Fortuna Düsseldorf Fortuna: Die Fragen zum Trainerwechsel

Fortuna kann Dienstag, nachdem der neue Trainer Friedhelm Funkel präsentiert wurde, nicht zur Tagesordnung übergehen. Zu viele offene Fragen müssen geklärt werden.

Fortuna Düsseldorf: Fortuna: Die Fragen zum Trainerwechsel
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Einen Tag nach der peinlichen 0:1-Niederlage in Sandhausen überschlugen sich die Ereignisse bei der Fortuna, die in der Entlassung von Marco Kurz mündeten. Heute wird Friedhelm Funkel offiziell als neuer Trainer vorgestellt (“ siehe Sport S. 9). Wir versuchen auf die wichtigsten Fragen eine Antwort zu geben.

Fortuna ist nicht in der Lage, sich aus dem reichhaltigen Trainerangebot den Besten herauszusuchen. So wurden einige Absagen eingesteckt, bevor der Verein auf Marco Kurz aufmerksam wurden. Seine prompte Zusage — so hat es Kurz selbst erklärt —, zeigt, dass zuvor mit einigen anderen Kandidaten gesprochen worden war. Kurz hatte bei einem Traditionsverein wie Kaiserslautern Erfolg, war aber zuvor zweimal nach kurzfristigen Engagements gefeuert worden. Er wurde so eingeschätzt, dass er als ehemaliger erfolgreicher Spieler besser an die Profis herankäme. Kurz war aber offensichtlich zu ruhig, kein Krisenmanager, und er scheute sich auch, Spieler nach schwachen Leistungen auf die Bank zu setzen. Kurzum, der 46-Jährige konnte keinen Abstiegskampf.

Ein Trainerwechsel ist keine Gewähr für kurzfristigen Erfolg. Fortunas Führung hofft auf einen sofort wirkenden Impuls, um bei einer leblos wirkenden Mannschaft mehr Engagement zu wecken. Gelingt ein Sieg im Spiel am Samstag gegen Kaiserslautern, wäre ein andauernder Schub möglich.

Für Profis, die wirklich fürstlich bezahlt werden, sollte es selbstverständlich sein, in jedem Spiel bis zur Grenze des Leistungsvermögens zu gehen. Davon war bisher wenig zu sehen. Das alles mit einer psychischen Blockade zu erklären, wäre zu einfach. Kampf bis zum Umfallen, Konzentration und Mut zum Risiko sind jetzt das, was helfen könnte.

Marco Kurz hat den Fehler gemacht, mit viel zu langsamen Verteidigern zu hoch zu stehen. Nicht eine kompakte Defensive war das Konzept, sondern ein Pressing, das teilweise immer wieder eigene Fehler produzierte. Funkel ist sehr erfahren. Von ihm erhofft man sich, dass er sich auch nicht zu schade ist, Punkte mit seiner Mannschaft zu ermauern. Denn jeder Punkt zählt jetzt. Er hat Vereine vor dem Abstieg gerettet, obwohl ihm das nicht überall (wie bei 1860 München) gelungen ist. Funkel steckt in der Schublade Feuerwehrmänner. Da hat die Fortuna jetzt hineingegriffen.

Natürlich wurde Robert Schäfer als designierter Vorstandschef der Fortuna zur Auswahl des neuen Trainers hinzugezogen. Die handelnden Personen wollen die Verantwortung auf möglichst viele Schultern verteilen. Doch Schäfer könnte wohl nicht hinterher für ein Scheitern Funkels verantwortlich gemacht werden. Für alle Fortunen wäre es übrigens am besten, der neue „Chef“ würde schneller als geplant bei Fortuna anfangen, damit das Machtvakuum endlich der Vergangenheit angehört.

Manche Fans sagen, dann muss der nächste Trainer her, zur Not auch Peter Neururer. Mit nur noch sechs Spielen wird das Unternehmen Klassenerhalt wohl bei gleicher Leistung wie zuvor fast unmöglich sein. Aber Fortuna würde sich absolut lächerlich machen, dann noch einmal den Trainer zu wechseln.

Der Sportdirektor steht als Verantwortlicher für den Sport bei dieser miserablen sportlichen Situation natürlich in der Kritik. Die Wahl von Marco Kurz hat sich als falsch herausgestellt und auch die Aussage, dass die Mannschaft viel mehr Potenzial habe und die Fans nur Geduld haben müssen, hat sich inzwischenmehr als relativiert. Doch zunächst muss es nur darum gehen, den Klassenerhalt des Vereins zu sichern. Jetzt auch noch den Sportdirektor trotz einiger, heftiger Kritikpunkte gleich mit zu verabschieden, würde in dieser Situation für noch mehr Wirbel sorgen und eine unnötige Ablenkung für die Mannschaft vom Wesentlichen sorgen.

Auf der Gehaltsliste der Fortuna stehen in Frank Kramer und Marco Kurz (beide bis Juni 2017) noch zwei Trainer. Oliver Reck wurde abgefunden, auch weil er in Offenbach einen neuen Verein gefunden hat. Auch mit Köstner und Büskens hatte sich die Fortuna zuvor einigen können. Ex-Vorstand Dirk Kall erhielt eine Abfindung.

Der Verein, beziehungsweise die Vereinsführung hätte jeden Kredit verspielt. Eine große Depression würde einsetzen, viele Fans würden sich desillusioniert abwenden von einem Verein, der nicht mehr der ihre ist. Es ist einfach zu viel in der jüngeren Vergangenheit kaputt gegangen.

Mit dem Abstieg werden die Verträge einiger Spieler ungültig. Ein Glück meinen die Einen, ein großer wirtschaftlicher Verlust sagen die anderen. Fortuna hätte die Chance, eine neue Mannschaft aufzubauen und der Vorstand zu einem Komplett-Neuanfang. Doch der ökonomsiche Schaden ist noch gar nicht abzusehen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Verein zumindest ein Jahr quasi unter Zweitliga-Bedingungen weitermacht, um die Rückkehr zu erzwingen. Das klang inzwischen durch. Doch das Risiko sind auch andere Vereine eingegangen und sind gescheitert. Die Rückkehr ist schwerer, als jetzt noch drinzubleiben.

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