Medien Längere Büchereiöffnung kommt an

Düsseldorf · Seit dem 1. Juli ist die Zentralbibliothek am Bertha-von-Suttner-Platz früher und länger geöffnet. Trotz Ferien und vielen heißen Tagen sind die Besucherzahlen erstaunlich.

 Büchereichef Norbert Kamp zieht eine positive erste Bilanz zu den längeren Öffnungszeiten.

Büchereichef Norbert Kamp zieht eine positive erste Bilanz zu den längeren Öffnungszeiten.

Foto: Judith Michaelis

Seit Jahren wünschen sich die Düsseldorfer längere Öffnungszeiten in der Zentralbibliothek und in den Stadtteilbüchereien. Zumindest in der Zentrale am Bertha-von-Suttner-Platz gibt es nun seit 1. Juli ein besseres Angebot. Statt zuvor 48 Stunden ist die Bücherei am Hauptbahnhof nun 56 Stunden in der Woche geöffnet. Trotz Ferienzeit und Hitze wird das stark genutzt. Kurz vor 10 Uhr ist dort der Andrang groß. Denn statt bislang ab 11 Uhr können die Bibliotheksräume von montags bis samstags nun ab 10 Uhr besucht werden. Erste Bilanz: Fast 7500 Düsseldorfer nutzten laut Stadtbücherei im Juli die frühere Öffnungszeit am Morgen.

So auch Vanessa, sie sagt: „11 Uhr war schon ein wenig spät, vor allem, wenn man sich hier zurückziehen und lernen will.“ Die junge Frau würde gerne noch öfter in die Bücherei kommen. Ein anderer Kunde, der anonym bleiben möchte, bekennt: „Ich bin Frühaufsteher, komme immer nur morgens. Früher bin ich dann erst mal um den Block gelaufen, bis das Haus öffnete.“ Ein weiterer älterer Leser sagt: „Düsseldorf sollte sich als Stadt der Bildung und nicht der Events profilieren. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, diese Institutionen von morgens bis nachts zu nutzen.“ Und auch Pham Quong (50), der sich zur Zeitungslektüre in eine ruhige Ecke zurückgezogen hat, findet: „Es ist sehr gut, dass ich nun eine Stunde früher kommen kann.“

Doch es gibt weitere Neuerungen. Der Samstag, so der Düsseldorfer Büchereichef Norbert Kamp, sei der stärkste Tag. Dem wird man nun gerechter, indem die Einrichtung dann nicht nur vormittags eine Stunde früher öffnet, sondern am Nachmittag von 14 bis 16 Uhr den Kunden zur Verfügung steht. „Wir haben insgesamt im Juli an den vier Samstagnachmittagen 2036 Kunden gezählt, im Schnitt also 500“, sagt Kamp.

Und das obwohl sich die Bücherei in dieser Zeit – ebenso wie montags bis freitags von 19 bis 20 Uhr – in eine „Open Library“ verwandelt. Kamp erläutert: „Es ist dann kein Personal mehr da, dem man Fragen stellen kann.“ Zwar arbeite ein Kollege der festangestellten Mitarbeiter in diesen Zeiten im Hintergrund. Doch ansonsten ist ein Wachdienst im Einsatz, der für die nötige Ordnung sorgt und die Räume abschließt.

Lena Winter, bei der Zentralbücherei für Service und Veranstaltungen zuständig, erklärt: „Wir weisen mit zwei Durchsagen auf das Ende der Service-Zeit hin.“ Wenn das Personal dann gegangen ist, können die Büchereikunden aber weiterhin Bücher und fast alle anderen Medien ausleihen und zurückgeben. Auch die Vormerkungen stehen in einem Abholregal parat. Man kann in den Räumen lesen und arbeiten, das Internet nutzen, im Online-Katalog recherchieren. Auch der 3-D-Drucker und die Kopierer und Book-Eye-Skanner stehen zur Verfügung. Und Kaffee, kalte Getränke und Snacks gibt es sowieso am Automaten. Lena Winter hat die Erfahrung gemacht: „Wenn mal eine Ausleihe nicht direkt funktioniert oder etwas anderes, helfen sich die Kunden auch gegenseitig.“

Bewußt hat Büchereichef Norbert Kamp den Start für die Ausweitung der Öffnungszeiten und die Umstellung zur „Open Library“ in die Ferien gelegt. „Es ist ein Testlauf, auch für die neue Zentralbücherei, die gerade im KAP 1 gebaut wird.“ Die Testphase soll ein Jahr lang dauern. Der erste Monat sei laut Kamp „reibungslos und super“ gelaufen. Er ist selbst erstaunt, dass sein Haus im Juli 2019 über 8 Prozent mehr Besucher hatte als im Juli 2018. Es könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass die neuen Zeiten mehr und neue Menschen in die Bücherei bringen. Zudem gebe es – und dies ist allerdings völlig unabhängig von den Öffnungszeiten – in diesem Sommer auch neue Rekordzahlen bei der Online-Ausleihe.

Für die 60 Mitarbeiter der Zentralbücherei (47 Stellen) habe die Umstellung, so Lena Winter, keine Veränderungen gebracht, da sie immer im Schichtbetrieb gearbeitet hätten. Die alten Bücherei-Öffnungszeiten wurden zuletzt übrigens 1986 eingeführt. Sie richteten sich nach dem damaligen Ladenschlussgesetz. Doch auch das wurde inzwischen mehrfach geändert.

Angebot für Stadtteilbüchereien wird geprüft

Aktuell prüft die Stadtbücherei, ob sie in ihren Filialen in den Stadtteilen ebenso längere Öffnungszeiten anbieten kann. Die Nachfrage dafür ist vor allem an Samstagen da, wenn die Häuser nur von 11 bis 13 Uhr geöffnet sind. Ganz sicher wird es aber eine starke Ausweitung der Zeiten nach dem Umzug der Zentralbücherei in das KAP 1 ( Konrad-Adenauer-Platz 1) im Frühjahr 2021 geben. Eine Open Library bis Mitternacht ist dann sicher keine Utopie mehr. Das dürfte auch die junge Ida freuen, die am Dienstag stapelweise Bücher zurückgab. Die 12-Jährige ärgert sich nämlich, wenn ihr „der Lesestoff noch vor dem Schlaf ausgeht.“

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