LKA-Ermittler jagen Telefondaten-Diebe

Hersteller schließt Lücke bei der Sicherheit.

Düsseldorf. Weil sich Daten-Diebe auf Fritzbox-Router aufgeschaltet und teure Telefonate ins Ausland geführt haben, ermittelt jetzt das Landeskriminalamt (LKA). Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft Köln sagte auf Anfrage unserer Zeitung, man gehe von mindestens 25 Fällen allein in Nordrhein-Westfalen aus, in denen die Fritzbox-Router benutzt wurden, um im Sekundentakt Telefonverbindungen ins Ausland aufzubauen. Bundesweit wird die Zahl auf mehrere hundert geschätzt.

Wer hinter den Attacken auf die Geräte steckt, die Internet-Telefonate — das so genannte Voice over IP (Internet Protocol) — ermöglichen, ist unklar. Woher die Angriffe kamen, konnte bislang ebenfalls nicht nachvollzogen werden. Seit gestern Abend ist aber klar, auf welchem Weg in die Router eingedrungen werden konnte.

Über diesen sei es Kriminellen gelungen, an Zugangsdaten und Passwörter zu gelangen, teilte der Berliner Hersteller der Fritzboxen, AVM, mit. Noch am Wochenende sollen erste Updates zur Verfügung gestellt werden, um die Sicherheitslücke zu schließen. Zudem sollten alle Passwörter geändert werden, rät AVM.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) glaubt nicht an einen Zusammenhang mit dem Diebstahl von 16 Millionen digitalen Identitäten.

Angegriffen wurden bisher nur Router, in denen ausdrücklich ein externer Zugriff über das Internet zugelassen war. AVM hat Nutzer mittlerweile angeschrieben und aufgefordert, den Dienst aus Sicherheitsgründen vorübergehend zu deaktivieren. Dies sollte bis zum Update beibehalten werden.

Oberstaatsanwalt Bremer sagte, man stehe bei den Ermittlungen am Anfang. Ein Betroffener berichtet in einem Internet-Forum, bei ihm sei drei Tage lang 150-mal eine Nummer in Haiti angerufen worden. Andere Internetnutzer schreiben von Anrufen in afrikanische Länder, aber auch etwa auf die Falkland-Inseln. Möglich wurde dies, weil die Täter in den Fritzboxen virtuelle Telefone einrichteten und dann über die Anschlüsse der ahnungslosen Kunden telefonierten.

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