Klassik : Warum der Aeolus-Wettbewerb doch nicht stattfinden kann
Düsseldorf Die Macher waren trotz der Corona-Krise optimistisch, die Auftritte für Blasinstrumentalisten zu ermöglichen. Nun mussten sie absagen.
Nun hat es den Aeolus-Wettbewerb auch erwischt. 183 Kandidaten aus 43 Ländern, die sich um die Teilnahme beworben hatten, muss abgesagt werden. Obwohl Sieghardt Rometsch und seine Stiftung bis zum letzten Freitag um die Durchführung vom 8. bis 13. September gekämpft haben. Der musikalische Spitzen-Nachwuchs an Klarinette, Horn und Saxophon muss sich zwei Jahre gedulden. Erst dann kann voraussichtlich der international renommierte Concours – auch Mitglied in der World-Federation-of-music-competitions – für diese Instrumente nachgeholt werden.
Noch im Mai war Sieghardt Rometsch optimistisch und sagte Aeolus – sein „Lieblingskind“ – nicht ab. Trotz Pandemie und ihrer Folgen. Er setzte darauf, dass bis zum Spätsommer/Herbst die Abstandsregeln und Hygiene-Verordnungen gelockert würden. Obwohl ebenfalls im Mai schon der ARD-Wettbewerb 2020 wegen Corona gestrichen wurde. Rometsch bewies Nervenstärke und wollte es einfach wissen.
Kein Wunder also, dass die Enttäuschung tief sitzt bei dem Musikmäzen, schienen seine Bemühungen doch zunächst von Erfolg gekrönt zu sein: Noch in der vergangenen Woche hatte die Tonhalle in Aussicht gestellt, dass das Aeolus-Finale vor etwa 1200 Zuschauern im Mendelssohn-Saal hätte stattfinden können. Zumindest lag ein Hygiene-Konzept für das Konzert mit drei Finalisten und einem Orchester in kleiner Besetzung vor.
Warum sah Rometsch dennoch wenige Tage später keine Möglichkeit mehr, den Wettbewerb 2020 zu retten? Zunächst gab die Robert-Schumann-Hochschule den Ausschlag – das Gebäude an der Fischerstraße, in dem seit 15 Jahren die Vorrunden ausgetragen werden. Der betriebsärztliche Dienst der Hochschule, der seine Auflagen an den heute gültigen Sicherheits-Standards orientieren muss, hat vor acht Tagen die Räume mit Zollstöcken ab- und ausgemessen. Danach war klar, dass die Abstände zwischen den Teilnehmern in den Gängen und zwischen ihnen und den Juroren in den verschiedenen Übungsräumen nicht ausreichten. Ebenso sahen sie ein Problem in der Größe dieser Räume.
Hinzukommt die Unsicherheit darüber, ob die hochkarätige Jury und zahlreiche der 186 Teilnehmer überhaupt hätten anreisen können. Denn bis heute ist unklar, ob bis Anfang September die Zwangs-Quarantäne aufgehoben werden kann. Sie gilt für Anreisende aus zahlreichen Ländern, die heute noch vom allmächtigen Robert-Koch-Institut als Risikogebiete eingestuft werden. So hatte vor ein paar Tagen bereits ein Saxophon-Professor aus dem US-Bundesstaat Michigan abgesagt. Und ob sich in knapp zwei Monaten der Flugverkehr aus und nach Fernost, China und Russland überhaupt wieder normalisiert hat, ist ebenfalls nicht abzusehen. Und ohne die Teilnehmer aus diesen Ländern würde der Aeolus-Wettbewerb sicherlich an Renommée in der Klassik-Branche und an Anziehungskraft für die junge Musik-Elite weltweit einbüßen.