Frauenfussball: "Die Qualität hat schwer nachgelassen"

Zulauf bei Mädchenteams stimmt. Frauen kicken nur noch fünftklassig.

Düsseldorf. Es war einmal eine Stadt, die wurde von zwei Königen regiert, die sich spinnefeind waren. Dirk Koslat trainierte die Fußball-Frauen des Garather SV im Süden und Achim Wall die des SV Lohausen im Norden. In der Saison 2000/01 waren beide in der Regionalliga vertreten und wollten die Nummer eins in Düsseldorf sein. Davon blieb fast nichts, selbst durch den Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 wurde der qualitative Niedergang nicht aufgehalten: Frauenfußball in Düsseldorf ist nur fünftklassig.

Mit dem Abschied von Dirk Koslat aus Garath stürzte nach dem Sommer 2006 die ganze Abteilung beim GSV in sich zusammen. In Lohausen - 1972 erster Niederrheinmeister - hatten Walls Nachfolger den Abstieg in die Landesliga nicht verhindern können. In der zweituntersten Klasse sind dazu SG Benrath-Hassels, CfR Links, SC Flingern und der FC Tannenhof am Start. Bis auf die ungeschlagenen Lohausenerinnen, zu denen Achim Wall vor anderthalb Jahren als Trainer zurückkehrte, sind allerdings alle in Abstiegsgefahr.

Am vergangenen Wochenende gewann Lohausen mit 2:1 in Dülken durch Tore von Sina Hübner und Sarah Ströter. Für den SC Flingern erzielte Britta Gahr den Ehrentreffer beim 1:3 gegen den SV Mönchengladbach, während die anderen Klubs ohne eigenen Torerfolg verloren.

Es hat sich viel verändert, seit er 1985 in Garath eingestiegen war, findet Koslat, der mittlerweile beim FC Wülfrath die Kreisliga-Frauen trainiert: "Statistisch sind jetzt viel mehr Mädchen gemeldet, aber die Qualität hat schwer nachgelassen." Zweistellige Ergebnisse - früher undenkbar - seien an der Tagesordnung.

Natürlich gibt es nach der Titelverteidigung der deutschen Nationalmannschaft die Hoffnung auf ein Wiedererstarken. "Aber im Mädchenfußball haben wir ohnehin einen guten Zulauf", sagt Andrea Mertgen, Trainerin der U 17 des SV Lohausen. Viele Vereine melden Mädchenmannschaften. Zu viele? "Es fehlt nicht in der Breite, dafür aber in der Spitze", so Mertgen, die im November beim SVL ein eigenes Sichtungstraining anbietet.

Dirk Böhm, Trainer des SC Flingern und vorher (seit 2000) Mädchenfußball-Trainer beim TV Grafenberg, stimmt zu: "Auf Biegen und Brechen versucht jeder Verein, eine Mannschaft zu bilden." Es mangele deshalb auch an Übungsleitern und Betreuern. Aus dem edlen Duell der Könige ist in Düsseldorf längst das böse Märchen von den zerstrittenen Provinzfürsten geworden.

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