Interview „Das wird den Football zurückwerfen“

Düsseldorf · Panther-Vorstand Michael Wevelsiep spricht über die aktuelle Lage, mögliche Szenarien für die Saison und welche Probleme nach der Krise auf die Sportart zukommen könnten.

 Auch der Footballsport ist durch die Corona-Krise aus dem Gleichgewicht geraten.

Auch der Footballsport ist durch die Corona-Krise aus dem Gleichgewicht geraten.

Foto: Horstmüller/HORSTMUELLER GmbH

Eigentlich sollten sich die Düsseldorf Panther gerade in der heißen Phase der Vorbereitung befinden. Der Saisonbeginn war für Anfang Mai geplant. Nun weiß niemand genau, wie es weitergeht. Panther-Vorstand Michael Wevelsiep spricht über die Situation.

Herr Wevelsiep, wie erleben Sie diese Wochen?

 Michael Wevelsiep hofft noch auf einen Saisonstart.

Michael Wevelsiep hofft noch auf einen Saisonstart.

Foto: Panther/Manfred Kühne

Michael Wevelsiep: Das ist für jeden schwierig, nicht nur aus sportlicher Sicht. Daher ist da eine gewisse Demut zu spüren, in diesen Zeiten des Stillstands.

Stillstand ist wohl das richtige Wort. Wie ist die Lage bei den Panthern?

Wevelsiep: Wir hatten eigentlich unsere Hausaufgaben gemacht. Wir hatten früh Douglas Fryer als unseren neuen Cheftrainer verpflichtet und der hatte sehr früh angefangen zu arbeiten. Wir hatten schon im Dezember unsere Verträge für unsere vier Importspieler aus den USA fertig. Die ganze Mannschaft war recht früh im Fitness- und Krafttraining und bis zum 1. März hatten wir einen guten Kader zusammengestellt. Der Zeitplan hatte so ganz gut gepasst.

Und dann kam Corona. . .

Wevelsiep: Ja, das war ja so gar nicht abzusehen. In der Woche bevor die Sportanlagen gesperrt worden sind, hatten wir unseren Jugendteams schon gesagt, sie sollen das Training ein wenig einschränken. Als die Stadt eine Woche später alle Trainingsplätze gesperrt hatte, haben wir kurz überlegt, ob wir uns auf der Rheinwiese treffen. Das war dann aber mit dem Versammlungsverbot auch erledigt.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Wevelsiep: Wir haben im ersten Schritt unsere Vorbereitungsspiele abgesagt. Das erste wäre gegen Stuttgart in Düsseldorf gewesen, das war mit der Sperrung der Sportanlagen hinfällig. Das zweite sollte in Amsterdam sein. Holland hatte eine Woche nach NRW alles abgesperrt. Dann haben wir das Spiel auch abgesagt.

Wie laufen die Planungen für die Liga?

Wevelsiep: Wir sind in Gesprächen. Erster möglicher Spieltag — Stand jetzt — ist der 30. Mai. So planen jetzt gerade alle Mannschaften. Damit würde sich unsere Saison nicht signifikant verlängern. Die Sommerpause fiele dann aus, ebenso zwei Nachholspieltage, die Saison könnte dann noch in diesem Jahr zu Ende gespielt werden. Im Hintergrund diskutiert man natürlich auch andere Szenarien. Eine verkürzte Saison, eine Saison ohne Wertung, all das aber liegt nicht in unserer Hand. Ein freiwilliger Rückzug der Mannschaft würde für uns den Abstieg in die vierte Liga bedeuten. Das heißt, dass wir abwarten, was die Liga entscheiden wird.

Was bedeutet das finanziell für die Panther?

Wevelsiep: Die Saison hat uns ja schon Geld gekostet. Die Importspieler waren alle hier, die hatten schon ihre Apartments bezogen, wir hatten Equipment gekauft für den gesamten Verein. Jetzt versuchen wir die Kosten niedrig zu halten. Ich kann im Moment gar nicht einschätzen, wie es weiter geht, Im Moment kommt ja kaum einer aus dem Ausland noch nach Deutschland rein. Selbst, wenn die Saison weiter geht, wissen wir ja noch nicht, wie. Wenn so ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder mit maximal 500 Zuschauern stattfindet, dann ist jeder Spieltag ein Verlust. Die Situation ist im Moment einfach nicht einzuschätzen.

Was machen die Spieler?

Wevelsiep: Die werden über Video geschult, haben Trainingspläne bekommen und sind mit dem Coach in Kontakt. Aber die Situation ist bei allen unterschiedlich. Nicht jeder hat gute Möglichkeiten, seit die Fitnessstudios geschlossen haben. Es gibt zwar 1000 Übungen die man ohne Gewichte machen kann. Ich sehe es ja zuhause bei meinem Sohn, der ja auch bei den Panthern spielt. Er setzt sich aufs Mountainbike, wenn das Wetter es zulässt. Aber das ist nicht das Gleiche, nicht wie Training mit der Mannschaft. Den Football hat er mal in der Hand gehabt, aber es ist ein Riesenunterschied zum Mannschaftstraining.

Wie planen Sie die nächsten Wochen?

Wevelsiep: Die Planungen im Hintergrund laufen. Aber wir müssen abwarten. Im Football kann man eigentlich nicht mehr als ein Spiel in der Woche machen. Aber es könnte ja sein, dass der Verband theoretisch sagt, ihr spielt auch dienstags, um die Saison noch durchzuziehen. Das würde uns vor andere, logistische Probleme stellen. Es gibt aber zum Beispiel auch eine Diskussion, dass die Nordmannschaften untereinander spielen, wir dann gegen Langenfeld, Solingen und Essen, damit die Fahrten nicht so weit sind. Ich weiß nicht, ob das wirklich sinnvoll ist.

Was bedeutet die Corona-Pause für den Football?

Wevelsiep: Man muss ja nicht nur unseren Sport sehen, sondern auch die Situation in der Welt. Die Frage ist, wie weit Sponsoren ihre Versprechen einhalten können. Wenn man verfolgt, dass große Unternehmen Kurzarbeit anmelden, andere ihre Mieten nicht zahlen, dann werden sie kaum Geld haben, um weiter Sport zu unterstützen. Das wird uns wohl eine ganze Zeit lang begleiten. Von der Situation werden sich viele lange erholen müssen. Das ist natürlich auch ein Rückschritt für unseren Sport, der gerade auf der Schwelle vom reinen Amateursport zum semiprofessionellen Sport mit gut bezahlten Trainern und Spielern war. Das wird den Football wahrscheinlich um ein paar Jahre zurückwerfen. Ich hoffe, dass wir das alle unbeschadet überstehen.

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