Workshop von Wilsberg-Schöpfer Jürgen Kehrer Guter Schreibstil und glaubwürdige Figuren

Düsseldorf · Wie wird eine Idee zum Roman? Natürlich könnte man einfach mal so drauflos schreiben oder jemanden fragen, der sich damit auskennt. Jürgen Kehrer zum Beispiel, der Georg Wilsberg erfand, einen gescheiterten Anwalt, der sich als Privatdetektiv gerade so durchlägt.

 Leonard Lansink (l.), der seit 1998 den Privatdetektiv Georg Wilsberg darstellt, zeigt sich gemeinsam mit Wilsberg-Erfinder und Autor Jürgen Kehrer bei einer Kinopremiere des ZDF-Krimis in Münster.

Leonard Lansink (l.), der seit 1998 den Privatdetektiv Georg Wilsberg darstellt, zeigt sich gemeinsam mit Wilsberg-Erfinder und Autor Jürgen Kehrer bei einer Kinopremiere des ZDF-Krimis in Münster.

Foto: Stadt Münster Roski/Britta Roski

Kehrer wollte im Literaturbüro NRW in diesem Monat einen Workshop abhalten. Zwei Tage lang sollte es in der Schreibwerkstatt um die sieben Punkte gehen, die das Grundgerüst für einen Roman sein können. Corona hat ihn und die bereits angemeldeten Teilnehmer erst einmal ausgebremst. Aber, es gibt gute Nachrichten: Der Workshop wird im Oktober nachgeholt.

Da bis dahin noch ein wenig Zeit bleibt, um an der Idee für einen Plot zu feilen, haben wir mal bei Jürgen Kehrer nachgefragt, wie er das denn so macht, wenn er aus einer Idee ein Buch entwickelt. Dazu muss man wissen, der Mann schreibt nicht nur Krimis, Sachbücher und Romane, er arbeitet auch gemeinsam mit seiner Frau Sandra Lüpkes an Drehbüchern. Einerseits für die TV-Adaption seiner „Wilsberg“-Reihe, andererseits zum Beispiel für die ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“.

„Das sind gewissermaßen Krimis mit Happy End, denn dabei geht es um vermisste Personen, die zum Ende einer Folge wieder auftauchen“ – so erklärt der gebürtige Essener die Grundidee der Serie, die die Gründe für das Verschwinden in Rückblenden aufrollt.

„Drehbücher haben in der Regel Vorgaben, besonders wenn es sich um Serien handelt“, sagt Jürgen Kehrer. „Wilsberg“ zum Beispiel hat eine feste Figurenkonstellation. „Das Ensemble agiert dabei fast wie eine Familie, mit Wilsberg und Kommissarin Springer als Eltern, die Ekki, Alex und Overbeck am Ende immer irgendwie helfen müssen.“ Vor 30 Jahren hat er sich die Figur Georg Wilsberg ausgedacht. Fünf Jahre später gab es die erste Verfilmung. „Damals hat Joachim Król die Rolle übernommen und das Drehbuch war eng an die Romanvorlage angelehnt“, sagt der 62-Jährige, der zu dieser Zeit noch in Wilsbergs Heimat Münster lebte. Als Leonard Lansink den Part des Privatdetektivs übernahm, entfernte sich die TV-Adaption von der Buchvorlage.

Ärgert es ihn, wenn man ihn immer mit dem Ermittler in Verbindung bringt, obwohl er auch erfolgreich andere Bücher geschrieben hat? „Nein, denn ohne ihn, hätte ich nie die Freiheit gehabt, eben diese Geschichten zu erzählen und zum Beispiel auch ein Sachbuch über Münster zu realisieren“, sagt Kehrer.

Fans brachten ihn dazu, weitere Wilsberg-Folgen zu schreiben

2007 musste es für den studierten Pädagogen und Journalisten dann aber doch mal eine Pause sein. Bis dahin hatte er auch fast in jedem Jahr eine neue „Wilsberg“-Geschichte geschrieben. „Ich wollte einfach mal etwas anderes machen“, sagt Kehrer. Doch da waren die Fans und Leser, die ihn immer wieder gefragt haben, ob er denn nicht vielleicht doch noch einmal… 2015 legte er nach und nun zum dreifachen Jubiläum, 30 Jahre nachdem der Privatdetektiv zum ersten Mal ermittelte und 25 Jahre nach der ersten TV-Ausstrahlung, löst er seinen 20. Fall. „Das musste dann doch sein“, sagt Kehrer, und so können die Fans sich die Zeit bis zur nächsten Folge im Fernsehen mit der Lektüre von „Sag niemals Nein“ vertreiben. „Für dieses Jahr waren Dreharbeiten für zwei neue Folgen geplant“, weiß der Autor, der auch schon als Statist dabei sein durfte. Doch durch Corona mussten diese verschoben werden.

Seine Frau Sandra Lüpkes steht derzeit mit ihrem Roman auf der Spiegel-Bestsellerliste. Konkurrenz kennt das Autorenpaar nicht. „Ich freue mich für Sandra. Ich habe den Ehrgeiz gar nicht“, meint er. Zusammenarbeit? „Ja, die gibt es, wenn wir beispielsweise Drehbücher entwickeln oder Anthologien zusammenstellen.“ Geschrieben wird dabei getrennt. „Jeder arbeitet für sich. Wir haben aber feste Rituale, wie das gemeinsame Frühstück oder eine Kaffeepause, in der wir uns austauschen.“

Und was macht nun einen guten Roman aus? „Glaubwürdige Figuren und vor allem ein guter Schreibstil“, ist sein Expertenrat. Stil sagt er, sei auch das, was ihn mehr für ein Buch begeistern könne, als beispielweise bei einem Krimi, wer warum den Mord begangen hat. Was sonst noch dazu gehört, verrät er dann im Oktober in seinem Workshop, dessen Teilnehmer idealerweise eine Romanskizze in wenigen Worten vorbereiten sollten, „damit ich eine grobe Vorstellung davon habe, wo die Reise hingehen soll, um darauf aufzubauen“, sagt Jürgen Kehrer.

Anmeldungen für die Schreibwerkstatt „In 7 Punkten zum Roman“ mit Jürgen Kehrer am 9. Und 10. Oktober über das Literaturbüro NRW:

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