Kunsterzieherin leitet neuen Nähkurs für Flüchtlinge

In der Tersteegen-Gemeinde helfen Menschen wie Christine Neuerburg ehrenamtlich.

Kunsterzieherin leitet neuen Nähkurs für Flüchtlinge
Foto: evdus/Andreas Vollmert

Düsseldorf. Donnerstagnachmittag 16 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Tersteegen-Kirchengemeinde. Auf einer langen Tischtafel liegen Stoffballen, Scheren und Maßbänder. Mehrere Frauen beratschlagen, was sie heute aus den Tüchern machen wollen. Eine von ihnen ist Christine Neuerburg. Sie ist eigentlich Kunsterzieherin, aber seit Jugendtagen ist Nähen ihr Hobby. Nun leitet sie seit einigen Wochen einen Nähkurs für Flüchtlinge. Erklärt werden die einzelnen Arbeitsschritte in Englisch und Deutsch.

„Ich habe mal einen Schnitt für T-Shirts vorbereitet. Wir haben Jersey-Stoffe gespendet bekommen von einem Kölner Stoffgroßhändler. Riesige Ballen mit Nähgarn und Reißverschlüssen“, sagt sie zu den Teilnehmern. Am Nachbartisch schneidet Svenja Göttler derweil verschieden große Papier- und Stoffteile zurecht. „Ich fertige jetzt ein Muster an, und wem das gefällt, der kann sich das in seiner Größe fertig nähen. Die afrikanischen Frauen mögen diese bunten Stoffe lieber. Bei den arabischen Frauen — die haben schon wieder einen anderen Geschmack. Das merkt man ganz deutlich.“

Schon bald sitzen die Ersten an den hochmodernen Nähmaschinen. Es rattert munter vor sich hin. Es sind unter anderem Spenden einer 90-jährigen Frau aus der Kirchengemeinde, die die Anschaffung ermöglichten — für Christine Neuerburg ein Segen: „Das ist wunderbar gerade für Anfänger, wenn man mit einer neuen Maschine näht, weil die nicht so oft hängenbleibt“, doch dann muss sie bei Stella doch einen anderen Schnitt einstellen.

Die junge Frau aus Nigeria ist äußerst geschickt, sagt die Nähkursleiterin. „Stella hat im Wohnheim auch eine Nähmaschine. Die nimmt dann auch was mit, näht dann begeistert zu Hause weiter. Der syrische Schneider hat auch eine Nähmaschine auf seinem Zimmer.“ Doch der fehlt heute in der Frauenrunde.

Auf einem weichen Teppich in einer anderen Ecke des Raums betreut Melanie Michlen Babys und Kleinkinder. Die Physiotherapeutin macht dies auch ehrenamtlich. „Wir versuchen so ein bisschen zu unterstützen, dass die Kleinen lernen zu krabbeln. Wir haben jetzt auch eine Schwangerschaftsberatung und einen Kurs eingerichtet, in dem uns eine Hebamme besuchen kommt. Das ist auch wichtig für die Frauen.“

Nach mehr als zwei Stunden gibt es erste vorzeigbare Ergebnisse: eine Babymütze und ein ärmelloses T-Shirt. Das Strahlen in den Gesichtern der Hobbyschneiderinnen ist unübersehbar. Auch Christine Neuerburg wirkt zufrieden. „Das ist ganz toll, dass sie hier Anregungen kriegen und so intensiv mitmachen. Dann ist es natürlich ein Treffpunkt. Das ist auch sehr schön. Mein Wunsch ist, dass es mehr Integrationsarbeit ist. Meine Freundinnen zum Beispiel, die schon immer nähen wollten, dass die auch herkommen und ein reger Austausch stattfindet.“ Insgesamt betreut die Tersteegen-Kirchengemeinde derzeit mehr als 200 Flüchtlinge. Red

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