Buchkritik : „Wutentbrannt“: Krimi spielt im neureichen Kunst-Milieu
Fachkundig und flott geschrieben überzeugt das Mörderische Duett mit dem dritten Krimi „Wutentbrannt“.
Düsseldorf. Die Mordkommission am Jürgensplatz ist mal wieder auf Tätersuche. Clemens von Bühlow, der bereits zwei Mordfälle geklärt hat, steht im Focus — auch beim dritten Krimi des Mörderischen Duetts. So nennen sich seit einigen Jahren Brigitte Lamberts und Annette Reiter, die sich beim Verfassen ihres neuen Krimis „Wutentbrannt“ in der Kunstszene getummelt haben. Ein spannend geschriebenes 200-Seiten-Buch, das auch einen Blick in die neureiche Society wagt, die sich mit Kunst nobilitieren will.
Ein junger Maler verdreht Männern und Frauen den Kopf Das Mordopfer: Nikolaj Smirnow, ein junger aufstrebender Maler, der in kurzer Zeit sehr viele Bilder verkauft hat. Doch dass es kein angenehmer Zeitgenosse gewesen sein muss, erfährt man bereits auf den ersten Seiten. Denn der gebürtige Russe nutzt für seinen kühl kalkulierten Aufstieg nicht nur sein Talent als Maler, sondern ebenso sein blendendes Aussehen und seine sexuelle Attraktivität. Er verdreht Männern und Frauen den Kopf, verspricht beiden eine gemeinsame Zukunft. Egal, ob er dabei bewährte Beziehungen und Ehen zerstört. Hauptsache: Der Rubel rollt und seine Bilder werden gekauft, von wirtschaftlich potenten Sammlern. Klar, dass die Angehörigen der zerstörten Kleinfamilien vor Wut schäumen, ja wutentbrannt sind. Und einige dieser gut situierten Damen und Herren das Zeug haben, einen Mord zu begehen. Der Chef-Ermittler, die zweite Kommissarin Maria Esser und die schmucke Staatsanwältin Pia Cremer haben also alle Hände voll zu tun, um den Mörder zu finden.
Das Autoren-Duo, das den Gourmet-Kommissar erneut in beliebte Szene-Lokale führt, bedient wohlbekannte Düsseldorf-Klischees. So hat die Familie Lechner, deren Enkel zu den Opfern des russischen Kunst-Emporkömmlings gehören, ein stattliches Anwesen in Niederkassel. Und unter den Verdächtigen ist auch ein älterer Kunstprofessor, der — nicht nur aus Interesse an der hehren Kunst — seinem Günstling Nikolaj den Weg in renommierte Galerien ebnet. Doch die Art, wie die beiden die Klischees verarbeiten, ist unaufdringlich und passt zu den subtil gezeichneten Charakteren. Ein Vorzug des flüssig geschriebenen, klug gebauten, aber jugendfreien Romans (a bissel mehr Sex dürfte es bei so viel Crime schon sein!): Die Autorinnen kennen sich in der Gerichtsmedizin glänzend aus. Kompliment! Da erfährt der an Pathologie Interessierte mehr Details und medizinische Zusammenhänge als in so manchem „Tatort“, selbst wenn der aus Münster kommt.