Kunst : Als Uecker eine Sintflut der Nägel inszenierte
Düsseldorf Schenkung an die Zero-Foundation bringt spannende Geschichten zur Avantgarde-Truppe ans Licht.
Die Düsseldorfer Zero-Foundation, die sich um das Erbe der Zero-Künstler wie Heinz Mack, Günther Uecker oder Otto Piene kümmert, hat eine Schenkung aus dem Nachlass des Frankfurter Kunstkritikers und Psychologen William E. Simmat erhalten (die WZ berichtete). Zu den Materialien gehören Briefwechsel, Fotografien, Kataloge, Einladungskarten, Kunstkritiken. Noch ist die Geschäftsführerin der Zero-Foundation, Barbara Könches, dabei, mit ihrem Team, die Nachlass-Dokumente auszuwerten. Der WZ gewährte sie allerdings schon einmal erste Einblicke in die Aktenordner und -boxen.
Barbara Könches zieht etwa einen Brief aus einem Umschlag, den Günther Uecker, einer der drei Mitbegründer der Zero-Bewegung in Düsseldorf, an William E. Simmat im Jahr 1963 geschrieben hatte. Uecker plante eine Ausstellung in der Frankfurter „Galerie d – Vereinigung für moderne bildende Kunst“, die Simmat 1962 gemeinsam mit dem Zero-Künstler Hermann Goepfert, dem Kunsthistoriker Wieland Schmied und dem Berliner Galeristen Rochus Kowallek gegründet hatte. Uecker sorgte seinerzeit bereits als „Nagel-Künstler“ für Aufsehen im Kunstbetrieb. An dieser Marke arbeitete er weiter. Er schrieb an Simmat: „Ist es möglich, in einem Raum einige Möbel, z.B. Tisch, Stuhl, Bank zu benageln und zu bespritzen? Ich wäre sehr erfreut, wenn Sie einige Objekte herbeischaffen, die ich benutzen könnte. Unkosten werde ich übernehmen.“ Der Galerist stimmte zu. Auf dem Plakat zur Ausstellung – ebenfalls im Nachlass – wird eine Apokalypse inszeniert. Städte versinken in einer „Sintflut der Nägel“, so der Titel der Ausstellung. Überschwemmt von „Nagelbürsten“, „Nagelkissen“, weggespült von Nagelstrudeln. In der Mitte des grauen Endzeit-Szenarios leuchten rot die Buchstaben der Galerie d. Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock lieferte dazu einen „übernagelten romantischen Text“.
Die Kunstkritiker in den Zeitungen reagierten mit honorierenden und augenzwinkernden Artikeln. William E. Simmat hatte sie ausgeschnitten, auf Papier geklebt und datiert. Spannende vergilbte Zeugnisse. So ist etwa in der FAZ zu lesen: „Er hämmert Bilder auf Holzplatten zusammen, ruiniert aber auch geschickt das Möblement der Galerie d, so daß sich dort niemand mehr hinsetzen kann, es sei denn, er fände Spaß an den lustvollen Qualen der Fakire.“