Workshop von Wilsberg-Schöpfer Jürgen Kehrer : Guter Schreibstil und glaubwürdige Figuren
Düsseldorf Wie wird eine Idee zum Roman? Natürlich könnte man einfach mal so drauflos schreiben oder jemanden fragen, der sich damit auskennt. Jürgen Kehrer zum Beispiel, der Georg Wilsberg erfand, einen gescheiterten Anwalt, der sich als Privatdetektiv gerade so durchlägt.
Kehrer wollte im Literaturbüro NRW in diesem Monat einen Workshop abhalten. Zwei Tage lang sollte es in der Schreibwerkstatt um die sieben Punkte gehen, die das Grundgerüst für einen Roman sein können. Corona hat ihn und die bereits angemeldeten Teilnehmer erst einmal ausgebremst. Aber, es gibt gute Nachrichten: Der Workshop wird im Oktober nachgeholt.
Da bis dahin noch ein wenig Zeit bleibt, um an der Idee für einen Plot zu feilen, haben wir mal bei Jürgen Kehrer nachgefragt, wie er das denn so macht, wenn er aus einer Idee ein Buch entwickelt. Dazu muss man wissen, der Mann schreibt nicht nur Krimis, Sachbücher und Romane, er arbeitet auch gemeinsam mit seiner Frau Sandra Lüpkes an Drehbüchern. Einerseits für die TV-Adaption seiner „Wilsberg“-Reihe, andererseits zum Beispiel für die ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“.
„Das sind gewissermaßen Krimis mit Happy End, denn dabei geht es um vermisste Personen, die zum Ende einer Folge wieder auftauchen“ – so erklärt der gebürtige Essener die Grundidee der Serie, die die Gründe für das Verschwinden in Rückblenden aufrollt.
„Drehbücher haben in der Regel Vorgaben, besonders wenn es sich um Serien handelt“, sagt Jürgen Kehrer. „Wilsberg“ zum Beispiel hat eine feste Figurenkonstellation. „Das Ensemble agiert dabei fast wie eine Familie, mit Wilsberg und Kommissarin Springer als Eltern, die Ekki, Alex und Overbeck am Ende immer irgendwie helfen müssen.“ Vor 30 Jahren hat er sich die Figur Georg Wilsberg ausgedacht. Fünf Jahre später gab es die erste Verfilmung. „Damals hat Joachim Król die Rolle übernommen und das Drehbuch war eng an die Romanvorlage angelehnt“, sagt der 62-Jährige, der zu dieser Zeit noch in Wilsbergs Heimat Münster lebte. Als Leonard Lansink den Part des Privatdetektivs übernahm, entfernte sich die TV-Adaption von der Buchvorlage.
Ärgert es ihn, wenn man ihn immer mit dem Ermittler in Verbindung bringt, obwohl er auch erfolgreich andere Bücher geschrieben hat? „Nein, denn ohne ihn, hätte ich nie die Freiheit gehabt, eben diese Geschichten zu erzählen und zum Beispiel auch ein Sachbuch über Münster zu realisieren“, sagt Kehrer.