Verleger startet seine Zweit-Karriere mit Picasso

Erwin Fey verkaufte seine Bildagentur an Bill Gates und gründete einen Verlag für Fotografie und Kunst.

Düsseldorf. Düsseldorf ist die Stadt der Künstler, nicht der Kunst-Verlage. Das will die Feymedia-Verlagsgesellschaft ändern, die seit einigen Monaten ein großartiges Buch nach dem anderen herausbringt. Die Firmengeschichte ist so ungewöhnlich wie der Lebenslauf ihres Inhabers.

Erwin Fey ist von Haus aus Jurist, stieg bei den Kölner Stadtwerken vom Vorstandsassistenten zum Personalchef auf und gründete nach der Wende mit Kollegen eine Beratungsgesellschaft für notleidende Unternehmen.

Als Sanierer tauchte er in Düsseldorf auf, um die Bildagentur Zefa vor dem Konkurs zu retten. Er wusste bei der Übernahme nichts über eine Bildagentur, aber er lernte schnell, Bilder zu vermarkten.

Seine Erfolgsgeschichte endete 2004, als er Zefa zur drittgrößten Bildagentur weltweit gemacht hatte und an den Konkurrenten Corbis Images und damit an Bill Gates verkaufte.

Über die vereinbarte Summe herrscht Stillschweigen. Fey verpflichtete sich, das Geschäft der Bildagentur aufzugeben und in den drei folgenden Jahren nichts Neues anzufangen.

2008 legte er wieder los. Er eröffnete mit ehemaligen Mitarbeitern sein neues Büro an der Kaiserswerther Straße. "Wir hatten nichts als die Idee im Kopf, einen Verlag für zeitgenössische Kunst zu gründen." Das erste Buch erschien 2009. Seine außergewöhnlichen Fotos verraten den Profi.

Erwin Fey wurde in den alten Archiven fündig, die er von seiner früheren Tätigkeit kannte. Sygma etwa, heute wie fast alles im Besitz von Bill Gates, hat einen Fundus von 50 Millionen Reportage-Aufnahmen, aus denen Feymedia auswählen konnte.

Das Bettmann-Archiv, ebenfalls im Besitz von Bill Gates, bietet Ikonen der Fotogeschichte, deren Originale heute in einem Kühlschrank in Pennsylvania lagern.

Opulente Bildbände über die bedeutendsten Kunstmessen der Welt, die Päpste, die Meisterwerke von Albert Watson und immer wieder über Picasso, aufgenommen von Berühmtheiten wie Robert Capa, Man Ray oder Edward Quinn, lassen aufmerken. "Wir begeben uns nicht in die Niederungen der Massenartikel", sagt Fey. "Wir suchen nach Juwelen der Fotogeschichte."

Auf die Dauer will sich der Verleger nicht auf Fotografie beschränken, sondern die zeitgenössische, moderne Kunst einbeziehen. Für den richtigen Einstieg zur Kunst hat er einen Beirat gegründet. Er besteht aus Werner Spies (73), pensionierter Professor der Kunstakademie und Spezialist für Picasso, Max Ernst und den Surrealisten.

Udo Kittelmann (52) ist Direktor der Nationalgalerie Berlin und damit Chef von so renommierten Häusern wie der Alten wie Neuen Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof sowie den beiden Museen Berggruen und Scharf-Gerstenberg.

Dritter im Bunde ist der Düsseldorfer Helge Achenbach (58), Kunstberater und Mitbegründer der Sammlung Rheingold. Die Strategie beschreibt Fey so: "Wir beraten gemeinsam die Themen. Die Beiratsmitglieder haben das Fachwissen und die Verbindungen zum Kunstmarkt.

So finden wir Zugang zu Künstlern, Ausstellungen und Veranstaltungen." Parallel zu den Büchern werden Editionen herausgegeben, mit der Unterschrift beispielsweise des Picasso-Fotografen Lucien Clergue aus Arles in Südfrankreich.

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