Borussia-Manager Andreas Preuß: „Wir sind 30 Jahre gesund gewachsen“

Borussias Manager Andreas Preuß spricht im zweiten Teil des Interviews über die Personalplanungen und die Wirtschaftlichkeit.

Düsseldorf. In dieser Saison will die Borussia wieder um alle drei Tischtennis-Titel mitspielen. Im zweiten Teil des WZ-Sommerinterviews spricht Manager Andreas Preuß darüber, was Timo Boll dafür leisten muss und auf welchen finanziellen Füßen der Club steht.

Herr Preuß, in der vergangenen Saison hat Timo Boll überraschend viele Spiele verloren. Geht die Boll-Ära bei der Borussia dem Ende zu?

Andreas Preuß: Das ist zu befürchten, aber genau deshalb müssen wir dagegenhalten. Er muss für uns in den wichtigen Spielen punkten, Timo muss Düsseldorf vor allem als zentrales Thema seiner Karriere anerkennen. Es kann nicht nur um China und Sponsoren gehen, auch wenn er im Tischtennis ein Weltstar ist. Er ist unser Motor und muss auch seinen Beitrag leisten.

Das haben Sie ihm auch deutlich zu verstehen gegeben?

Preuß: Das haben wir, und das werden wir ihm auch noch deutlich sagen. Vor der Saison werden wir mit allen Spielern in einer Mannschaftssitzung genau diese Dinge noch einmal ansprechen.

Werden das deutlichere Worte sein als in den vergangenen Jahren?

Preuß: Auf jeden Fall. Da steckt die Botschaft hinter, dass wir 2014 erst einen Platz besetzt haben mit Timo Boll. Die Verträge laufen alle aus, und dahinter beginnt ein harter Konkurrenzkampf. Da ist weder Christian Süß noch Patrick Baum gesetzt.

Welche Lehren muss denn Patrick Baum aus Ihrer Sicht ziehen?

Preuß: Ich erwarte von Patrick, dass er weniger stark schwankend spielt. Die entscheidenden Begegnungen in den vergangenen Jahren hat er verloren. Von seiner Bezahlung und Weltranglistenposition muss da mehr kommen. Auch beim Zeigen von Emotionen muss er arbeiten, muss sich weniger introvertiert und launisch zeigen.

Weniger Probleme macht der Borussia seit Jahren die Erteilung der Spiellizenz. Fällt das so leicht, wie es aussieht?

Preuß: Das Lizenzierungsverfahren gleicht dem im Basketball und Eishockey. Wir müssen komplett unsere Unterlagen und Verträge einreichen, um unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachzuweisen. Aber das macht uns keine Probleme, denn wir sind ein gesunder Verein und geben nur das Geld aus, was wir haben. Wir wirtschaften ordentlich und bilden Rücklagen, die wir dann wie zuletzt in die Modernisierung der Spielhalle stecken können. Bei einer Investitionssumme von 1,9 Millionen Euro waren wir vom Verein aus mit 300 000 Euro dabei.

Wenn Sie nach links und rechts in den Düsseldorfer Sport schauen und die Probleme der anderen sehen. Wie gehen Sie damit um?

Preuß: Das ist traurig, was da passiert. Die Vereine haben dort andere Etats bewegt als wir, das kommt sicher erschwerend hinzu. Sie haben es aber nicht geschafft, eine gewisse Basis im eigenen Umfeld zu schaffen. Da wurden dann die städtischen Mittel mehr und mehr abgerufen. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann muss man sich auch mal selber helfen. Da haben wir es vielleicht leichter, weil wir weniger teures Personal haben und viel breiter aufgestellt sind. Immerhin ist der Verein seit 30 Jahren gesund gewachsen, das ist auch schwer zu vergleichen.

Wie viel Sorgen müssen Sie sich denn regelmäßig um ihre Sponsoren machen?

Preuß: Da ist die Lage stabil, mit Arag sind wir in guten Gesprächen über eine Verlängerung über 2014 hinaus. Mit weiteren Partnern sprechen wir, haben auch noch längerfristige Verträge. Sorgen muss man sich da ständig machen. Aber auch da gilt, dass wir nur das Geld ausgeben, das wir haben. Wenn wir nicht sicher sind, Timo Boll bezahlen zu können, würden wir ihn nicht so lange unter Vertrag nehmen. Einen finanziellen Schiffbruch wird die Borussia nicht erleben. Wenn mal weniger Geld da ist, backen wir kleinere Brötchen, wie wir es um 2000 herum gemacht haben. Da mussten wir eine neue Mannschaft aufbauen, die hat nur die Hälfte gekostet. Selbst mit dieser „Boygroup“ hatten wir damals schon Erfolg.

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