Kultur : Von der Überwindung der künstlerischen Grenzen
Düsseldorf Wir nehmen die Performance von Anne Teresa De Keersmaekers Arbeit „Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich“ im Kunstmuseum K20 zum Anlass, um über eine eigentlich alte Idee nachzudenken.
Die Idee, dass die jeweilige Ausdrucksform von ästhetischen, also künstlerischen Schöpfungen eigentlich eher eine Art Hülle für die dahinterliegende „poetische“ Idee, den Schöpfungsgedanken, die Inspiration ist, ist nicht neu.
Eigentlich ist sie recht alt und in vielerlei Hinsicht scheint die Vorstellung, dass sich ein wahrhaftiges Genie in verschiedenen Materien, in unterschiedlichen Ausdrucksmitteln äußern kann, überkommen. Die Sicht, dass es weniger auf die Erscheinung – also das, was sicht-, hör-, les- oder auch fühlbar ist – sondern vielmehr auf den Geist ankommt, wirkt heute vielleicht wie ein verzopftes Überbleibsel einer idealistischen – das Wort sagt es schon – Kunstvorstellung. Interessanterweise entwickeln sich künstlerische Prozesse und Produkte aber nicht erst seit gestern in eine Richtung, die zumindest im übertragenen Sinne signifikante Ähnlichkeiten zu der Idee einer universalen Poetik der Kunst aufweist.
Kategorisierung von Kunst ist oft bürokratisch
Zunächst sei erwähnt: Es geht weniger darum, dass sich die Grenzen zwischen bildender und darstellender Kunst, zwischen Musik oder auch Theater, zwischen Performance und Schauspiel auflösen. Beziehungsweise: Es gibt künstlerische Prozesse und Produkte, die sich sowohl in die eine oder auch andere Kategorie hineinfügen. Und ohnehin sind diese Kategorien nur schwerlich nützlich, es sei denn, man nutzt sie, um bürokratischen Strukturen eine Handhabe bei der Einordnung zu gewährleisten. Etwa bei der Frage, ob nun ein Künstler als darstellender Künstler oder als bildender Künstler geführt werden muss. Wobei gerade diese beiden Begriffe im Grunde relativ eindeutig scheinen.
Ein Architekt oder ein Bildhauer wird schwerlich als Darstellender Künstler durchgehen und eine Schauspielerin vice versa schwerlich als bildende. Doch ist die Sache nicht so einfach wie sie scheint, denn es geht vielmehr darum, in welchem Kontext eine bestimmte Kunst auftritt, welcher Tradition sie sich verpflichtet sieht. Und da wird es schwieriger.
Wieso? Nun, es gibt inzwischen beispielsweise zahllose Choreografen, die ihre Arbeiten auch in Museen zeigen, oft bisweilen in einer Art bearbeitet, dass ihre Choreografie zumindest temporär einen Charakter erhält, als wäre sie eine lebendige Installation.