Landtagswahl NRW 2022 Schlagabtausch von NRW-Spitzenpolitikern beim Politboxen

Düsseldorf · Vier NRW-Spitzenpolitiker wagten sich kurz vor der Landtagswahl in den Boxring. Mehrere hundert Zuschauer verfolgen die Rede-Duelle. Box-Legende Henry Maske moderierte zum Start einen Amateur-Boxkampf.

 Joachim Stamp (FDP), der Moderator Stefan Joachim Dohm (IQ-Institut) und Thomas Kutschaty (SPD)

Joachim Stamp (FDP), der Moderator Stefan Joachim Dohm (IQ-Institut) und Thomas Kutschaty (SPD)

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Zwei Wochen vor der NRW-Landtagswahl kam es im Boxring am Flinger Broich zu einem politischen Schlagabtausch der besonderen Art. Thomas Kutschaty (SPD), Mona Neubaur (Grüne), Joachim Stamp (FDP) und Bodo Löttgen (CDU) stiegen vor mehreren hundert Zuschauern in den Ring und bezogen Stellung zu ihren Themen.

Das Spektrum der Kurzbeiträge und Rede-Duelle ging über Wirtschaft, Verkehr, Sicherheit, Arbeitsplätze, Energieversorgung, bezahlbaren Wohnraum, Inflation bis zur Situation in der Pflege. „Dafür haben sie jetzt dreimal zwei Minuten Zeit“, erklärte ihnen Stefan Joachim Dohm, Moderator und Inhaber des IQ-Instituts, dass das Politboxen veranstaltete. Zuvor moderierte Box-Legende Henry Maske einen Amateurboxkampf über drei Runden. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal nicht wählen war“, verriet er beim anschließenden Interview im Boxring.

Mit dem Schlagwort „Bildung“ startete Joachim Stamp (FDP) und präsentierte „das Zukunftsthema schlechthin“. Jedes Kind solle unabhängig von der Herkunft gefördert werden, so seine Stellungnahme. „Dabei ist es uns wichtig, das wir keine Unterscheidung machen zwischen akademischer und beruflicher Bildung“, erklärte er. Jeweils allein nahmen die Politiker in der Startrunde Stellung. Im Publikum fanden sie Unterstützung ihrer mitgereisten Anhänger, die mit Klatschen, Johlen und Zwischenrufen auch die Argumente der jeweiligen Kontrahenten begleiteten. Mona Neubaur (Grüne) forderte, dass die Politik aus dem „Reparaturmodus herausgeht und Vorsorge betreibt für die Menschen in NRW.“

Zuschauer bestimmten, wer gegen wen antreten sollte

Bodo Löttgen (CDU) wählte das Schlagwort „Krisen bewältigen ohne Schulden“. Sein Resümee: „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist in der Politik manches nichts.“ Thomas Kutschaty (SPD) erklärte: „Für mich ist Politik, aus den Hoffnungen der Menschen Wirklichkeit zu machen“.

Schon während der ersten Runden konnten die Zuschauer ihre Fragen einreichen und schreiben, wer mit wem im Ring stehen soll. „Wir möchten wissen, wie die Bürger bei der Mobilität entlastet werden können“, sagte Guido. Ricarda war extra aus Duisburg gekommen, um die Politiker live zu sehen. „Ich bin gespannt, wie geschickt sie auf die Fragen reagieren und wie sie mit so einer Stress-Situation umgehen.“

Dann ging es in der Fragerunde tatsächlich Schlag auf Schlag, Mona Neubaur gegen Bodo Löttgen zum Thema „Wann wird der Wasserstoff in unseren Hochöfen grün statt grau?“. Auch das Thema Inflation stand auf dem Fragenblock. Thomas Kutschaty stieg in den Ring, die Gegenrede übernahm Joachim Stamp.

Die Themen wechselten schnell, darin lag der Reiz des Formats. Die Rede-Duelle gaben immer wieder Einblick in Ziele und Programme der Kontrahenten. Lebenswerte Innenstädte mit oder ohne Autos, Grundsteuer ja oder nein, mehr Geld für Pflegeberufe statt Applaus. Gegen Veranstaltungsende gab es einen abschließenden Schlagabtausch mit Ja- und Nein-Fragen. Im Boxring standen die Politiker vor ganz neuen Herausforderungen. Ihr Publikum saß rund um den Ring, sodass sie sich immer auch wieder denen zuwenden mussten, denen sie gerade den Rücken zudrehten. Die „Kampfzeiten“ für die Rede-Duelle waren analog zum klassischen Boxkampf beschränkt, sodass jeder schnell zum Punkt kommen musste. Nicht jedes Thema fesselte die Zuschauer, manche verließen den Schauplatz am Boxring, neue Besucher kamen hinzu.

Für den Veranstalter und Inhaber des IQ-Bildungsinstituts aus Schleswig-Holstein, Stefan Joachim Dohm, ist das „Politboxen“ eine Plattform für aktiv gelebte Demokratie. Mit dem bunten Format aus Musik, Show und Politik soll eine neue Streitkultur möglich sein. Das Politboxen gibt es seit 2011. Im September findet das nächste Event in Hannover statt.

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