Zehn Jahre sind vielleicht genug

Die Leiter des Boulevardtheaters an der Steinstraße, Helmuth Fuschl und Paul Haizmann, im Interview.

Düsseldorf. Seit sieben Jahren leiten Helmuth Fuschl und Paul Haizmann das Boulevardtheater an der Steinstraße – ohne Subventionen. Zu unrecht, wie sie finden.

Fuschl: Die Stücke haben sich verändert. Wir sind etwas weiter gegangen. So ein Stück wie "Schöne Bescherung" hätte man im ersten Jahr gar nicht machen können. Das war jetzt schon an der Grenze, aber die Leute haben es gemocht. Haizmann: Das Stück "Oskar und die Dame in Rosa" mit Johanna von Koczian war auch so ein Grenzfall. Im Vorfeld hieß es: Wie könnt ihr denn in der Komödie so ein Stück machen über das Sterben eines Kindes? Und dann war es der größte Erfolg.

Haizmann: Das Stück und die Besetzung müssen stimmen. Die Koczian ist jemand, die immer noch ein Haus füllt, und es war eine tolle Inszenierung.

Haizmann: Ein Erfolg ist, dass sich das Publikum sehr verjüngt hat. Erstaunlicherweise gibt es viele Leute um die 35, die kommen. Für sie ist anscheinend das Angebot in NRW nicht so enorm. Man ist der Disco entwachsen und für den 5-Uhr-Tee noch zu jung. Fuschl: Wir versuchen aber auch, die älteren nicht zu vergraulen. Das ist uns gelungen.

Fuschl: Neue, heutige Stücke spielen. Es kommen jedes Jahr viele neue Werke heraus, aber 99 Prozent sind Schrott. Die Stücke sind relativ schnelllebig geworden. Es gibt zum Beispiel Komödien, die mit einem Telefon zu tun haben. Die kann man heute nicht mehr bringen, weil jeder ein Handy hat. So Klassiker wie früher wird es nicht mehr geben.

Fuschl: Ja, eine pro Jahr, aber das nimmt hier gar niemand zur Kenntnis. Das bringt eher einem Stadttheater etwas.

Fuschl: Ich finde das zum Teil mehr als bedauerlich. Nicht nur wegen uns. Das ist in Düsseldorf einfach absolut ungerecht und betrifft ja auch andere Bühnen. Denn es gibt viele andere Städte, in denen die Komödienhäuser auch Geld bekommen. Wir erhalten gar nichts. Dabei ist die Stadt relativ reich. Wir wussten natürlich von Beginn an, dass es keine Subventionen gibt, aber es tut trotzdem weh.

Fuschl: Wir haben der Staatskanzlei mal geschrieben. Darauf erhielten wir die Antwort: Ein Theater ihrer Art muss sich selbst erhalten. Ich finde es natürlich richtig, dass ein Haus wie das Schauspielhaus Geld bekommt. Ich finde es nicht ganz ok, dass das FFT - wie wir hören - eine Million bekommt. Das ist unserer Meinung nach nicht ganz gerecht. Dass das Schauspielhaus so viel Geld bekommt, finde ich aber auch manchmal ungerecht, weil die damit so wirtschaften, wie wir das nie könnten. Wenn Frau Niermeyer an manchen Tagen Karten für die Hälfte rausgibt, dann würden wir das auch gerne können. Ein Sitzplatz wird hoch subventioniert - und dann noch halb verschenkt. So treibt man natürlich seine Auslastung in die Höhe. Wenn wir das könnten, wären wir immer voll.

Haizmann: Für Stücke, die neu sind und auf der Kippe stehen. Wenn ein Stück sechs Wochen lang nur mit 30 Prozent besucht ist, dann ist das für uns nicht tragbar.

Haizmann: In der Weihnachtszeit sehr. Sonst kamen immer viele Firmen, die Karten für kleinere Gruppen bestellt haben. Das ist in diesem Jahr zum Großteil ausgefallen.

Beide: (lachen). Ja. Nur die Stücke suchen wir zusammen aus.

Fuschl: Das ist schwierig. Wir sind nicht immer einig. Eigentlich sind wir uns bei 50 Prozent nicht einig. Das ist gut so. Auch bei den Schauspielern ist das so.

Haizmann: Nein. Fuschl: Er beschimpft die Leute lieber. (lachen) Haizmann: Wenn ich zum ersten Mal in der Probe sitze und keiner lacht an den Stellen, wo man lachen sollte, da kommt bei mir der Lehrer von früher durch. Da sage ich dann etwas und bin vielleicht nicht immer so diplomatisch.

Fuschl: Ich glaube ein Jahr vorher.

Fuschl: Die Rente, ja (lacht). Wir werden auf keinen Fall so lange hier bleiben wie unsere Vorgänger. Es gibt ja noch andere Dinge als Theater. Zehn Jahre ist eine schöne Zeit.

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