Lesung aus „Justizpalast“ in einem Justizpalast

Petra Morsbach stellte ihren Roman im Schwurgerichtssaal des Landgerichts vor.

Lesung aus „Justizpalast“ in einem Justizpalast
Foto: huf

Düsseldorf. Das Kind in dem Buch weiß, was es will: „Ich will Richterin werden.“ — „Das ist in dieser Familie schon einmal auf tragische Weise missglückt“, antwortet der Opa. Bei dem wächst Thirza auf, weil die chaotische Ehe ihrer Elternebenfalls missglückt ist. Geglückt und mit einem Literaturpreis ausgezeichnet ist hingegen der Roman „Justizpalast“ von Petra Morsbach, aus dem die Autorin jetzt in Düsseldorf las, im Schwurgerichtssaal des Landgerichts.

Schon das Reinkommen war ein schwieriger Prozess. Der Andrang war groß, das Parkhaus geschlossen, das Publikum musste im Wortsinne eingeschleust werden, es war aber nur eine Schleuse offen. Landgerichts-Präsident Bernd Scheiff erklärte, wer — wahrscheinlich unwissentlich — welchen Platz eingenommen hatte, den des Angeklagten, der Verteidiger, der Staatsanwaltschaft oder auch eben ganz einfach des Publikums - darunter sehr viele aus dem Milieu, dem juristischen.

Petra Mosbach saß da, wo Thirza hin wollte: auf dem Platz der Richterin. Ihre Spezialität sei das Zivilrecht, erklärte sie: „ein Panorama der Gesellschaft“. Dabei gehe es in der Regel um Geld, doch da stecke meist mehr dahinter: Leidenschaften, Not, Gier, Rache und: „sämtliche Mischformen“.

Die Entstehung des Romans sei ein schwieriger Prozess gewesen, gab die Autorin zu. Neun Jahre habe sie recherchiert: „Jede Seite ist von zwei Richtern gegengelesen worden.“ Zwischendurch wollte sie aufgeben: „Ich habe zwei Ersatzromane geschrieben, über Künstler. Künstler hab ich drauf.“ Naheliegend, Morsbach hat Theaterwissenschaften studiert und zehn Jahre lang selbst inszeniert.

Gut, dass es kein Jurist geschrieben hat, denkt man, wenn man ihr zuhört. Kunstvoll und dabei treffend schildert Morsbach juristische und menschliche Prozesse, wobei sie die Charaktere ihrer Figuren liebe- und verständnisvoll zuspitzt, Randnotizen mit farbigen Worten ausmalt. Da ist man gerne Zeuge. Wahrscheinlich macht das den eigentlichen Reiz der Lektüre aus, dass man sich zwischendurch, egal ob Jurist oder juristischer Laie, immer fragt: „Wie hätte ich entschieden?“

„Frauen freuen sich über das Buch. Kritisiert werde ich von Männern“, berichtet Morsbach. Allgemeine Heiterkeit beim Verlesen einiger Leserbriefe aus dem juristischen Milieu, in denen pedantisch hier „ein kleines Versehen“, dort „ein paar Unstimmigkeiten“ moniert werden, die man doch vielleicht bei einer späteren Auflage ausmerzen könne. Die Autorin nimmt es gelassen: „Im November erscheint das Taschenbuch, dabei können wir das eine oder andere noch berücksichtigen.“

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