Stiftung Zwei Filmstiftungen an einem Ort

Düsseldorf · Institut für Medienkunst zieht nach Flingern zur Wim Wenders-Stiftung, die auf dem Sprung nach Berlin ist.

 Die Geschäftsführerinnen Renate Buschmann (r.) und Laura Holtorf agieren mit ihren Stiftungen Imai und Wim Wenders unter einem Dach.

Die Geschäftsführerinnen Renate Buschmann (r.) und Laura Holtorf agieren mit ihren Stiftungen Imai und Wim Wenders unter einem Dach.

Foto: Helga Meister

2006 wurde die gemeinnützige Imai-Stiftung gegründet, Düsseldorfs erste Schaltstelle für Videokunst. 2012 kam die Wim Wenders Stiftung hinzu, die sich dem Werk des großen Filmemachers widmet. In wenigen Tagen werden beide Einrichtungen unter einem gemeinsamen Dach logieren. Das Imai zieht zur Wenders-Stiftung ins Hintergelände der Birkenstraße 47a. Die Geschäftsführerinnen Laura Holtorf (Wenders) und Renate Buschmann (Imai) erklären unisono: „Wir sind zwei befreundete Institutionen, sitzen nun an einem Ort, bleiben aber als Stiftungen getrennt. Das Neue und Gute ist, dass wir uns eine Büro-Etage und damit die Unkosten teilen.“ Gemeinsam wollen sie ab sofort die Langzeit-Archivierung von Lichtbildern in Angriff nehmen.“

Renate Buschmann verlässt das Souterrain im NRW-Forum

Zur Imai-Stiftung gehört ein Medienkunst-Archiv mit rund 3000 Werken von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart, das inzwischen digitalisiert ist. Aber das Archiv blieb quasi unsichtbar. Und Renate Buschmann fühlte sich im Souterrain des NRW-Forums wie abgeschoben. Sie musste betteln gehen, um ihr Material in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auf 200 Quadratmetern erhält sie zwei Drittel der Fläche, während sich die Wim Wenders-Stiftung nur noch mit knapp 70 Quadratmeter begnüngt. Beide Institute teilen sich nun einen Besprechungs- und Veranstaltungsraum. Im übrigen gibt es Räume für das Techniklabor und für Workshops. Der Umzug ist am 9. Mai.

Nun mag es verwundern, dass die Wim Wenders-Stiftung plötzlich kürzer tritt. Sie hatte doch 2014 sehr erfolgreich mit der digitalen Restaurierung von Wenders-Filmen begonnen, dies das zentrale Anliegen der Stiftung. Laura Holtorf erklärt: „Ich bin aus Berlin hierher gezogen und war froh, wie schnell ich mich vernetzen konnte. Aber jetzt stellt sich heraus, dass die Restaurierungsarbeiten der Filme in Berlin stattfinden müssen. Wim Wenders, der ursprünglich mit mir nach Düsseldorf ziehen wollte, bleibt gleichfalls in Berlin. Er ist so viel auf Reisen und macht so viele Projekte, dass ein Umzug nicht realistisch ist.“

Das heißt konkret: „Der Stiftungssitz bleibt Düsseldorf. Aber die Restaurierungsprozesse finden in Berlin am zweiten Standort statt. Wir kehren später wieder zurück. Wir sind ja flexibel im Handeln und Denken“, so Laura Holtorf. Die Etats sind gesichert. Imai bekommt einen Betriebskostenzuschuss von der Stadt in Höhe von 148 280 Euro. Jede Art von Ausstellungen, Projekten und Tagungen wird zu 100 Prozent durch Drittmittel eingeworben. Der Etat der Wenders-Stiftung ist abhängig von den Lizenzerlösen und von der Verbreitung der Filme. Laura Holtorf arbeitet im nicht-kommerziellen Bereich mit dem Goethe-Institut zusammen.

Während die Wenders-Stiftung ab sofort einen Fuß in Berlin hat, bleibt Imai mit einem Bein im NRW-Forum. Buschmann darf endlich den hinteren Raum auf der linken Seite des Erdgeschosses bespielen, das sind 50 bis 60 Quadratmeter. Hier werden auf einer großen Projektionsfläche wechselnde Werke zu sehen sein, auch Neuzugänge. Auf den anderen Wänden wird das Archiv erfahrbar gemacht. 1300 Werke können gezeigt werden.

Der Besucher kann ein Blatt seines gewünschten Videos abreißen, den Barcode auf einem Tablett ablesen und dann das Werk anschauen und über Kopfhörer anhören. Das Blatt darf er mit nach Hause nehmen. Ab nächstem Frühjahr können die Blätter über Barcode und Nummer auch zu Hause im Internet angeschaut werden. Die Kosten für die Installation der Geräte teilen sich das Kultusministerium und der Landschaftsverband. Renate Buschmann: „Die Erweiterung für uns im NRW-Forum soll permanent sein, egal, ob Herr Bieber Museumsleiter ist oder ein anderer.“

Der gemeinsame Standort soll aber auch Synergien bringen. Die Stiftungen wollen gemeinsam mit Kollegen forschen, wie man die Filmbänder auf Dauer erhält. Hierzu Renate Buschmann: „Digitalisierung hört sich so toll an, aber ist mit viel Arbeit und vielen Kosten verbunden. Wir brauchen externe Dienstleister, die unsere enormen Datenmengen pflegen.“ Die Wenders-Stiftung arbeitet mit einem Datenvolumen von einem bis acht Terabyte pro Film, was tausend Gigabyte entspricht. Sie ist inzwischen bei einem Petabyte angelangt, das sind tausend Terabytes. Imai ist bei 50 000 Terabytes angelangt.

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