Wenn die Utopie abhanden kommt

„Geteilte Geschichten“ zum Thema 20 Jahre Mauerfall.

Düsseldorf. 20 Jahre Mauerfall, 60 Jahre Gründung der BRD: Grund genug für FFT und Schauspielhaus, zusammen ein Festival zu kreieren. "Geteilte Geschichten" bietet vom 30. September bis 3. Oktober eine Reihe hochkarätiger Gastspiele.

Dabei geht es laut Kathrin Tiedemann, Intendantin des FFT, nicht nur darum, ostalgisch zu werden und Rückschau zu halten, sondern auch in die Zukunft zu blicken: Wie geht es weiter mit Ost und West? Wie fühlt sich die Generation, die im geteilten Deutschland aufgewachsen ist? Wie fühlen sich die heute unter 20-Jährigen, die nach dem Mauerfall aufgewachsen sind?

Das alles sind Fragen und Themen, die das Festival aufgreifen will. Denn: "Das Theater ist ein guter Ort der öffentlichen Auseinandersetzung", meint Tiedemann. Das Festival will dabei nicht nur Geschichten und subjektive Erfahrungen ins Zentrum rücken, sondern auch untersuchen, wie uns unsere Geschichte kollektiv geprägt hat.

Zum Start gibt es am 30. September, 19.30 Uhr, im Kleinen Haus des Schauspielhauses ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Gastspiel des Hans-Otto-Theaters in Potsdam. Das dokumentarische Stück "Staats-Sicherheiten" schildert 15 Schicksale von Ex-Häftlingen aus dem Stasi-Gefängnis.

Es will aber auch zeigen, wie heute, 20 Jahre später, mit diesem Aspekt deutscher Diktaturgeschichte umgegangen wird. Das Konzept zu diesem Abend stammt von Renate Kreibich-Fischer und Lea Rosh, die am 30.September auch nach der Vorstellung für ein Publikumsgespräch zur Verfügung steht.

Norton.commander.productions, Gäste am FFT seit zehn Jahren, zeigen ihre in Dresden erarbeitete Produktion "Kommunistenfresser oder Das Leben des Einen" am 1. Oktober im FFT Juta. Darin stöbern sie in ostdeutscher Vergangenheit und fragen nach politischen Realitäten heute.

Interessant hört sich auch das Projekt "East Düsseldorf" des Düsseldorfer Autors Kai Ivo Baulitz an. Die Compagnie Drama Köln nimmt jeweils ca. 30 Zuschauer mit auf einen Rundgang außerhalb des Theaters an der Ost-West-Achse Düsseldorfs, entlang der Graf-Adolf-Straße, für ein Spiel mit Ost-West-Klischees.

Sie verbinden eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte mit DDR-Erlebnisberichten von Düsseldorfern, die sie zuvor gesammelt haben. Insgesamt an neun Termine (1.-3.10.) bietet sich die Gelegenheit für diesen theatralen Rundgang.

Die andcompany & Co aus Berlin beschäftigt sich in ihrer Produktion am 1., 2. und 3. Oktober mit den Kommunisten und der Leere, die bleibt, wenn die Utopie abhanden kommt. Sie haben die gesammelten Dokumente in einem VW-Bus in den FFT Kammerspieln präpariert als eine Art Hörstation. Auch im Central am Hauptbahnhof finden Gastspiele statt, so u.a. "Schicht C" vom Theater Vorpommern/ Greifswald.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort