Leben mal langsam: Düsseldorf und der Schnee

Autos, Bahnen, Flugzeuge – rund lief am Montag nichts. Die Stadt ist auf alpine Temperaturen nicht eingestellt.

Düsseldorf. Lange Staus in die Stadt, Ausfälle über Ausfälle bei den Straßenbahnen, zugeschneite Gehwege, mühsame Räumarbeiten am Flughafen - auch am Tag nach dem heftigen Schneefall beherrschte das Wetter am Montag Düsseldorfs öffentliches Leben. Immerhin: Schwere Unfälle gab es nicht, viele Autofahrer verzichteten offenbar auf den Wagen.

Aber gerade bei der Rheinbahn kam es bis zum Betriebsschluss den ganzen Tag über zu Ausfällen und Verspätungen. Das spürten besonders stark die Schulen: Am Leibniz-Gymnasium fehlten wetterbedingt 50, an der Georg-Schulhoff-Realschule 90Schüler, an der Montessori-Hauptschule waren es sogar knapp 200. Schulleiterin Birgit Planken: "Wir müssen Klassenarbeiten im neuen Jahr nachholen, es fehlten zu viele Schüler."

Schwierig war die Situation vor allem in Gerresheim. Schüler, die zum Gymnasium Gerresheim wollten, mussten ab Staufenplatz oder Gerresheimer Bahnhof laufen, weil keine Bahn den Berg hinauf fuhr. Eine Fahrgemeinschaft, die Eltern spontan initiiert hatten, machte auf halber Strecke schlapp - das Fahrzeug konnte die schneebedeckte Straße nicht passieren.

An der Haltestelle Burgmüllerstraße stadtauswärts in Grafenberg gab es permanent dichtes Gedränge, weil die Fahrer der Linien 703, 709 und 713 hier kommentarlos alle Fahrgäste aus den Bahnen baten. Wie es weiter Richtung Gerresheim gehen sollte, sagte die Rheinbahn nicht. Ersatzbusse: Fehlanzeige. Nur der 733er fuhr alle 20 Minuten "über den Berg" - das Gedrängel, um noch in die kleinen Busse zu gelangen war entsprechend groß.

Von Normalbetrieb war auch der Flughafen am Montag noch weit entfernt. Nachdem am Sonntag wegen der starken Schneefälle 400 Flüge annuliert wurden (elf Flüge konnten gegen Abend starten), mussten rund 9000 Passagiere über Nacht in die umliegenden Hotels untergebracht werden, rund 800 Menschen übernachteten in den Terminals auf Feldbetten und Sitzbänken. Gegen 6 Uhr morgens konnte der Flugbetrieb schließlich auf einer der Start- und Landebahnen wieder aufgenommen werden, dennoch kam es weiterhin zu mehrstündigen Verspätungen und 25Ausfällen.

35 Mitarbeiter und mehr als das Doppelte an zusätzlich angemietetem Fremdpersonal rückten mit Schneefräsen, Räumfahrzeugen, Schaufelladern den Schneemassen zu Leibe - bis in die Abendstunden wurden 2700 Lkw-Ladungen Schnee weggeschafft. Mit rund 25Zentimeter Neuschnee innerhalb von elf Stunden habe es Düsseldorf besonders stark getroffen, es sei die dreifache Menge an Schnee gefallen wie etwa in Köln, sagte Michael Hanné vom Winterdienst des Flughafens.

Mit dem kämpften auch die Postboten. "In den Bezirken, wo mit dem Fahrrad zugestellt wird, war es sehr schwierig", erklärte Postsprecher Achim Gahr. Was liegen geblieben ist, soll aber bis zu den Festtagen aufgearbeitet werden "Wir haben dafür das Personal verstärkt."

Überlastet waren am Montag auch die Botendienste. "Wir haben zeitweise das Telefon abgestellt, weil wir keine Aufträge mehr annehmen konnten " erklärte Holger Lorenz von Rot-Runner. So mancher der 34 Fahrer landete am Montag unsanft im Schnee: "Aber die Stürze gingen glimpflich ab."

Dennoch: 20 gestürzte Fußgänger und Radfahrer versorgte der Rettungsdienst am Montag. Es gab zum Glück nur leichte Verletzungen. Mehr als zehn Mal rückte die Feuerwehr zudem wegen geplatzter Rohre aus - am Karl-Arnold-Platz etwa vernebelte ein defektes Heizungsrohr die komplette Lobby eines Bürogebäudes. Auch die ersten Eiszapfen mussten etwa an der Karl-Rudolf-Straße von Dächern entfernt werden.

Genau wie im vergangenen Winter hatten es besonders Passanten in der Altstadt schwer. Denn die Awista ist nicht für die Räumung in Fußgängerzonen zuständig, Anlieger müssen nur einen Meter vor ihrem Haus räumen. Werner Görtz vom Umweltamt: "Der Rat hat eine Änderung der Satzung jetzt beschlossen." Demnach müssen etwa in der Altstadt auch in der Mitte der Straße zwei Meter von den Anliegern geräumt werden. Die Satzung tritt allerdings erst zum 1.Januar 2010 in Kraft.

Kinder hatten bei diesem idealen Rodelwetter ihren Spaß. Direkt nach Schulschluss machten sich die beiden siebenjährigen, Gero und Johannes, mit ihren Müttern Jutta Kenning und Eva Bongartz zum Rodelhügel am Grafenberger Wald auf. Für Gero ist es erst der zweite Winter seines Lebens, in dem er rodeln kann. "So viel Schnee ist richtig selten", weiß er bereits.

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