Kunstszene fürchtet Bilderklau

Einbrüche: Teure Kunst hängt in Düsseldorf in vielen Wohnungen und Firmen. Das lockt Kriminelle.

Düsseldorf. Düsseldorf ist die Stadt der Kunstsammler. Die Ausstellung im Ehrenhof unter dem Titel "Die Kunst zu sammeln" brachte Millionen-Werte zu Tage. Sie war nur die Spitze des Eisbergs. Wer sich abends in guten Wohngegenden umschaut, erkennt wahre Bildergalerien in den hell erleuchteten Zimmern. Doch seitdem Diebe vor kurzem drei Immendorff- und Lüpertz-Gemälde aus den Rahmen schnitten, weicht die Sorglosigkeit der Angst.

Helge Achenbach, Kunsthändler und Kunstsammler, bewahrt seine Schätze kaum noch in der Privatvilla. "Wir haben sichere Läger, wo alles bewacht und alarmgesichert ist. Bewegungsmelder und Überwachungskameras schützen unsere Rheingold-Sammlung."

Junge Leute sind da argloser. Sie fangen häufig beim Akademie-Rundgang Feuer und kaufen irgendwann auch wertvollere Kunst. Ralph Kleinsimlinghaus von der Galerie Artax: "Immer mehr junge Leute kommen zu uns und bringen ihre Kinderwagen mit. Das Interesse an Kunst verlagert sich immer mehr auf die jüngere Generation." Anfangs müsse da nichts gesichert werden, weil die Ware wenig koste, doch sie könne im Wert steigen und Habenichtse begierig machen.

Wolfgang Lorenz, Leiter der Wache Oberkassel und derzeit Tonnenbauer im Niederkasseler Karneval, erklärt die Unbedarftheit in seinem Revier mit dem Rheinischen Spruch: "Et hät noch ever jot jejange." Viele Sammler zeigten seiner Meinung nach ihre Bilder wie Lockangebote - bei hellstem Kunstlicht in den Abendstunden. Lorenz: "Täter gucken nach Beute. Wo sie viel sehen, lohnt sich ein Einbruch. Die Rollos herunterzulassen, wäre doch das Naheliegende. "Wir Polizisten können nichts flächendeckend absichern, das müssen die Eigentümer selbst tun."

Gestohlen wird praktisch überall. Im Atelierhaus an der Walzwerkstraße in Reisholz, wo junge Maler und Bildhauer Quartier genommen haben, mussten binnen weniger Monate die Schlösser ausgetauscht und die Sicherungsanlagen verbessert werden. Die ersten ungebetenen Gäste hatten sich bei den "Kunstpunkten" im Herbst einschließen lassen, um besser abräumen zu können. Weitere Diebe kamen und nahmen außer Kunstwerken auch die Computer mit.

Galerist Wilhelm Körs wurde Ende Oktober bestohlen. Während er gerade sein Auto umparkte verschwand aus seiner Galerie an der Klosterstraße ein Bild von Johann Wilhelm Preyer (Kostenpunkt 59000 Euro).

Viele Kunsthändler denken um. Sobald Thomas Flor seine Räume in der Klosterstraße verlässt, klappt er neuerdings ein Gitter vor. "Das war eine Auflage der Versicherung", erklärt er. Je nach der Gesamt-Versicherungssumme der Ausstellung werden die Risiken vor Ort abgesprochen. Bei Versicherungssummen ab 250000Euro ist eine Einbruchs-Melde-Anlage in der Regel notwendig. Die Risiken sind sonst zu groß.

Galerien wie Fischer und Mayer haben Alarmanlagen. Die Fischer-Galerie liegt in einem Hof, der nur über ein Stahltor zugänglich ist. Außerdem gibt es eine Kontrolle im Haus. Hans Mayer lockt im Schaufenster mit einem echten Warhol, gibt sich jedoch gelassen: "Meine Galerie liegt 20Meter von der Polizei-Inspektion Mitte entfernt. Die Sicherheitskräfte parken vor meiner Tür. Die Fensterscheiben sind aus Sicherheitsglas und die Straße ist verkehrsreich."

Das sagt die Polizei Im Falle des Immendorff-Bildes will die Polizei einen Diebstahl auf Bestellung nicht ausschließen. "Es wäre schon ein großer Zufall, einfach so in eine Rechtsanwaltskanzlei einzubrechen und dann einen Immendorff mitzunehmen", sagt Polizeisprecher André Hartwich. Einen Anstieg bei Kunstdiebstählen konnte man im Präsidium aber bislang nicht feststellen. Kunstsammler können sich im Kommissariat Vorbeugung über Möglichkeiten der Absicherung informieren: Telefon 8706868

Museen Die Düsseldorfer Museen sind allesamt technisch sehr gut gesichert, Einbrüche sind unwahrscheinlich. Es gibt gut geschultes Wachpersonal. Bei Mega-Ausstellungen wie "Bonjour Russland" wird beim Abtransport sogar jedes Bild von einem eigenen russischen Aufpasser begleitet.

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