Wenn Mode zur theatralischen Show wird

Die noble Couture-Schau als Ausstellung „Catwalks“ ab Samstag im NRW-Forum.

Düsseldorf. Am Vorabend der Düsseldorfer Modemesse CPD eröffnet das NRW-Forum ein optisches Spektakel zum Thema des Laufstegs (Catwalk) in der Modebranche. Für das multimediale Feuerwerk erhält man einen Kopfhörer. Dass dieser weiße, schmale Weg nicht leicht zu nehmen ist, erfuhren am Freitag die ersten vier Besucher, die sich Blessuren holten, weil sie im verwinkelten Labyrinth zu Fall kamen.

Die Fashion-Schau der 17 wichtigsten Modehäuser der Welt ist ein theatralisches, mit Projektoren, Beamern, 3-D-Bildern und Lautsprechern bestücktes Ereignis. Hören und Sehen kann einem da vergehen. Im Eingang läuft man über einen Bewegungsmelder und tritt einen Schwall von Geräuschen und Kamera-Klicks los. Der 300-Meter-Rundgang suggeriert einen Traum von Schönheit, den man sonst nie zu sehen bekommt. Die Visionen von Häusern wie Dior, Jean-Paul Gaultier und Louis Vuitton sind sonst nur der High Society vorbehalten. Hier gibt es sie zu Musik von den Stones.

Die Idee, den Catwalk mit modernsten Mitteln ins Museum zu bringen, stammt von den Düsseldorfer Ausstellungsmachern Werner Lippert und Petra Wenzel, die sich Christiane Arp von der deutschen Vogue und Alexandre de Betak, den Global Player unter den Laufsteg-Theaterregisseuren, zu Hilfe nahmen. Sie rücken eine Kunstform der Popkultur ins Rampenlicht, die noch nie im Zusammenhang betrachtet werden konnte. Zugleich steigern sie das optische Spektakel der Mode, indem sie den Wanderzirkus dieses Metiers auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche konzentrieren. Die Grenzen zwischen den Metropolen, aber auch zwischen Mode und Theater, Architektur, Performance und Kunst verwischen sich.

Das junge, amerikanische Label Rodarte bricht Wände auf. Da dies im denkmalgeschützten Ehrenhof eigentlich nicht erlaubt ist, mussten die Wände zunächst aus Gipskarton aufgebaut werden, bevor sie brachen und den Blick durch Löcher auf Monitore frei geben. "Mode ist Teil des Körpers", sagt Werner Lippert und schaut zu, wie sich Besucher bei gefilmten Models, Regisseuren und Schauspielern fühlen.

Stolze Modehäuser wie Jean-Paul Gaultier, John Galliano, Comme des Garcons oder Dior zu vereinen, war eine Meisterleistung. Karl Lagerfeld gab seine Zustimmung als letzter, steuerte aber die gerade mal zwei Wochen alte Präsentation bei. Sie kam direkt vom Lido von Venedig.

Hussein Chalayans Irrgärten aus verzerrenden Spiegeln, John Gallianos und Thierry Muglers Kostümbälle, Martin Margielas surreale Perücken, Astronauten oder Motorradfahrer gilt es zu bewundern, Schneekönigin Linda Evangelista oder John Galliano, der aus einer goldenen Kutsche steigt. Aus acht Projektoren flimmern Hunderte roter Teelichter, die der Besucher an den Spiegelwänden trifft. Es gibt Roboter, die das weiße Flockenkleid mit bunten Farben besprayen, während das Model von McQueen auf dem Drehteller kreist. Als wäre man im Berliner Winterpalast.

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