Fotografie : Warum es in Düsseldorf keine Foto-Biennale geben wird
Düsseldorf Alain Bieber, der künstlerische Leiter des NRW-Forums, kuratiert das Foto-Festival 2020 nicht mehr selbst. Jetzt wird ein externer Star gesucht. Eine Analyse der verfahrenen Situation.
Was waren das für große Worte, als Alain Bieber vom NRW-Forum im Juli 2018 eine Pressemeldung verschickte und für den März bis Mai 2020 eine Düsseldorf-Biennale mit dem Schwerpunkt Fotografie versprach. Er wolle den Ruf der Stadt als „bedeutendes Zentrum der Fotografie“ fortschreiben. Sein Fotofestival gehöre damit der Vergangenheit an. Nun steht fest: Eine Düsseldorf-Biennale gibt es nicht. Es wird wieder nur ein Festival. Und Bieber wird es nicht organisieren. Dafür will man einen internationalen Fotofachmann suchen. Derzeit ist noch nicht einmal gesichert, dass der Vertrag von Bieber im März 2020 ausläuft oder verlängert wird. Ausschuss-Vorsitzender Friedrich Conzen spricht von einem „Verwirrhaufen“. Entschieden ist noch nichts.
Die Bilanz von Alain Bieber fällt nicht einhellig positiv aus
Alain Bieber hat sich in seiner Amtszeit viel vorgenommen. Die Ideen sprudelten aus ihm heraus, aber er kümmerte sich nicht um die Ausführung. Seine Bauhaus-Ausstellung „Bauhaus und die Fotografie“ ist eine Mogelpackung, der Titel ein Publikumsfang. Wer Fotos vom Bauhaus sucht, ist enttäuscht. Dabei ist dies noch derzeit die erfolgreichste Schau. Fast keines seiner eigenen Projekte brachte es je über 7000 Besucher. Beim Vorgänger Werner Lippert kamen stets über 10 000 Gäste.
Bieber hat kein Gefühl für die Räume. Er kennt auch seine Besucher kaum. Er redet von der Jugend, aber es kommen die älteren Herrschaften. Denen bietet er etwa eine Bretterbude oder Arche Noah wie in der Schau „Planet B“, die eher an die Studentenzeit der 1980er Jahre erinnerte. Die Ampel-Koalition ist über Biebers Flop im letzten Jahr enttäuscht. Grünen-Kultursprecherin Clara Gerlach betont: „Das Foto-Festival 2018 war nicht das, was wir haben wollten. Alain Bieber sagt aber auch selbst, er wolle keine Nachfolge-Veranstaltung machen. Er ist weiterhin Mitglied im Foto-Beirat, aber nicht, um ein Foto-Festival zu kuratieren.“
Für ein hohes Niveau sorgt vor allem der Kurator Ralph Goertz
Das Publikum liebt die Ausstellungen von Ralph Goertz. Die Höhepunkte des Düsseldorfer Ausstellungsmachers im Ehrenhof waren Axel Hütte im Kunstpalast sowie Lindbergh/ Winogrand und Joel Meyrowitz im NRW-Forum. Auch in diesem Jahr bespielt er von Ende März bis November das gesamte NRW-Forum, hängt selbst und finanziert die Kataloge gleichfalls selbst. Mit Alec Soth will er einen der wichtigsten Fotografen der internationalen Fotoszene zeigen. Es folgt als zweiter Höhepunkt die bisher umfassendste Retrospektive des britischen Fotografen Martin Parr.
Daraufhin bat Kulturdezernent Hans-Georg Lohe den Düsseldorfer Kurator, das Fotofestival für das kommende Jahr vorzubereiten. Doch der Prophet gilt nichts im eigenen Land, wie es Bürgermeister Friedrich Conzen nennt. Clara Gerlach, Ratsfrau der Grünen, funkte dazwischen. Sie erklärt im WZ-Gespräch: „Das war eine Vorentscheidung des Dezernenten. Die Mitglieder im Foto-Beirat wollen die Personale offen verhandeln. Wir wollen erst einmal schauen, was sich sonst noch anbietet.“ Der Foto-Beirat tagt allerdings nicht-öffentlich.