Gigantische Begeisterung

Düsseldorf bestraft zu lässige Berliner und sorgt im Castello für pure Euphorie.

Düsseldorf. Eine Ehrenrunde war nicht genug. Die Düsseldorfer Spieler, die gerade den wirklichen und titelgekrönten deutschen Basketball-Giganten Alba Berlin mit 84:81 besiegt hatten, liefen gleich noch einmal durch das Rund der Halle und klatschten viele der 3250 Zuschauer persönlich ab. Begeisterung pur im Castello in Reisholz.

"Es war für viele unserer Jungs das größte Spiel ihrer bisherigen Karriere", fand Brant Bailey im Kabinengang große Worte. Er hatte 22 Punkte erzielt, er grinste über das ganze Gesicht. Und er sagte: "Es ist ein ganz großer Sieg für uns."

Trainer Achim Kuczmann, der mit Leverkusen schon in der vergangenen Saison zweimal gegen Berlin gewonnen hatte, fing sich schnell wieder. Vielleicht auch, weil er die Euphorie mit seinem fachmännischen und bisweilen recht nüchternen Blick einzuschränken wusste.

"Berlin haben vier wichtige Spieler gefehlt", sagte Kuczmann und überraschte dann doch noch mit einer erstaunlichen Sicht der Dinge: "Ich hätte lieber gegen die beste Alba-Mannschaft gespielt, weil wir uns auf die auch vorbereitet haben." Letztlich wird der Trainer aber ganz froh gewesen sein, dass Spieler wie Patrick Femerling oder Julius Jenkins das Parkett nicht betreten hatten.

Einige Minuten hatte es gedauert, bis sich die Giants an das Tempo und auch an die Athletik des deutschen Meisters gewöhnt hatten. Freilich lagen sie zu diesem Zeitpunkt schon mit 3:13 im Hintertreffen. Mit einem 36:45-Rückstand gingen die Düsseldorfer in die Halbzeitpause, weil die Berliner den Ball zumeist mit traumwandlerischer Sicherheit im Korb unterbrachten.

Angetrieben vom agilen Nationalspieler Steffen Hamann trafen der NBA-erfahrene Forward Casey Jacobsen, Johannes Herber und Aleksandar Nadjfeji am häufigsten. Für die Giants wirkte sich die schnelle Einwechslung von Brant Bailey positiv aus, der mit zunächst zehn Punkten dafür sorgte, dass der Abstand nicht zu groß geworden war.

Ein Umstand, der sich auszahlen sollte, als beide Teams aus der Kabine kamen. Giants-Trainer Achim Kuczmann hatte den Seinen eine härtere Gangart verordnet, der Respekt vor dem scheinbar übermächtigen Gegner war wie überflüssiger Ballast abgelegt. Viel zu gelassene Berliner erlebten so, wie die Giants, angetrieben vom euphorischen Publikum, Punkt um Punkt aufholten. "Da haben wir das Spiel verloren. Wir waren zu lässig", fand Berlins Trainer Luka Pavicevic. "Die Mannschaft hat gewonnen, die es mehr wollte."

Giants-Center Logan Kosmalski traf beim 61:60 zur ersten Düsseldorfer Führung. Als Matt Lottich auf 64:60 erhöhte, drohte das Castello aus den Nähten zu platzen. Mit 64:63 ging es in das letzte Viertel, bis zum 80:80 blieben die Kontrahenten beieinander. Und dann entschied Bailey das Spiel mit zwei Freiwürfen für die Gastgeber, Berlins Hamann verpasste mit drei Fehlwürfen die Chance auf Zählbares für die Gäste. Es war der Tag für die kleinen Giganten der Liga.

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