Feuilletönchen Mehr Mut! Ein musikalischer Neujahrswunsch

Düsseldorf · Unser Redakteur widmet sich diesmal der Frage wie es um das Neue in unserer Kunstmusik-Kultur steht.

Das Neue ist aufregend, macht neugierig, ist verführerisch. Dieser Umstand, der nicht nur eine schlechte, sondern auch gute Seiten hat, spiegelt sich auch in der eigentlich so beständig wirkenden Welt der Kunstmusik. Dort werden oft über Jahrhunderte gewachsene Traditionen gepflegt. Eine Welt voller Poesie, voller kunstvollem Ausdruck, eingebettet in sich kaum verändernden Regeln, die als absolut gelten. Zumindest scheint es so. Doch der Drang nach Neuem, nach dem Unerhörten, war immer schon eine der tragenden Triebfedern musikalischen Schaffens. Was aber ist davon heute auf unseren Konzertpodien hörbar?

Aus einer Tradition heraus Neues zu schaffen, sich gegen oder mit der Tradition zu positionieren, auch mal mit allem zu brechen und etwas gänzlich Ungewöhnliches zu wagen, waren und sind bis heute Kennzeichen einer lebendigen KunstmusikKultur. Doch nicht erst seit gestern hat sich in unseren Musik-Betrieb, in unsere Konzert-Kultur etwas eingeschlichen, das diesem steten Wandel diametral entgegengesetzt ist. Und dies zeigt sich insbesondere in Düsseldorf auf sehr sprechende Weise. Ausnahmen bestätigen, wie so oft, die Regel – aber wenn man einen Blick auf die Konzertzettel wirft, so findet man zumeist zwar Musik, die mal neu und aufregend war, aber eben vor 100 oder 200 Jahren.

Wir leben eine museale Musikkultur, ausgeführt von wunderbar geschulten Museumswärtern. Dies ist erstmal nichts Schlechtes. Die Meisterwerke unserer Musikkultur regelmäßig live hören zu können, ist ein Schatz, den wir niemals verlieren dürfen. Und es gibt ja auch immer wieder Neues im Alten zu entdecken. Neue Werke aus 1830, neue Interpreten, neue Zugänge und so weiter. Doch im Gegensatz zu früheren Zeiten – und hier muss man schon ganz schön in die Vergangenheit gucken –, als ganz frisch komponierte Musik nahezu täglich serviert wurde, prägt unsere Konzerte ein historisierender Blick auf das Vergangene. En gros bildet es die Realität an Düsseldorfs Konzerthäusern und vor allem auch an der Oper treffend ab. Bei aller Problematik, die neuere Kunstmusik dem Hörer aufbürden mag – und dies ist teilweise auch nur ein Vorurteil –, würde man sich mehr Mut wünschen. Mehr Mut bei den Musikern und Veranstaltern, auch mal Kompositionen in das Programm zu nehmen, dessen Komponisten auch noch unter uns weilen.

Die Vielfalt der Kunstmusik, die heute oder in jüngster Vergangenheit geschaffen wurde, ist unbeschreiblich groß. Doch diese findet, wenn, dann eher im kleinen Rahmen, teils unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Kein Wunder, dass sie nicht mehr Aufmerksamkeit bekommt. Dies ist anderswo übrigens auch nicht zwangsläufig so. Vielleicht ändert sich in dieser Richtung 2019 ja etwas. Einen Versuch wäre es doch wert.

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