Djamila Böhm erlebt große Enttäuschung

Die Hürdenläuferin des ART wird bei der DM Zweite und verpasst die EM-Norm.

Djamila Böhm erlebt große Enttäuschung
Foto: Franke

Größer hätte die Enttäuschung bei Djamila Böhm (ART) nicht sein können: Die 24-Jährige konnte ihren Titel bei den Deutschen Meisterschaften über 400 Meter Hürden nicht verteidigen. Böhm wurde in 57,06 Sekunden Zweite hinter ihrer Kölner Dauer-Rivalin Christine Salterberg (56,97 Sekunden). Die Entscheidung in dem spannenden Rennen in Nürnberg fiel zehn Meter vor der Ziellinie, als Salterberg an der ART-Leichtathletin vorbeizog — und mit acht Hundertsel Sekunden Vorsprung gewann.

Böhm hatte nicht zum ersten Mal in diesen Tagen Pech mit einer knappen Entscheidung — 0,04 Sekunden fehlen ihr seit Ende Juni für die EM-Norm (56,50 Sekunden) und den ersehnten Auftritt in Berlin. Nach dem Rennen in Nürnberg war die Enttäuschung bei ihr nahezu grenzenlos. Eine direkte Aussage gab es von ihr nicht. Auf ihrer Facebook-Seite endet die Kommunikation mit ihrer Anreise nach Nürnberg. Auf einem Foto ist zu sehen, wie Böhm auf einer Kunststoffbahn in der Abendsonne sitzend, Optimismus ausstrahlt.

Doch der war wohl schon bei den Vorläufen am Samstag verflogen. Es regnete, Temperaturen von nur 19 Grad und eine fast frostige Stimmung bei den etwa 12 000 Zuschauern im Stadion. Böhm stiefelte ihren Vorlauf als Siegerin in 59,50 Sekunden herunter. Im nächsten gelang Christine Salterberg eine schnellere Zeit (58,36 Sek.). Somit musste die Düsseldorferin die taktisch beste Bahn vier der Kölnerin überlassen. Bis zur letzten Hürde lagen die beiden gleich auf, dann begann „das Geknautsche“, keine wollte die andere vorbeilassen, Djamila hatte jedoch zwei Körnchen weniger auf den letzten zehn Metern zu geben.

Ihr Trainer Sven Timmermann war ebenfalls enttäuscht: „Djamila war nach ihrer Erkältung zu Anfang des Monats einfach noch nicht wieder so weit.“ Bereits beim Rennen in London in der vergangenen Woche hatten ihre Kräfte nur bis zur 300-Meter-Marke gereicht. In Nürnberg kämpfte sie noch mal um alles, aber ab der letzten Hürde fiel es ihr immer schwerer. „Der Auslauf war mindestens eine halbe Sekunde langsamer als sonst,“ sagte Timmermann.“

Dass der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bei den Beratungen für die Nominierungen Milde walten lässt und Böhm doch nach Berlin zur EM fahren darf, erwartet niemand. Dabei haben Böhm und Salterberg den internationalen „Entry Level Standard“ (57,50 Sekunden) klar unterboten, stehen mit ihren Saison-Bestzeiten auf den Rängen 20 bis 23 in Europa. Nun droht Böhm an einer wenig gerechten, erheblich verschärften deutschen EM-Norm zu scheitern. Timmermann hofft, dass das gesamte Förderkonzept — auch seitens der Stadt Düsseldorf — nach dem Misserfolg nicht zusammenbricht, und sich Djamila nicht woanders auf die Olympischen Spiele in Tokio (2020) vorbereiten muss.

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