Zeitlose Meisterwerke

Werner Schmalenbach: Sein Sinn für Qualität ist legendär.

Düsseldorf. Werner Schmalenbach (1920-2010), Gründungsdirektor der Kunstsammlung NRW, sammelte keine Stile, keine Skulpturen oder Moden, sondern Meisterwerke. Eine Blütenlese der Malerei, ausgewählt nach seinem individuellen, untrüglichen Geschmack. Manchmal hingen die Bilder monatelang in seinem Zimmer und wurden täglich auf ihre Qualität befragt, bevor er sie kaufte — oder zurückschickte.

1962 wurde Schmalenbach Direktor der Stiftung. Er logierte in Schloss Jägerhof und wartete 23 Jahre auf ein eigenes Haus am Grabbeplatz. Er hatte keinen aufgeblähten Betrieb, beschäftigte nur vier Mitarbeiter und konnte fast den gesamten, millionenschweren Etat in die Kunst fließen lassen.

Er vertraute den Klassikern, der Generation zwischen 1880 und 1900. Max Ernst bildete einen Akzent der Sammlung, „Die schwankende Frau“ von 1923 ist ein Hauptwerk des Surrealismus. Er war wählerisch, kaufte nicht Zero, aber Uecker. Unter den Expressionisten favorisierte er nur Kirchner. Er lehnte Beuys mit dessen Selbststilisierung ab.

Er hortete elf Picassos, darunter „Zwei nackte sitzende Frauen“, die der Automobilmagnat Chrysler abstieß, weil er wegen seiner Scheidung Geld brauchte. Pierre Bonnards Meisterwerk „Die Terrasse von Vernon“ ist ein Lobgesang an die Schönheit der Kunst. Ein anderer Höhepunkt ist Beckmanns „Die Nacht“, Symbol der Nachkriegszeit. Die Inkunabel des deutschen Expressionismus sollte Kirchners „Zwei Frauen auf der Straße“ sein. H.M.

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