich sehr für mich eingesetzt. In einem Viertelfinale geht es um viel, da zieht man alle Register. In den NHL-Play-offs gibt es solche Szenen in jedem Spiel zehnmal. Die schauspielerische Leistung der Russen war auch nicht schlecht. Dass es nicht die schlaueste Aktion von mir war, möchte ich aber auch erwähnen.

Wie beurteilen Sie Ihre Saison in der NHL?

Holzer: Es hat schwierig angefangen. Im dritten Vorbereitungsspiel durfte ich das erste Mal mitspielen. Nach zehn Minuten habe ich mir bei einem Check eine Gehirnerschütterung zugezogen und war für den Rest des Trainingscamps raus. Sie haben mich in die AHL runtergeschickt. Dort habe ich Spielpraxis gesammelt und bin dann relativ schnell wieder hochgeholt worden. Schade, dass ich nicht öfter in der NHL spielen durfte. Von den Trainern habe ich ein positives Feedback bekommen. Ich habe auch mit Scouts gesprochen. Einer hat mir zu der super Saison gratuliert. Ich habe gesagt: „Aber ich spiele ja kaum.“ Er hat geantwortet: „Wenn du spielst, spielst du super. Viele Leute reden über dich.“

Wie kommt Ihre Familie in Anaheim zurecht?

Holzer: Das war nicht so leicht. Wir haben die ersten zweieinhalb Monate nur im Hotel gewohnt. An dem Tag, an dem ich in San Diego einen Mietvertrag unterschreiben wollte, wurde ich in die NHL raufgeholt. Im November sind wir in ein Ferienhaus umgezogen. Im Januar gab es den nächsten Umzug. Wenn wir in den Play-offs weitergekommen wären, hätten wir erneut umziehen müssen.

Wie sieht eine typische NHL-Woche für Sie aus?

Holzer: In der NHL hat man fast jeden zweiten Tag ein Spiel. Das ist abartig. Dazwischen trainiert man. Am Spieltag ist es so: Man fährt in der Früh ins Training. Dann kommt man heim, isst, legt sich hin und fährt wieder ins Stadion. Gegen 23.30 Uhr kommt man heim. An so einem Tag hat man nicht viel von der Familie. Am nächsten Tag geht man ins Training und steigt anschließend ins Flugzeug zu einem Auswärtsspiel.

Sie tragen drei Armbänder . . .

Holzer: Bei dem einen geht’s um Robert Dietrich. Wir haben es anfertigen lassen, als er bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist. Das mache ich nicht mehr runter.

Wie sieht Ihr Programm im Sommer aus?

Holzer: Wir haben schon seit vier Jahren eine Wohnung in Bad Heilbrunn. Im Keller habe ich mir ein Fitnessstudio eingerichtet. Da trainiere ich immer. Am Donnerstag vergangener Woche habe ich angefangen. Am Samstag sind wir auf den Blomberg raufgelaufen. Da habe ich den Zach Hans gesehen und ein paar andere Leute aus Düsseldorfer Zeiten. Uli Hiemer war da, der Brockmann Anderl, und der Funk Lenz junior. Mit denen habe ich geratscht.

Wann geht es wieder aufs Eis?

Holzer: In Tölz gibt es ab Juli Eis. Ich muss mal mit Axel Kammerer reden, aber ich denke, es sollte kein Problem sein, dass ich mit den Tölzer Löwen aufs Eis gehe. Den letzten Feinschliff hole ich mir dann bei Oliver Schmidtlein in München.

Wie geht es bei Ihnen in der kommenden Saison weiter?

Holzer: Ich muss erst mal abwarten. Ich habe keinen Vertrag. Anaheim sucht noch einen Trainer. Sobald der da ist, wollten wir uns noch mal unterhalten. Mal schauen, ob wir zusammenkommen oder ob ich ab 1. Juli free agent bin.

Geht die Tendenz Richtung Nordamerika. Oder gibt es auch die Option Deutschland, vielleicht sogar die DEG?

Holzer: Sicher weiß man es nie, aber die Tendenz geht Richtung Nordamerika.

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